# taz.de -- Waffenstillstand zwischen Hamas und Israel: Frieden mit Feinden schließen
       
       > Sowohl die israelische als auch die palästinensische Bevölkerung leidet
       > unter den Luftschlägen. Die politischen Akteure müssen über ihren
       > Schatten springen.
       
 (IMG) Bild: Trauer um die von einem israelischen Luftschlag Getöteten am Mittwoch in Chan Yunis
       
       Auf beiden Seiten wird diese weitere Runde der Gewalt als Erfolg verkauft:
       Israel brüstet sich mit der [1][gezielten Tötung] von führenden Köpfen der
       Terrororganisation Islamischer Dschihad; der Islamische Dschihad wiederum
       lässt sich von seinen Anhängern feiern für die bisher mehr als 500 Raketen,
       die er während der jüngsten Angriffswelle auf israelisches Territorium
       gefeuert hat.
       
       Tatsächlich aber handelt es sich um eine weitere, sinnlose [2][Eskalation
       im Nahostkonflikt]. 27 Palästinenser*innen wurden allein bei den
       israelischen Luftschlägen der letzten Tage getötet, unter ihnen
       Zivilist*innen, Frauen und Kinder. In den an Gaza angrenzenden Gebieten auf
       israelischer Seite haben die Menschen gerade mal 15 Sekunden Zeit, in den
       Luftschutzbunker zu laufen, wenn die Sirene ertönt. Auch sie haben Angst.
       
       Seit gut zwei Jahrzehnten kommt es zwischen militanten Organisationen im
       Gazastreifen und Israel zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Eine
       wirkliche Lösung auf politischer Ebene liegt in denkbar weiter Ferne. Erst
       recht jetzt, da Israel die rechteste Regierung in seiner Geschichte hat.
       
       Die rechte Wählerschaft, allen voran die der rechtsextremen Partei Jüdische
       Kraft unter [3][Itamar Ben Gvir], fordert eine harte Hand gegenüber den
       Palästinensern. Die Waffenstillstandsverhandlungen kommen nur langsam
       voran, wohl auch, weil Israel dem Islamischen Dschihad keine Garantie geben
       will, die gezielte Tötung ihrer Anführer im Fall eines Waffenstillstands
       auszusetzen.
       
       Israel kann die Aussichtslosigkeit der Situation mit militärischen Aktionen
       weiter zementieren – oder eine mutigere Variante wählen: Sich an einen
       Verhandlungstisch mit der Hamas setzen. Mit der Organisation also, die den
       Gazastreifen kontrolliert und daher auch mitverantwortlich ist für die
       Raketen des Islamischen Dschihads. Israel kann die Hamas ein ums weitere
       Mal als Terrororganisation bezeichnen und betonten, dass sie keine
       Legitimität habe, den Gazastreifen zu regieren. Aber auf die Gefahr hin,
       abgedroschen zu klingen: Frieden schließt man nun einmal nicht mit
       Freunden, sondern mit seinen Feinden.
       
       11 May 2023
       
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