# taz.de -- Letzte Generation-Blockadeorte geleakt: Erfüllungsgehilfe der Polizei
       
       > Bild und B.Z. haben geheime Blockadeorte der Letzten Generationen
       > veröffentlicht. Womöglich half das der Polizei, Blockaden zu verhindern.
       
 (IMG) Bild: Immer im medialen Fokus: Die Letzte Generation
       
       Berlins Polizei hat am Montag erstmals in nennenswertem Umfang
       [1][Blockadeaktionen der Letzten Generation] verhindert. Zwar gab es über
       den Tag etwa 40 Straßenblockaden, in 8 Fällen aber konnten
       Polizist:innen frühzeitig einschreiten, 5 Blockaden wurden bereits am
       Morgen verhindert. Zurückzuführen ist das möglicherweise auf die
       Erfahrungswerte über neuralgische Orte und die verstärkte Präsenz mit
       Zivilkräften. Eventuell hat die Polizei ihren Erfolg aber noch einem
       anderen Akteur zu verdanken: Springer.
       
       Die Zeitungen Bild und B.Z. [2][veröffentlichten am Montagmorgen um 7.14
       Uhr] eine Liste mit 22 geplanten Blockadeorten, von der A100 Beusselstraße
       bis zur Schönhauser Allee, aufgeführt mit genauen Koordinaten. Die
       ursprüngliche Überschrift des B.Z.-Artikels: „Hier wollen die Klima-Kleber
       am heute morgen blockieren“ (Fehler im Original).
       
       Die Ortsangaben stammten von der Letzten Generation selbst: Am Vorabend
       hatte diese ausgewählten Journalist:innen einzelne oder mehrere
       Blockadeorte und die Startzeit 7.15 Uhr mitgeteilt – stets mit dem Hinweis
       versehen: „Bitte halten Sie diesen Ort streng geheim und geben ihn unter
       keinen Umständen öffentlich weiter.“ Möglicherweise erreichtenn diese
       Informationen die Springer-Redaktion über Umwege.
       
       Mit der Veröffentlichung der Orte, noch bevor sich dort Blockaden bilden
       konnten, hat Springer nicht nur diese Verabredung gebrochen und damit
       journalistische Standards verletzt, sondern sich auch zum
       Erfüllungsgehilfen der Polizei gemacht.
       
       Konkret hatten die eingesetzten Beamt:innen noch 11 Minuten Zeit, die
       Informationen zu verwerten. Denn verhindert wurden die Blockaden ab 7.25
       Uhr, wie die Polizei auf taz-Anfrage mitteilte. Mindestens an drei der
       öffentlich benannten Örtlichkeiten war die Polizei den Aktivist:innen
       voraus. Die Liste von Springer habe man „selbstverständlich zur Kenntnis
       genommen“, sagt die Polizeisprecherin. Gleichwohl seien Polizeikräfte
       ohnehin an den genannten Örtlichkeiten präsent gewesen. Dass die genauen
       Koordinaten trotzdem eine Hilfe waren, ist zumindest nicht auszuschließen.
       
       ## Springer als politischer Akteur
       
       Springer versucht, die Auflistung als Service für Autofahrer:innen, als
       „Information für die Berlinerinnen und Berliner“ hinzustellen, wie ein
       Unternehmenssprecher auf Anfrage sagte: „Inwieweit durch diese
       Informationen die Polizei Blockaden verhindern konnte, ist uns nicht
       bekannt“, heißt es. Man darf dabei getrost davon ausgehen: Es wäre für
       Springer kein Problem und wurde genauso einkalkuliert. Überraschend ist das
       nicht für ein Medienhaus, das Klimaaktivist:innen – „Klima-Chaoten“ –
       regelrecht bekämpft und verhöhnt, die Polizei aber gegen jede Kritik
       verteidigt.
       
       Springers Bestreben, selbst Politik zu machen, schadet nicht nur der
       Klimapolitik, sondern auch dem Journalismus. Denn dieser verliert auf diese
       Weise weiter an Vertrauen. Leidtragende sind auch andere Journalist:innen,
       gerade auch freie Fotograf:innen, die angewiesen sind auf vertrauliche
       Infos ihrer Quellen und damit ihr Geld verdienen müssen. Dieser
       Informationsfluss aber wird gefährdet, wenn die Weitergabe für
       Aktivist:innen eine Gefahr bedeutet. Danke Springer.
       
       19 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Letzte-Generation-blockiert-in-Berlin/!5958135
 (DIR) [2] https://twitter.com/retep_kire/status/1704148776858914958
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Peter
       
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