# taz.de -- Obdachloser mit Kartenleser: Mit Bestätigungsmail für die Spende
       
       > Ein Obdachloser taucht in einem Café auf und fragt nach Bargeld. Gäste
       > entschuldigen sich, keins dabei zu haben – doch er kennt einen anderen
       > Weg.
       
 (IMG) Bild: Kartenzahlung ist unter Obdachlosen in Deutschland noch nicht so verbreitet
       
       Ich saß in einem Café in Kreuzberg, [1][als ein Obdachloser auftauchte]. Er
       war schon älter, das Leben auf der Straße hatte seine Spuren hinterlassen.
       Er lief zu einem Tisch, an dem zwei jüngere Leute saßen, und meinte:
       „Hallo, ich habe keine Zähne und keine Wohnung, dafür viel Hunger. Habt ihr
       vielleicht eine kleine Spende für mich?“ Die Frau schüttelte den Kopf,
       sagte freundlich: „Nein, tut mir leid.“ Und der Mann meinte: „Ich hab
       leider auch kein Bargeld dabei.“ Anstatt weiterzuziehen, holte der
       Obdachlose etwas aus seiner Umhängetasche heraus. Es war ein kleines
       Kartenlesegerät.
       
       „Kein Problem, du kannst auch mit Karte spenden. Wie viel möchtest du mir
       denn geben?“ Verwunderte Blicke. „Äh, zwei Euro“, sagte der Mann und holte
       zaghaft seine Kreditkarte aus dem Geldbeutel.
       
       Der Obdachlose tippte etwas in sein Smartphone und hielt dem Mann das
       kleine Gerät vors Gesicht. Dieser legte seine Karte darauf, ein leises
       Piepgeräusch ertönte und schon war das Spendengeschäft abgewickelt. „Vielen
       Dank“, sagte der Obdachlose und verstaute Handy und Kartenlesegerät wieder
       in seine Umhängetasche. Es dauerte vielleicht zwei Minuten, bis der Mann am
       Nebentisch aufsprang und losrannte. „Was ist passiert?“, fragte ich die
       Frau. Sie lächelte und meinte, dass er gar nicht darauf geachtet habe,
       welche Summe er mit seiner Karte gespendet hätte.
       
       Wenig später kam der Mann zurück und musste erst mal lachen. „Er hat mir
       tatsächlich eine Bestätigungsmail für die Spende in Höhe von zwei Euro
       geschickt.“ Er zeigte uns die Mail. „Vielleicht haben wir ja gerade die
       Zukunft gesehen“, meinte ich. „Ist ja eigentlich voll die gute Idee für
       Obdachlose, [2][wenn immer weniger Leute Bargeld einstecken haben]“, sagte
       der Mann, der auch ein wenig stolz wirkte, sich auf dieses Novum
       eingelassen zu haben.
       
       26 Jul 2023
       
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