# taz.de -- Verschleppte öffentliche Investitionen: Mehr Vorsorge, bitte
       
       > Die dramatische Lage des Bahnnetzes und der Kraftakt der Energiewende
       > zeigen: Es ist besser, rechtzeitig in das Richtige zu investieren.
       
 (IMG) Bild: Viele Mängel: Schienenstränge am Münchner Hauptbahnhof
       
       Bahnreisen bleiben auf nicht absehbare Zeit ein Glücksspiel. Es wird noch
       Jahre dauern, [1][bis das Schienennetz wieder halbwegs funktionstüchtig
       ist]. Das gibt die Bundesregierung nun auch zu – die erste übrigens, die
       das wagt. Die Situation auf den Gleisen haben alle Regierungen zuvor, auch
       unter Beteiligung aller drei Ampelparteien, schöngeredet. Denn sie hätten
       für eine gute Instandhaltung Geld in die Hand nehmen müssen, ohne daraus
       großen politischen Gewinn einzustreichen. Beifall der Wähler gibt es für
       eine rechtzeitig ausgetauschte Weiche eben nicht.
       
       Vorsorge wird nicht belohnt. Das ist ein gravierender Systemfehler. [2][Die
       Folgen sind bei der Bahn exemplarisch zu beobachten]. Die
       Leistungsfähigkeit der Infrastruktur nimmt bis hin zu Streckensperrungen
       immer mehr ab. Die Kosten für die Sanierung steigen in unermessliche Höhen.
       Das gilt auch für andere Bereiche der Infrastruktur, die Energiepolitik ist
       ein ebenso anschauliches Beispiel: Wider besseres Wissen wurde der Ausbau
       der erneuerbaren Energien hinausgezögert, der Krieg zwingt das Land nun zum
       schnellen Umstieg.
       
       Die Kosten für die schnelle Befreiung von Abhängigkeiten bei
       Energieimporten übersteigen die der unterlassenen frühzeitigen
       Investitionen in eine Energiewende bei Weitem. Es war halt bequemer, darauf
       zu verzichten. Es hätte auch Wahlchancen verringern können, weil den
       Bürgern etwas abverlangt worden wäre.
       
       Aus dem Versagen lässt sich lernen, dass eine vorsorgende
       Wirtschaftspolitik den Wohlstand schützt und die Krisengefahr verringert.
       Das erfordert aber auch ein Umdenken bei den Menschen. Sie sollten lernen,
       dass eine fordernde Vorsorge auf lange Sicht besser für sie ist als immer
       größere Reparaturen von Versäumnissen. Aber das wird wohl ein frommer
       Wunsch bleiben.
       
       Es stellt sich die Frage, ob und wie Regelwerke verändert werden müssen, um
       die Daseinsvorsorge im wahrsten Wortsinne verbindlich zu sichern.
       Mindeststandards für die Infrastruktur, etwa eine Art Mindesthaltbarkeit
       oder -zukunftsfähigkeit, wären ein Weg dahin.
       
       11 Apr 2023
       
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