# taz.de -- Abschwung in Deutschland: Die Schuldenbremse muss weg
       
       > Die Konjunktur lahmt derzeit, die Situation ist schlechter als die
       > Zahlen. Nötig sind jetzt mehr öffentliche Investitionen.
       
 (IMG) Bild: Investieren statt sparen – dann ist wie hier in Duisburg auch mal eine Brücke drin
       
       Deutschlands Wirtschaftsleistung ist im Sommer geschrumpft. Um 0,1 Prozent,
       genauer gesagt. [1][Ist das Land damit der kranke Mann Europas?] Die
       Antwort, um im Bild zu bleiben: Einen Herzinfarkt hatte das Land noch nicht
       – doch die Cholesterinwerte sind viel zu hoch. Und daran ist das Land
       selbst schuld. Es muss sich also verändern, bevor es zu spät ist.
       
       Zwar ist der Rückgang weit entfernt davon, ein Beinbruch zu sein. Auch
       befindet sich das Land per Definition noch nicht in einer Rezession: Dafür
       müsste die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen
       sinken – und im vorletzten Quartal wuchs sie noch. Doch hätte die hiesige
       Wirtschaft nach Jahren der Coronakrise eigentlich deutlich wachsen müssen.
       Die Situation ist also schlechter, als die jetzigen Zahlen zunächst
       suggerieren.
       
       Weil die Lage alles andere als rosig ist, sucht die Politik schon länger
       nach der richtigen Therapie. Doch die Meinungen gehen weit auseinander, wie
       diese aussehen sollte. So meint FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai,
       [2][dass eine „solide Finanzpolitik“] die Grundlage für ein „nachhaltiges
       Wachstum“ sei. Will heißen: das Land soll einfach sparen, den Gürtel enger
       schnallen, nur die Hälfte essen.
       
       Nur ist das genau die falsche Therapie. Die Konjunktur lahmt derzeit,
       gerade weil die Menschen zu wenig konsumieren, sich weniger leisten können.
       So ist die Friss-die-Hälfte-Diät auch bei zu hohen Blutfettwerten meist
       kontraproduktiv, weil sie nicht nachhaltig ist. Stattdessen ist eine
       Ernährungsumstellung angesagt. Und mehr Bewegung.
       
       ## Weg mit der Schuldenbremse
       
       Genug zu tun gibt es auf jeden Fall: Die Kluft zwischen Arm und Reich ist
       viel zu groß; [3][die öffentliche Infrastruktur muss in vielen Teilen
       dringend erneuert werden], und last but not least will die ökologische
       Transformation gemeistert werden.
       
       Dafür muss das Land eine Sache loswerden: die Schuldenbremse, denn die
       bremst die nötigen Investitionen aus. Doch dafür haben Teile der
       Ampelkoalition das falsche Mindset, hängen noch viel zu sehr an der
       Schuldenbremse, die auch unternehmensnahe Ökonomen für überholt halten.
       Würden sie sich davon lösen, werden auch die Werte besser.
       
       30 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/arbeitsmarkt-konjunktur-bip-arbeitsagentur-jobmarkt-arbeitslosigkeit-100.html
 (DIR) [2] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-10/bijan-schuldenbremse-fdp-esken-spd
 (DIR) [3] /Oekonom-ueber-Verteilungsgerechtigkeit/!5575681
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simon Poelchau
       
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