# taz.de -- Angeblich Strafanzeige erstattet: Schlammschlacht bei der Linken
       
       > Bundestagsabgeordnete Żaklin Nastić wirft dem Hamburger Vorstand vor, ihr
       > Büro betreten und durchsucht zu haben. Es gibt Zweifel an ihren Aussagen.
       
 (IMG) Bild: Sauer auf die Hamburger Parteigenoss:innen: Bundestagsabgeordnete Żaklin Nastić (Linke)
       
       Hamburg taz | Der [1][Streit in der Hamburger Linken] hat in den
       vergangenen Monaten schon für viele Eklats gesorgt, nun geht es munter
       weiter: Die Hamburger Bundestagsabgeordnete Žaklin Nastić wirft Teilen
       ihres Landesvorstandes vor, ihr Büro illegal betreten zu haben und
       möglicherweise gar ihre Unterlagen durchsucht zu haben. Sie habe daraufhin
       Anzeige gegen den Geschäftsführer, dessen Stellvertreterin sowie gegen
       unbekannt wegen Landfriedensbruchs gestellt.
       
       Das teilte sie dem [2][Hamburger Abendblatt mit.] Der Geschäftsführer
       Christoph Timann bestreitet die Vorwürfe, vermutet darin eher ein weiteres
       Manöver von Nastić, gegen den ihr verfeindeten Landesvorstand zu wettern.
       „Das entwickelt sich zur Schlammschlacht“, sagt Timann.
       
       Gegenüber der taz bestätigt Nastić ihre Vorwürfe. „Es handelt sich hierbei
       nicht um eine Vermutung, dass mein Wahlkreis-Büro wiederholt unbefugt von
       Dritten betreten wurde“, sagt Nastić. „Der Landesgeschäftsführer Christoph
       Timann ist erwischt worden, als er gerade dabei war, mein Büro zu
       betreten.“
       
       Dass dabei auch ihre Unterlagen durchsucht worden seien, hält sie für
       denkbar: „Herr Timann – und auch andere – hätten unzählige Gelegenheiten
       gehabt, dort auch Unterlagen anzusehen und zu vervielfältigen“, sagt
       Nastić. Gegenüber dem Abendblatt sprach sie gar von „Stasi-Manier“.
       
       ## Hat Timann bloß ein Paket angenommen?
       
       Nastićs Büro befand sich in den Räumlichkeiten der Landesgeschäftsstelle.
       „Dort ist sie kürzlich ausgezogen und uns noch Miete schuldig“, sagt
       Timann. Als Geschäftsführer hat er einen Schlüssel für dieses Büro – „für
       Notfälle, etwa wenn es brennt, oder auch um an Frau Nastić adressierte
       Pakete abzulegen.“ Das sei auch von früheren Geschäftsführern und früheren
       Bundestagsabgeordneten so gehandhabt worden.
       
       Mitte März sei ein sperriges Paket für Nastić angekommen. Timann und ein
       Mitarbeiter hätten es angenommen und in ihr Büro gestellt. „Daraufhin ist
       sie offenbar auf die Idee gekommen, diese Vorwürfe zu erheben“, sagt
       Timann.
       
       Nastić wiederum betont, Timann sei dort ohne Post in der Hand gesehen
       worden. Und schließlich habe sie ja ein Postfach für diese Zwecke. Timann
       verweist darauf, dass das besagte Paket dort nicht hineingepasst hätte. Den
       Vorfall habe sie mit dem Landesvorstand und auch der Spitze der
       Bürgerschaftsfraktion besprechen wollen, doch der habe Nastićs Vorwürfe
       nicht ernst genommen. Da wiederum widerspricht Timann: Nastić habe sofort
       mit einer Anzeige gedroht, Einladungen zu Vorstandssitzungen habe sie nicht
       angenommen.
       
       Dass die zum Flügel um Sahra Wagenknecht gehörende Nastić nun die Vorwürfe
       öffentlich macht, geschieht wenige Tage, [3][nachdem die Bundesspitze sich
       erstmals klar von Wagenknecht distanziert hatte.] „Die Zukunft der Linken
       ist eine Zukunft ohne Sahra Wagenknecht“, beschloss die Spitze einstimmig.
       
