# taz.de -- Taiwans Präsidentin in Eswatini: Besuch beim letzten Verbündeten
       
       > Tsai Ing-wen betont die Freundschaft zwischen Taiwan und Eswatini. Doch
       > ihre Reise zeigt, wie politisch isoliert ihr Land in Afrika ist.
       
 (IMG) Bild: Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen trifft sich mit Eswatinis König Mswati III. im königlichen Palast in Ludzidzini am 5. September 2023
       
       Taipei taz | Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen hat am Freitag ihren Besuch
       in Eswatini, ehemals Swasiland, beendet. Auf der abschließenden
       Pressekonferenz versuchte sie die konkrete Zusammenarbeit der Länder in den
       Vordergrund zu stellen: „Egal ob in der Landwirtschaft, medizinischen
       Versorgung, Berufsbildung oder Unterstützung von Frauen, überall stehen
       große gemeinsame Erfolge zu Buche.“
       
       Taiwan unterstützte Eswatini während der Coronapandemie mit medizinischen
       Hilfsgütern. Tsai besuchte diese Woche unter anderem ein mit taiwanischen
       Mitteln errichtetes Krankenhaus in der administrativen Hauptstadt Mbabane.
       Zudem will Taiwan Eswatini beim Aufbau der Infrastruktur von dessen
       nationaler Ölreserve unterstützen.
       
       ## China noch ohne Stellungnahme
       
       China hielt sich zunächst mit einer Reaktion auf den Besuch zurück. [1][Die
       Volksrepublik lässt es nicht zu, dass Staaten zugleich mit Taiwan und China
       diplomatische Beziehungen unterhalten]. Im Zuge des jüngsten
       Regierungsbesuchs des taiwanischen Vizepräsidenten und
       Präsidentschaftskandidaten William Lai [2][in Paraguay, Taiwans letztem
       Verbündeten in Südamerika, hatte die Regierung in Peking noch scharfe
       Kritik geübt]. Lai hatte auf dem Hin- und Rückweg auch Kurzbesuche in den
       USA absolviert.
       
       Eswatini ist Taiwans letzter diplomatischer Verbündeter in Afrika und eines
       von nur noch 13 Ländern weltweit, das Taiwan als souveränen Staat
       anerkennt. In Afrika unterhält Taiwan zudem enge Beziehungen zu Somaliland,
       das seit seiner Abspaltung von Somalia 1991 faktisch unabhängig ist, aber
       außer von Taiwan von keinem anderen Land der Welt anerkannt wird. Taiwan
       und Somaliland sind beide nicht in den Vereinten Nationen vertreten.
       
       Zwei Wochen vor Tsais Besuch in Eswatini war [3][Chinas Staatschef Xi
       Jinping für den BRICS-Gipfel nach Südafrika] gereist und hatte sein Land
       gegenüber den Staaten des Globalen Südens aufs Neue als Garanten für
       wirtschaftliche Entwicklung und Stabilität dargestellt. Nur gut 300
       Kilometer trennen den Gipfelsitz Johannesburg von Eswatinis Hauptstädten
       Mbabane und Lobamba.
       
       ## Politische Unruhen in Eswatini
       
       Eswatini hat rund 1,2 Millionen Einwohner*innen, bei einer
       Wirtschaftsleistung von unter einem Prozent derjenigen Taiwans. [4][Das
       Land ist Afrikas letzte absolute Monarchie]. König Mswati III. regiert seit
       1986. Politisch galt Eswatini lange als autokratisch, aber relativ stabil.
       
       Seit 2021 starben bei einer Reihe von Protesten gegen die autoritäre
       Regierung und Elitenkorruption jedoch mindestens 27 Menschen. Der Monarch
       bestimmt in Eswatini unter anderem den Premierminister und einen Teil der
       Parlamentsabgeordneten. Kurz vor dem Besuch Tsais war Mbongwa Dlamini,
       Vorsitzender der oppositionell aktiven Nationalen Lehrer*innenvereinigung,
       durch die Regierung seines Amtes enthoben worden.
       
       Anlass des Besuchs von Tsai Ing-wen waren auch die Feiern zum 55. Jubiläum
       der Unabhängigkeit Eswatinis von Großbritannien, zugleich Jahrestag der
       Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Eswatini und Taiwan. König
       Mswati III. spielte in seiner Rede auf die jüngsten Militärputsche unter
       anderem in Niger und Gabun an: „Wir können die Machtkämpfe in Afrika nicht
       ignorieren, insbesondere nicht die Gewalt im nördlichen Teil des
       Kontinents. […] Frieden muss die Priorität sein.“
       
       Tsai Ing-wen ging nicht auf die innenpolitische Lage Eswatinis ein und
       sprach von den bilateralen Beziehungen als „Inbegriff von Fortschritt und
       Entwicklung“. Sie versprach, im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit die
       Rechte von Frauen in Eswatini weiter zu stärken. In Eswatini stehen am 27.
       September Parlamentswahlen an.
       
       8 Sep 2023
       
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