# taz.de -- Einfluss bei Instagram, Tiktok und Co: Fossile Industrie kauft Influencer
       
       > Die Unternehmen wollen junge Menschen dort erreichen, wo sie online zu
       > Hause sind: bei Social-Media-Diensten. Die Methode ist umstritten.
       
 (IMG) Bild: the place to be: Influencer werden von der fossilen Industrie gekauft
       
       Paris afp | „Kommt mit mir ein paar Snacks holen an unserer
       Shell-Tankstelle“, sagt die US-Influencerin The Petrol Princess in einem
       Video im Onlinedienst Tiktok. Normalerweise posiert sie in verschiedenen
       Perücken für ihre 2,7 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, mal mit
       schwarzen Locken, mal mit pinken Strähnen. Dazwischen macht die
       Influencerin Werbung für den britischen Ölkonzern Shell.
       
       So wie The Petrol Princess werben zahlreiche Influencerinnen und Influencer
       auf Plattformen wie Tiktok, Instagram und Twitch neben ihren üblichen
       Inhalten für die großen [1][fossilen Unternehmen]. BP, Chevron, ExxonMobil,
       Shell und Total Energies profitieren von ihrer Reichweite.
       
       „Die [2][fossile Industrie] will sich ein soziales Kapital bei jungen
       Menschen aufbauen“, sagt Melissa Aronczyk, Professorin für Kommunikation
       und Information an der Universität Rutgers. Denn bei vielen jungen Menschen
       hätten die Ölkonzerne wegen der Klimakrise ein schlechtes Image. „Sie
       halten sie nicht nur für überaltert, sondern auch für gefährlich“, erklärt
       Aronczyk.
       
       Mehr als 100 Influencer haben nach einer Zählung der Klima-Nachrichtenseite
       [3][DeSmog] seit 2017 mit großen Ölkonzernen zusammengearbeitet. Darunter
       sind Videospielstreamer, Fußballfans und eine philippinische Großmutter,
       die für Comedy-Videos über ihre Familie beliebt ist.
       
       ## 2020 gut neun Millionen Euro für Werbung auf Facebook
       
       Die Nachrichtenagentur AFP hat Werbevideos von Influencern aus Indien,
       Mexiko, Südafrika und den USA gefunden. Darin machen unter anderem eine
       Hochzeitsplanerin und eine schwangere Mutter Werbung für ein Treueprogramm
       an Tankstellen des Ölkonzerns ExxonMobil. „Wie viele Unternehmen arbeitet
       ExxonMobil mit Influencern zusammen, um die Konsumenten über die Vorteile
       unseres Treueprogramms aufzuklären“, erklärt Konzernsprecherin Lauren
       Knight auf Anfrage.
       
       Eine Sprecherin des Konkurrenten Shell teilt mit, der Konzern bewerbe in
       Onlinediensten seine CO₂-armen Produkte. Zu Werbeverträgen mit Influencern
       für fossile Kraftstoffe machte Shell jedoch keine Angabe. BP, Chevron und
       Total Energies äußerten sich auf die AFP-Anfragen nicht.
       
       Nach Angaben des Thinktanks InfluenceMap haben die Konzerne im Jahr 2020
       umgerechnet gut neun Millionen Euro für Werbung auf Facebook ausgegeben.
       Das gesamte Ausmaß ihrer Werbestrategien ist allerdings schwer zu schätzen,
       weil nicht alle Anzeigen deutlich gekennzeichnet sind.
       
       Für einige Influencer könnten die Werbedeals mit den Ölriesen nach hinten
       losgehen. Sie müssen sich darauf einstellen, dass ihr Ruf darunter leidet
       und Fans enttäuscht reagieren, sagt Duncan Meisel, Direktor der Kampagne
       Clean Creatives.
       
       Das bekamen mehrere Videospielstreamer bereits zu spüren, nachdem sie eine
       von Shell gesponserte Funktion im Onlinespiel Fortnite vorgestellt hatten.
       „Ich verstehe, dass man Geld verdienen muss, aber 2023 noch Werbung für ein
       fossiles Energieunternehmen zu machen, ist keine Lösung“, schrieb ein
       Abonnent unter einem Video der Influencerin Chica auf Instagram. „Ich bin
       mit deinen Videos aufgewachsen, um zu sehen, wie du dich an eins der
       unmoralischsten und unmenschlichsten existierenden Unternehmen verkaufst“,
       hieß es unter dem Beitrag eines anderen Influencers.
       
       „Fossile Energieunternehmen sind die größten Umweltverschmutzer der Welt,
       sie werden von jungen Menschen tief verabscheut“, sagt Duncan Meisel. „Für
       alle, die diese Videos sehen, ist die Taste ‚Nicht mehr Folgen‘ nicht
       weit.“
       
       8 Sep 2023
       
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