       ## Flügelstreit lähmt Partei seit Monaten
       
       Seit Monaten ist die Partei – insbesondere auf Bundesebene – gelähmt durch
       den Flügelstreit. Die Parteispitze zeigte sich bislang machtlos gegenüber
       dem Wagenknecht-Flügel. Der lanciert seit Längerem die Idee einer
       Abspaltung von der Partei, die aus ihrer Sicht nurmehr von Lifestyle-Linken
       dominiert würde – die hätten die pazifistischen Wurzeln der Partei verraten
       und den Bezug zu den Problemen der vermeintlich einfachen Leute verloren.
       
       Auch in Hamburg geht dieser Riss durch die Landespartei. Hier sind die
       Machtverhältnisse jedoch gegenwärtig eindeutig: Auf dem [4][Parteitag im
       vergangenen September] wurden die Wagenknecht-Anhänger:innen an den Rand
       gedrückt. Der dort gewählte neue Landesvorstand um die beiden Vorsitzenden
       Sabine Ritter und Thomas Iwan hat sich nun klar hinter den Beschluss die
       Bundespartei gestellt.
       
       Damit verbunden hat er die Aufforderung an Nastić, auch sie solle nun ihr
       Bundestagsmandat niederlegen, das sie bei der vergangenen Bundestagswahl
       über die linke Landesliste erhalten hatte: „Die Bundespartei fordert alle
       Bundestagsabgeordneten auf, die an konkurrierenden Parteiprojekten
       arbeiten, ihr Mandat niederzulegen“, heißt es in einer Mitteilung des
       Vorstands. „Dieser Beschluss geht auch an unsere Hamburger
       Bundestagsabgeordnete Żaklin Nastić, um ihr die Gelegenheit zu geben, sich
       zur Frage einer Mandatsniederlegung vor dem Hintergrund der auch ihr
       geltenden Aufforderung des Parteivorstands zu verhalten.“
       
       ## Nastić ruft Bundesvorstand zum Rücktritt auf
       
       Nastić reagierte gegenüber der Jungen Welt umgehend: „Mit diesem Beschluss,
       von dem ich über Twitter erfahren habe, hat sich der geschäftsführende
       Landesvorstand in Hamburg genau wie der Bundesvorstand endgültig als
       politisch verantwortungslos geoutet“, sagte Nastić. [5][Den Bundesvorstand
       wiederum ruft sie nun zum Rücktritt auf.]
       
       Auch in anderen Landesverbänden im Norden geht das Ringen nun weiter: So
       poltert etwa der frühere Landesvorsitzende der niedersächsischen Linken,
       Lars Leopold, gegen den Beschluss der Parteispitze. „Die vom Parteivorstand
       forcierte und von unserem Landesvorstand beklatschte Spaltung unserer
       Partei lehnen wir strikt ab“, gab Leopold zusammen mit weiteren
       Hildesheimer Linken-Mitgliedern bekannt.
       
       Zwar sind Nastićs Vorwürfe gegenüber dem Landesvorstand nun in der Welt, es
       gibt jedoch Zweifel daran, ob sie das tatsächlich strafrechtlich überprüfen
       lassen will. Zwar bestätigt sie auf Nachfrage am Mittwoch auch der taz, sie
       habe Anzeige erstattet. Und das bei der Staatsanwaltschaft Hamburg.
       
       Zum Stand der Ermittlung befragt, wissen jedoch weder die Hamburger Polizei
       noch die Staatsanwaltschaft etwas von der angeblichen Strafanzeige. „Uns
       liegt dazu nichts vor“, heißt es auf Nachfrage bei der Polizei. „Wir haben
       dazu keine Informationen“, gibt die Staatsanwaltschaft bekannt.
       
       14 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Interne-Chats-der-Hamburger-Linken/!5895238
 (DIR) [2] https://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article238683385/Watergate-bei-Hamburgs-Linken-Abgeordnete-erstattet-Anzeige.html
 (DIR) [3] /Linkspartei-bricht-mit-Wagenknecht/!5939549
 (DIR) [4] /Linken-Landesparteitag-in-Hamburg/!5881124
 (DIR) [5] https://www.jungewelt.de/artikel/452685.zerfall-der-linkspartei-der-vorstand-spielt-mit-der-existenz-der-partei.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) André Zuschlag
       
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