# taz.de -- Bremer Asta knickt vor FDP ein: Linksradikale fördern!
       
       > Der Bremer Asta hätte zu Ende Gelände und der Interventionistischen
       > Linken stehen sollen. Warum lässt er sich vom Verfassungsschutz
       > reinquatschen?
       
 (IMG) Bild: Früher wurde an der Universität Bremen noch protestiert. Und heute?
       
       Lieber Asta der Uni Bremen,
       
       eure Distanzierung von linken Gruppen im Rahmen der „kritischen
       Orientierungswoche“ auf Druck der FDP wirft Fragen auf. Erstens: Merkt ihr
       noch was? Es ist doch der Auftrag der Verfassten Studierendenschaft, die
       Interessen der Student*innen gegenüber der Hochschule, dem Staat und der
       Gesellschaft zu vertreten. Diesen Anspruch habt ihr über Bord geworfen.
       
       Die FDP hatte sich beim Bremer Senat beschwert, dass der Asta bei seiner
       Orientierungswoche für Erstsemester-Studierende [1][auch linke Gruppen wie
       „Ende Gelände“ und die Interventionistische Linke (IL) eingeladen hat]. Die
       führt der Verfassungsschutz unter dem Kapitel „Linksextremismus“. Na und?
       Der Verfassungsschutz macht viel, wenn der Tag lang ist. Die Aufklärung der
       NSU-Morde verhindern, jahrelang einen rechtsextremen Präsidenten an seiner
       Spitze dulden, rechtsextreme Strukturen mittels V-Männern ausbauen, rechte
       Attentäter aus den Augen verlieren oder als nicht bedrohlich einschätzen.
       
       Warum sollte man sich von der [2][unseriösesten aller Behörden] in sein
       Programm pfuschen lassen? Dass die FDP das gern hätte, und auch die CDU
       aufspringt, ist billiger Populismus von der Oppositionsbank. Lasst euch
       doch nicht so leicht unter Druck setzen!
       
       ## Die Uni-Leitung hätte den Asta unterstützen müssen
       
       Im Interesse der Studierenden ist es, Erstsemester über die Möglichkeiten
       politischen Engagements zu informieren. Antifaschistische, postautonome und
       Klimagruppen gehören selbstverständlich dazu. Die Interventionistische
       Linke und Ende Gelände sind keine klandestinen Terrorzellen, sondern
       seriöse, bundesweit etablierte, linksradikale Zusammenschlüsse. Natürlich
       dürfen sie an Unis ihr Programm vorstellen und um Nachwuchs werben. Die
       kritisch denkende, emanzipierte Zivilgesellschaft dankt es ihnen
       hoffentlich.
       
       Auch die Uni-Leitung müsste sich schützend vor den Asta stellen. Es gehört
       doch fundamental zum Bildungsauftrag der Universitäten, Studierende zum
       kritischen Denken und Infragestellen der bestehenden Verhältnisse zu
       animieren. Studierende, die das nicht möchten, können zur Liberalen
       Hochschulgruppe oder zum Ring Christlich-Demokratischer Studenten gehen, es
       steht ihnen frei.
       
       Anders als die FDP meint, können auch Erstsemester selbst entscheiden,
       wohin sie sich orientieren möchten. Das ist doch zentraler Bestandteil der
       akademischen Ausbildung: herauszufinden, in welche Richtung man gehen
       möchte, Interessen vertiefen, sich entsprechend organisieren.
       
       Zumal in Bremen! Die Uni Bremen wurde in den 1970er-Jahren als
       Reformuniversität gegründet. Sie stand für [3][linke Ideen, alternative
       Lernkonzepte], den Bruch mit elitären Traditionen und Hierarchien. Doch
       dann kamen Bachelor und Master, Exzellenzinitiativen, Forschungsrankings
       und Drittmittel-Druck. Die ehemals „rote Kaderschmiede“ hat sich zu einer
       stinknormalen, neoliberalen Universität entwickelt. Umso wichtiger wäre es,
       selbstbewusst linksradikales Engagement zu verteidigen, wo es noch welches
       gibt. Es ist noch nicht zu spät, lieber Asta! Wie wäre es mit einer
       Veranstaltungsreihe zu „Linksradikalismus für Einsteiger*innen“?
       
       12 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /FDP-macht-erfolgreich-Panik/!5965874
 (DIR) [2] https://www.dw.com/de/der-verfassungsschutz-und-seine-skandale/a-45500690
 (DIR) [3] /Klimaaktivistinnen-besetzen-Hoersaele/!5928860
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Schipkowski
       
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