# taz.de -- Wiederwahl von Söder in Bayern: Rechter Spuk im Plenarsaal
       
       > Rassistische Parolen und höhnisches Gelächter: Die AfD-Fraktion macht die
       > Ministerpräsidentenwahl in Bayern zu einem unwürdigen Spektakel.
       
 (IMG) Bild: Daniel Halemba hatte der bayerischen AfD in den vergangenen Tagen ein paar Extra-Schlagzeilen beschert
       
       München taz | Eigentlich kam der Bayerische Landtag am Dienstagvormittag
       nur zu einem Zweck zusammen: um den Ministerpräsidenten zu wählen. Wichtig,
       klar, aber eigentlich auch nicht viel mehr als eine Formsache. Doch dann
       gab diese zweite Sitzung des neuen Parlaments auch schon [1][einen
       Vorgeschmack auf das, was diese Legislaturperiode so alles mit sich bringen
       könnte]: An einem respektvollen Miteinander, das war offensichtlich, ist
       hier nicht allen gelegen.
       
       Immer wieder tritt die [2][nach der Wahl deutlich gestärkte AfD-Fraktion]
       lautstark in Erscheinung, pöbelt, quittiert Redebeiträge der demokratischen
       Parteien mit höhnischem Gelächter. Während CSU-Fraktionschef Klaus
       Holetschek gerade in seiner Rede den bisherigen Ministerpräsidenten Markus
       Söder zur Wiederwahl vorschlägt, tauscht man in der ganz rechten Ecke des
       Plenarsaals die Sitze, die Kollegen holen Daniel Halemba vor in die dritte
       Reihe, nehmen ihren Jüngsten in die Mitte. Die Botschaft ist klar: Du bist
       einer von uns. Wir stehen hinter dir. Die Kollegen machen noch schnell ein
       Selfie mit dem Nachwuchsstar.
       
       Halemba hatte der bayerischen AfD in den vergangenen Tagen ein paar
       Extra-Schlagzeilen beschert: Mit Haftbefehl wurde er von der Polizei
       gesucht, bis zum Zugriff am Montagvormittag. Während der Landtag zu seiner
       konstituierenden Sitzung zusammenkam, stand der AfD-Politiker in Würzburg
       vor dem Ermittlungsrichter. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Halemba der
       Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher
       Organisationen.
       
       Am Montagabend jedoch hatte das Amtsgericht Würzburg entschieden, den
       Haftbefehl unter Auflagen außer Vollzug zu setzen. Einmal wöchentlich muss
       sich der 22-Jährige an seinem Wohnsitz Würzburg bei der Polizei melden.
       Außerdem ist ihm der Kontakt zu Mitgliedern der Burschenschaft „Teutonia
       Prag zu Würzburg“ untersagt, deren Mitglied Halemba ist. Neben Halemba
       richten sich die Ermittlungen gegen vier weitere der Burschenschaftler.
       
       ## AfD-Fraktionschefin: „Ziehen Sie sich warm an“
       
       AfD-Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner hatte im Zusammenhang mit der
       Festnahme am Montag bereits von „staatlicher Repression“ gesprochen. In
       ihrem ersten Redebeitrag vor dem neuen Landtag schockiert sie dann den
       Großteil des Plenums, indem sie von lebensgefährlichen „sogenannten
       Impfungen“ sprach, zu denen die Regierung die Menschen in der Pandemie
       gezwungen habe, und krude rassistische Parolen schwang. Von
       „gesetzeswidriger Merkelscher Masseninvasionspolitik“ sprach sie, in deren
       Folge „Messerstecher“ und „Gruppenvergewaltiger“ ins Land gekommen seien.
       Asylbewerber lebten hier wie im Schlaraffenland, während so mancher
       deutsche Rentner Pfandflaschen sammeln müsse.
       
       Der Ton, auf den sich der Landtag für die kommenden Jahre einstellen muss,
       ist gesetzt. „Der Wind in dieser Legislaturperiode wird sich noch mal
       verstärken“, drohte Ebner-Steiner den Regierungsparteien. „Ziehen Sie sich
       warm an.“
       
       ## Söder mit gepflegtem Understatement
       
       Am deutlichsten reagierte Florian Streibl auf den rechtsradikalen
       Redeschwall der AfD-Politikerin: „Wenn es eine Schande für Bayern gibt,
       dann hat sie soeben gesprochen“, begann der Fraktionschef der Freien Wähler
       seine Rede unter heftigem, lang anhaltenden Applaus der demokratischen
       Parteien. Auch Holetschek wandte sich später noch einmal direkt an die
       AfD-Fraktion: Im Landtag sei kein Platz für Hetze. Die AfD wolle mit kruden
       Thesen das Land spalten. „Wir werden Sie entlarven mit dem, was Sie hier
       vorhaben.“
       
       Inmitten des teils unwürdigen Starts in die Legislaturperiode wurde dann
       doch auch noch ein Ministerpräsident gewählt. 120 Abgeordnete stimmten für
       Söder, so viele, wie Mitglieder der Koalitionsparteien anwesend waren.
       
       Der Wiedergewählte erwähnte dann noch, was Bayern für ein Superland sei und
       dass es die Ehre seines Lebens sei, dieses Land zu führen und „in der
       Tradition ganz großartiger Ministerpräsidenten“ zu stehen, „deren Maß und
       Größe ich persönlich nie erreichen werde“. Es darf jedoch vermutet werden,
       dass er in dieser Hinsicht ausnahmsweise auch Widerspruch dulden würde.
       
       31 Oct 2023
       
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