# taz.de -- Aus für geplanten Nationalpark Ostsee: Der CDU fehlt der Weitblick
       
       > Schleswig-Holsteins CDU begräbt die Pläne zur Einrichtung des
       > Nationalparks Ostsee. Daniel Günther sei vor Protesten eingeknickt,
       > beklagt der Nabu.
       
 (IMG) Bild: Bei den Nationalpark-Gegner:innen: Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) auf Fehmarn im August
       
       Hamburg taz | Was der schleswig-holsteinischen CDU unter Ministerpräsident
       Daniel Günther neuerdings [1][zur Rettung der Ostsee] vorschwebt, hält der
       Geschäftsführer des Nabu-Landesverbands, Ingo Ludwichowski, für
       „entlarvend“, „scheinheilig“ und „lausig“. Statt, wie im schwarz-grünen
       Koalitionsvertrag vereinbart, zunächst die Einrichtung eines streng
       geschützten Nationalparks zu prüfen, zauberte die CDU Anfang dieser Woche
       einen Sechspunkteplan aus dem Hut, um mit Einzelmaßnahmen den ökologischen
       Zustand vor der Ostküste des Landes zu verbessern.
       
       „Die Vorschläge zeigen leider, was wir schon befürchtet hatten: Sie sind
       kein Schutz der Ostsee, sondern nur leere Lippenbekenntnisse“, sagt
       Ludwichowski. Kaum Verbindliches finde sich in dem Plan, vor allem setze
       die CDU auf den guten Willen wirtschaftlicher Akteure etwa aus der
       Tourismusbranche, der Fischerei oder des Hafenwesens. Und wenn es um die
       [2][Beseitigung der Munitionslasten] geht, schiebe die CDU die
       Verantwortung an den Bund ab.
       
       Dabei hatte Ludwichowski in den vergangenen Monaten gehofft, dass der
       Ministerpräsident, der bisher hinter dem Vorhaben des grünen
       Koalitionspartners stehe, seine CDU trotz Attacken von
       Nationalparkgegner:innen auf Linie halte.
       
       „An der Westküste gab es damals doch auch diesen Radau“, sagt Ludwichowski
       und spielt auf die Errichtung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches
       Wattenmeer in der Nordsee an. Beschlossen hatte den 1985 die
       alleinregierende CDU – gegen den Willen weiter Teile der
       Küstenbewohner:innen. Die sorgten sich besonders wegen Einschränkungen der
       Fischerei und der Landwirtschaft.
       
       ## Nationalparks fördern Tourismus sogar
       
       „Aber damals war die CDU weitsichtiger“, so Ludwichowski. Heutzutage werde
       schließlich nicht nur der Schutz des Wattenmeers allgemein als ökologisch
       sinnvoll erkannt – das Land profitiere sogar davon, denn nach der
       Errichtung hat sich [3][der Tourismus zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor
       entwickelt.] „Es gibt nirgendwo auf der Welt einen [4][Nationalpark], der
       dem Tourismus geschadet hat“, sagt Ludwichowski. Selbst der damals
       befürchtete Einbruch in der Landwirtschaft ist ausgeblieben.
       
       „Auch heute hätte die CDU wieder politische Verantwortung übernehmen müssen
       und sich über die temporären Befindlichkeiten mancher Akteure hinwegsetzen
       müssen“, sagt der Nabu-Geschäftsführer. Nun müsse sich die CDU auf
       unangenehme Zeiten einstellen: „Wir werden für jedes Versprechen aus dem
       CDU-Plan immer und immer wieder Maßnahmen einfordern. Dann wird sich
       schnell die Doppelzüngigkeit zeigen.“
       
       15 Sep 2023
       
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 (DIR) André Zuschlag
       
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