# taz.de -- Konzern-Bündnis für Klimaschutz: Klimaclub für Versicherer zerfällt
       
       > Mehrere Schwergewichte der Branche ziehen sich aus einem Bündnis für mehr
       > Klimaschutz zurück. Konservative US-Bundesstaaten hatten Druck gemacht.
       
 (IMG) Bild: Steigt auch aus: die Allianz
       
       Berlin taz | Ein Bündnis für Klimaschutz in der Versicherungswirtschaft hat
       mehrere große Mitglieder verloren. Es geht um die sogenannte [1][Net-Zero
       Insurance Alliance]. Nach dem weltweit größten Rückversicherer Munich Re,
       der schon im März ging, hatten Zurich Insurance, Hannover Re und Swiss Re
       die Initiative verlassen. Jetzt haben auch Allianz, Scor und Lloyd of
       London ihren Rückzug angekündigt.
       
       Die Net-Zero Insurance Alliance ist [2][noch nicht mal zwei Jahre alt]. Die
       beteiligten (Rück-)Versicherer haben sich dazu verpflichtet, ihr
       Versicherungsportfolio bis 2050 klimaneutral zu machen. So will das Bündnis
       dazu beitragen, dass die Erderhitzung in diesem Jahrhundert die 1,5 Grad
       nicht knackt.
       
       „Seit Generationen ist die Versicherungswirtschaft Frühwarnsystem und
       Risikoverwaltung unserer Gesellschaft, indem sie Risiken versteht,
       reduziert, bepreist und trägt“, hatte Inger Andersen, die Chefin des
       Umweltprogramms der Vereinten Nationen, anlässlich der Gründung gesagt.
       
       Von Klimaschützer:innen gab es damals Lob, teils aber auch
       Zurückhaltung. Schließlich wollen etwa die Europäische Union, die USA und
       Kanada bis 2050 klimaneutral sein. Das ist angesichts des 1,5-Grad-Ziels
       laut dem Weltklimarat, einem wichtigen klimawissenschaftlichen Gremium,
       auch dringend nötig.
       
       ## Ist ein Klima-Club ein Kartell?
       
       Die Ziele der Net Zero Insurance Alliance sind also nicht unbedingt
       ambitionierter als das, was auf großen Märkten ohnehin gilt – zumindest in
       der Theorie. In der Praxis sind die EU, USA und Kanada noch lange nicht auf
       dem richtigen Kurs.
       
       Hintergrund der Austrittswelle dürfte der politische Druck aus den USA
       sein. Im Mai hatten konservative Generalstaatsanwält:innen aus 23
       US-Bundesstaaten einen Brief geschrieben, in dem sie an der Rechtmäßigkeit
       des Bündnisses zweifelten.
       
       Der Vorwurf: es handle sich um eine „aktivistische Klima-Agenda“ der
       Versicherungen. Deren Pläne würden die Versicherungskosten hochtreiben und
       damit auch die Preise für andere Produkte wie Gas. Im Juni soll sich die
       Net-Zero Insurance Alliance zu den Vorwürfen verhalten.
       
       „Die Möglichkeiten, im kollektiven Schulterschluss der
       Versicherungsindustrie weltweit Dekarbonisierungsziele zu verfolgen, ohne
       materielle Kartellrechtsrisiken einzugehen, sind nach unserer Einschätzung
       so begrenzt, dass es wirksamer ist, unsere Klimaambition zur Reduktion der
       globalen Erderwärmung selbstständig als Unternehmen weiterzuverfolgen“,
       sagte Joachim Wenning, Chef der Munich Re, zu dem Austritt.
       
       Die Klimakrise betrifft die Branche massiv – schließlich entstehen durch
       häufigeres und intensiveres Extremwetter mehr Schäden. Die Munich Re legt
       jährlich globale Daten dazu vor. Im vergangenen Jahr lagen die
       [3][Gesamtkosten für Schäden nach Naturkatastrophen bei 270 Milliarden
       US-Dollar].
       
       Die teuerste Katastrophe war 2022 der Hurrikan „Ian“, der vor allem im
       US-Bundesstaat Florida für Zerstörung sorgte. Die Kosten belaufen sich auf
       etwa 100 Milliarden US-Dollar. Am zweitteuersten waren die Überschwemmungen
       in Pakistan, die zeitweise ein Drittel des Landes unter Wasser setzten und
       Kosten von 15 Milliarden US-Dollar verursachten.
       
       30 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.unepfi.org/net-zero-insurance/
 (DIR) [2] /Oekologische-Transformation/!5784957
 (DIR) [3] /Auswirkungen-des-Klimawandels/!5905051
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Schwarz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Versicherung
 (DIR) Extremwetter
 (DIR) GNS
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Auswirkungen des Klimawandels: Rückversicherer warnen vor Schäden
       
       Extremwetter hat 2022 weltweit Kosten von 270 Milliarden US-Dollar
       verursacht. Besonders teuer: Hurrikan „Ian“ in Florida und der Monsun in
       Pakistan.
       
 (DIR) Klimaschutz in der Versicherungsbranche: Geschäft wird nachhaltiger
       
       Die deutschen Versicherer wollen Unternehmen beim Klimaschutz begleiten.
       Eine Pflichtpolice gegen Überflutung lehnen sie weiter ab.
       
 (DIR) Schadensbilanz der Versicherungsbranche: Klimakrise ist richtig teuer
       
       Naturereignisse haben laut Rückversicherer Munich Re 2021 weltweit Kosten
       von 280 Milliarden Dollar verursacht. Das ist auch Folge des Klimas.