# taz.de -- Massaker eines Soldaten: Die eigene Familie ermordet
       
       > Ein Soldat in der kongolesischen Bürgerkriegsprovinz Ituri kommt vor
       > Gericht: Er hat seine Frau, Schwiegermutter und Kinder erschossen.
       
 (IMG) Bild: Soldaten der Demokratischen Republik Kongo (Archivbild)
       
       Berlin taz | Ein Soldat der Demokratischen Republik Kongo tötet Zivilisten
       – das wäre normalerweise keine Nachricht. Was am vergangenen Samstagabend
       im Fischerdorf Nyakova in der nordostkongolesischen Provinz [1][Ituri]
       geschah, hat nun aber landesweite Aufmerksamkeit erregt.
       
       Der Soldat der Marinebasis 332 in Kasenyi [2][am Albertsee, der Kongos
       Grenze zu Uganda bildet], eröffnete bei seiner Heimkehr aus seinem
       Einsatzort ins Dorf gegen 22.30 Uhr das Feuer auf seine Schwiegerfamilie,
       weil diese seinen verstorbenen Sohn beigesetzt hatte, ohne auf ihn zu
       warten. 14 Menschen starben, darunter seine Ehefrau, seine Schwiegermutter
       und zehn Kinder, zwei davon seine eigenen.
       
       Die Marinebasis 332 ist ein wichtiger Stützpunkt von Kongos Armee im Kampf
       gegen Ituris bewaffnete Gruppen, die sich auf ethnischer Basis rekrutieren
       und grausame Massaker begehen; 1,7 Millionen Menschen, ein Drittel der
       Bevölkerung der Provinz, sind [3][auf der Flucht].
       
       Die Armee trägt oft selbst zur Unsicherheit bei, sie schützt Vertriebene
       nicht und ihr Verhalten lässt zu wünschen übrig. [4][Vor drei Jahren]
       wurden zehn Soldaten der Marinebasis 332 zu je zehn Jahren Haft verurteilt,
       weil sie aus Wut über einen Milizenangriff in einem Dorf in die Luft
       schossen und von den verängstigten Dorfbewohnern für Milizionäre gehalten
       wurden. Die eigene Familie zu töten, weil ein Familienmitglied tot ist,
       fällt ungefähr in diese Kategorie militärischer Logik.
       
       Bei dem Vorfall vor drei Jahren erfolgten die Verurteilungen wegen
       Munitionsverschwendung und Rebellion. Im aktuellen Fall dürfte die Anklage
       des Militärstaatsanwalts um einiges härter ausfallen, und bei Mord werden
       Militärangehörige in der Demokratischen Republik Kongo gemeinhin zum Tode
       verurteilt, wenngleich es nie zu Hinrichtungen kommt.
       
       Immerhin entgehen sie damit der Volksjustiz, die nach einem
       Vierteljahrhundert Krieg im Osten des Landes durchaus rabiat vorgehen kann.
       Als vor zwei Monaten Soldaten in der Stadt Beni einen Schüler erschossen,
       kam der Täter in Militärgewahrsam – die Bevölkerung, die seiner habhaft
       werden wollte, lynchte daraufhin einen anderen Soldaten.
       
       Die Häufung von Volks- und Selbstjustiz, wobei oft Unschuldige getötet
       werden, hat diese Woche zu Krisengesprächen in der Millionenstadt Goma
       zwischen zivilgesellschaftlichen Gruppen, der Polizei und der UN-Mission im
       Kongo geführt.
       
       Der Killer von Nyakova sitzt nun in Untersuchungshaft. Nach einem Tag auf
       der Flucht wurde er in der Nacht zu Montag [5][in der Nähe des Tatorts
       gefasst] und von Soldaten vor dem Volkszorn gerettet. Ihm soll öffentlich
       der Prozess gemacht werden.
       
       25 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] /Konflikt-im-Kongo/!5492372
 (DIR) [3] https://reliefweb.int/attachments/d4ddf68f-53eb-4328-83f9-9cf28594ff03/Situation%20Humanitaire%20%239_Ituri_21%20juillet%20Final%20(1).pdf
 (DIR) [4] https://7sur7.cd/2020/06/24/ituri-10-militaires-de-la-force-navale-comparaissent-en-audience-foraine-devant
 (DIR) [5] ttps://www.radiookapi.net/2023/07/24/actualite/societe/ituri-detention-du-militaire-auteur-du-meurtre-de-13-civils-tshomia
       
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 (DIR) Dominic Johnson
       
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