# taz.de -- Protest gegen rassistische Gewalt: Parallelen zum Fall George Floyd
       
       > In Bremen haben Securities der Bahn einen Schwarzen Mann zu Boden
       > gebracht und festgehalten. Ein Bündnis protestiert gegen rassistische
       > Gewalt.
       
 (IMG) Bild: Rund 250 Personen protestieren am 18. März vor dem Bremer Hauptbahnhof
       
       Bremen taz | Emeka Lawal (Name geändert) wird von vier Securities der DB
       Sicherheit rücklings auf den Boden gezerrt. Sie knien sich auf seine
       Schultern und Beine, pressen die Hände auf sein Gesicht, sein Kopf schlägt
       auf den Boden. Emeka Lawal atmet schwer, sein Gesicht ist verzerrt. Er
       bäumt sich auf, wird wieder zu Boden gedrückt. Die Szene wird am 12. März
       im Bremer Hauptbahnhof von Passant*innen gefilmt. [1][Das Video geht
       viral]. Und es wirft die Frage auf: Hätten die Securities so viel Gewalt
       angewendet, wenn die Person nicht Schwarz gewesen wäre?
       
       Dr. Sunny Omwenyeke bezweifelt das. Er spricht auf einer Kundgebung vor dem
       Bremer Hauptbahnhof für die [2][Bremer Gruppe Antira United]. Etwa 250
       Personen stehen um ihn herum. Zwei halten ein Banner zwischen sich: „Black
       Lives Matter“. Auch Emeka Lawal ist da. Öffentlich über seine Erfahrungen
       sprechen will er aber nicht: Zu nah sei die Gewalt, er selbst noch zu
       aufgebracht.
       
       Seine Berichte gibt Omwenyeke wieder: Lawal sei anlasslos von den
       Security-Kräften schikaniert worden, bevor sie ihn zu Boden geworfen
       hätten. Er habe im Bahnhof ein Ticket kaufen wollen, als ein Security ihm
       vorwarf, dass er sich dort nicht aufhalten dürfe. Auf Lawals Widerspruch
       hin – ein vergangenes Hausverbot sei nach 24 Stunden abgelaufen gewesen –
       habe er darauf bestanden, ihn beim Ticketkauf zu beaufsichtigen. Lawal habe
       sich geweigert, er sei schließlich ein freier Mensch. „Dann hat der
       Security seine Kolleg*innen gerufen und den Rest sehen wir im Video“, so
       Omwenyeke.
       
       „Diese Bilder stehen für sich“, sagt Polizeisprecher Holger Jureczko. Es
       sei klar, dass sie verstörend wirken. Um zu beurteilen, was passiert sei,
       fehle aber das gesprochene Wort. Der Polizei habe Lawal unmittelbar nach
       dem Vorfall keine Verletzungen mitgeteilt. „Er wollte danach nichts mehr
       sagen“, so Jureczko, „und einfach nur den Bahnhof verlassen.“ Omwenyeke
       erklärt, der Betroffene habe ihm gegenüber mehrfach betont, dass er nicht
       mehr atmen konnte. Er habe Todesangst gehabt, nur deshalb habe er sich so
       stark gewehrt. „Das ist furchtbar [3][ähnlich wie im Fall von George
       Floyd]“, so der Sprecher der Gruppe, „und das ist sehr beängstigend.“
       
       ## Forderung nach Konsequenzen
       
       Die Kundgebung ist laut. „No Justice, No Peace“ rufen die Teilnehmenden
       zwischen den Redebeiträgen. Omwenyeke dankt ihnen für ihr Kommen, auch wenn
       er sich mehr Unterstützung gewünscht hätte. Es sei der weißen
       Mehrheitsgesellschaft zu unbequem, sich mit institutionellem Rassismus
       auseinanderzusetzen, kritisiert er. Besonders wenn dieser nicht weit weg,
       sondern vor der eigenen Haustüre stattfindet. „Wir können das nicht
       auslagern“, Omwenyeke ruft ins Mikrofon, „das hier ist Bremen, nicht die
       USA!“
       
       Omwenyeke trägt vier Forderungen vor, die das Bündnis an die Deutsche Bahn
       stellt: Eine öffentliche Entschuldigung, Schmerzensgeld, Konsequenzen für
       die Beschuldigten und ein Programm zur Vorbeugung rassistischer Gewalt.
       Reagiert hat die Deutsche Bahn noch nicht. Bislang hat keine Seite
       Strafanzeige gestellt. Die Bundespolizei ermittelt wegen des
       Anfangsverdachts auf Straftaten: War die Maßnahme rechtmäßig, die
       Gewaltanwendung verhältnismäßig? Liegt eine Körperverletzung vor? Die
       endgültige Einschätzung obliege der Staatsanwaltschaft, so Polizeisprecher
       Jureczko.
       
       19 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.instagram.com/p/CpzOVvVNVOR/?utm_source=ig_web_copy_link
 (DIR) [2] https://twitter.com/antiraunited
 (DIR) [3] /George-Floyd/!t5689277
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Selma Hornbacher-Schönleber
       
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