# taz.de -- Mahnmal für den Völkermord an Armeniern: Späte Einsicht
       
       > Auch deutsche Offiziere waren am Genozid der Armenier beteiligt. Trotzdem
       > tut sich Deutschland noch 108 Jahre danach schwer mit dem Gedenken daran.
       
 (IMG) Bild: Das Mahnmal, das an den Völkermord an den Armeniern erinnert, 2018 in Köln
       
       Endlich gibt es in Deutschland ein Mahnmal, das an den Völkermord an den
       Armeniern 1915/16 erinnern soll. Das Mahnmal in Köln geht auf die
       langjährige Initiative mehrerer zivilgesellschaftlicher Gruppen zurück, die
       nun erstmals die Unterstützung der zuständigen Kölner Bezirksvertretung
       Innenstadt genießen.
       
       Während in den vergangenen Jahren das Mahnmal, das die Initiativen
       regelmäßig am 24. April, dem Jahrestag des Völkermordes, aufgestellt
       hatten, von der Verwaltung ebenso regelmäßig wieder abgerissen worden war,
       wird es in diesem Jahr stehen bleiben. Nach dem Willen der
       Bezirksvertretung, die einstimmig dafür votiert hatte, soll nun eine
       rechtssichere dauerhafte Lösung gesucht werden.
       
       Warum [1][dieses Mahnmal], und warum ist es so wichtig? Der Völkermord an
       den Armeniern im Osmanischen Reich geschah während des Ersten Weltkriegs,
       als das Kaiserreich eng mit dem Osmanischen Reich verbündet war. Kaiser
       Wilhelm II. hatte zur Unterstützung der osmanischen Armee zahlreiche
       deutsche Offiziere in den Orient entsandt, von denen die allermeisten den
       Völkermord nicht nur billigten – weil die Armenier angeblich mit dem
       russischen Kriegsgegner kollaborierten –, sondern sich teilweise auch aktiv
       selbst daran beteiligten.
       
       Obwohl der Deutsche Bundestag in der Gedenksitzung zum [2][100. Jahrestag
       2015] den Völkermord nicht nur anerkannte, sondern auch eine erhebliche
       Mitschuld des Deutschen Reiches einräumte, ist diese Debatte und die
       Resolution in Deutschland bereits wieder weitgehend in Vergessenheit
       geraten. Die Aufforderung des Bundestags an die Länder, [3][im
       Schulunterricht] über den Völkermord an den Armeniern aufzuklären, stieß
       weitgehend auf taube Ohren.
       
       Aber auch die deutsche Politik hat ihre Selbstverpflichtung, zur Versöhnung
       zwischen Armenien und der Türkei beizutragen, nicht besonders ernst
       genommen. So mussten die Mahnmal-Initiativen in Köln alle [4][Debatten, die
       längst stattgefunden hatten], noch einmal wiederholen. Immerhin mit einem
       guten Erfolg. Die Bezirkspolitiker aller Parteien haben sich von dem
       Anliegen überzeugen lassen.
       
       25 Apr 2023
       
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