# taz.de -- Lehrer*innenmangel in Berlin: Die Lücke steckt in der Ausbildung
       
       > An den Berliner Schulen fehlen im aktuellen Schuljahr weniger
       > Lehrer*innen als befürchtet. Das bedeutet nicht, dass die Schulen
       > aufatmen können.
       
 (IMG) Bild: Sicher zur Schule-Aktion des ADAC an einer Berliner Grundschule
       
       Es ist erst einmal eine gute Nachricht, dass letzten Endes doch nur rund
       700 Lehrer*innen an Berlins öffentlichen Schulen fehlen. Vor den
       Sommerferien hatte es noch geheißen, dass die Schulen wohl mit einem Mangel
       von rund 1.460 Lehrer*innen klarkommen müssten. Nun konnte die
       Senatsbildungsverwaltung mehr Personen als gedacht einstellen. Der Mangel
       ist damit sogar etwas geringer als im vergangenen Schuljahr, als knapp
       1.000 Lehrer*innen fehlten. Heißt das, die Schulen können aufatmen?
       
       Wohl eher nicht. Denn der Blick hinter die reine Zahl zeigt: Die Kräfte,
       die nun neu an die Schulen kommen, sind [1][zum Großteil nicht grundständig
       als Lehrer*innen ausgebildet]. Dass sich doch mehr Menschen für den
       Beruf als Lehrer*in begeistern ließen, führt Bildungssenatorin Katharina
       Günther-Wünsch (CDU) auf die wieder mögliche Verbeamtung zurück, auf
       Flexibilität bei den Einstellungen und auf ihre [2][verlängerte Liste der
       Ersatzberufe, aus denen Schulen alternativ Menschen für Tätigkeiten
       außerhalb des Unterrichts] einstellen können.
       
       Unterrichten werden nun wieder mehr Schulneulinge. Mehr als die Hälfte der
       2.446 eingestellten Mitarbeiter*innen sind Quereinsteiger*innen
       oder „Sonstige Lehrkräfte“. Und während [3][Quereinsteiger*innen
       zumindest noch ein geregeltes Verfahren zur Qualifikation inklusive
       Referendariat] durchlaufen, gibt es für die „Sonstigen“ (die etwa ein
       Drittel der Neuen ausmachen) bisher keine solche geregelte
       Weiterqualifizierung. Denn darunter fallen neben Student*innen und
       Pensionär*innen auch Mitarbeiter*innen, die nur ein schulrelevantes
       Fach studiert haben und daher schon formal gar nicht erst in den
       Quereinstieg kommen können.
       
       ## Fortbildungen sollen verbindlich werden
       
       Das bedeutet: Diejenigen, die nun die Lücke füllen, [4][bringen selbst oft
       Lücken in der eigenen Ausbildung mit]. An den Schulen werden
       Kolleg*innen Zeit und Energie aufwenden müssen, um den Neulingen unter
       die Arme zu greifen. Die Verwaltung prüft, welche Fortbildungen für diese
       Personen verbindlich werden sollten, um vor allem ihr pädagogisches Können
       zu verbessern. Aber auch dafür braucht es Zeit, die andere auffangen
       müssen. An den Schulen wird sich so schnell nichts entspannen. Schon für
       die kommende Woche haben Lehrer*innen erneut Streiks für mehr Entlastung
       angekündigt.
       
       Und noch etwas versteckt sich in den Zahlen: Im Durchschnitt fehlt zwar
       eine Lehrer*in pro Schule, aber der Mangel ist sehr ungleich verteilt.
       Regional fehlen am meisten Lehrer*innen an Schulen in
       Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg. Und bei den Schulformen leiden neben
       den Berufs- und Förderschulen auch besonders Grundschulen unter dem Mangel.
       
       Mit letzteren sind also ausgerechnet die Schulen unterversorgt, an denen
       die Grundlagen gelegt werden. Deshalb bleibt die Herausforderung groß. Die
       Senatorin hat schon Ideen, wie sie möglicherweise mit Workshops für die neu
       eingestiegenen Lehrer*innen [5][die Qualität des Unterrichts verbessern
       und sichern] will. Doch ihre Ideen sind bisher vage. Sie sollte sie zügig
       konkretisieren.
       
       7 Oct 2023
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uta Schleiermacher
       
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