# taz.de -- Streit um E-Fuels: Die Praxis wird es zeigen
       
       > Verbrenner verbieten oder E-Fuels subventionieren? Die Antwort auf diesen
       > Pseudo-Streit müsste lauten: Warum soll die Politik das überhaupt regeln?
       
 (IMG) Bild: Es gibt Einsatzbereiche, bei denen E-Fuels sinnvoll sind, denn 60 Kilo Akkus ersetzen 5 Liter Sprit
       
       Bisweilen hilft es, einfach mal die Praktiker zu fragen. Die Firma Stihl,
       bekannt durch ihre Kettensägen, rechnete jüngst vor: Ein Waldarbeiter
       bräuchte 60 Kilogramm schwere Akkupakete, um fünf Liter Sprit zu ersetzen.
       Speziell in unwegsamem Gelände ist das keine sinnvolle Option.
       
       Waldarbeiter brauchen also entweder Biokraftstoffe oder E-Fuels, wenn sie
       in Zukunft ohne fossile Treibstoffe auskommen wollen. Allein dieses
       Beispiel zeigt schon: Wer die allumfassende Energiewende will, tut gut
       daran, [1][E-Fuels] nicht pauschal zu verteufeln, mit ins Kalkül zu ziehen
       – schlicht, weil die Energiedichte von Flüssigkeiten ungeschlagen ist.
       
       Klar, in der aktuellen Debatte um [2][synthetische Kraftstoffe], die unter
       Einsatz erneuerbaren Stroms erzeugt werden, geht es nicht um Arbeitsgeräte,
       sondern primär um Autos und die Frage, ob der Verbrennungsmotor im Pkw eine
       Zukunft hat. Beantworten wir diese Frage einfach mit der Gegenfrage: Warum
       sollte darüber die Politik entscheiden? Wenn die Befürworter*innen von
       E-Fuels vorrechnen, diese ermöglichten eine wirtschaftlich attraktive
       Mobilität, dann ließe sich entgegnen: Nur zu, dann produziert eben welche.
       Und wenn die Gegner*innen der E-Fuels warnen, diese würden exorbitant
       teuer, könnte die Antwort lauten: Schön, dann hat sich das Thema im Pkw ja
       von ganz alleine erledigt.
       
       Doch so sachlich wird leider nicht diskutiert. Stattdessen ist die Debatte
       um E-Fuels zum Musterbeispiel geworden für lähmende Auseinandersetzungen
       ohne wirklichen Erkenntnisgewinn, aber mit viel Profilierungspotenzial für
       Politik, politisierende Wissenschaftler*innen und NGOs. Wie wäre es
       denn mit einem Kompromiss: Wir verbieten keine Verbrennungsmotoren, fördern
       aber auch keine E-Fuels. Mit einer satten, stetig steigenden CO2-Bepreisung
       würde der fossile Sprit aus dem Markt gedrängt. Damit wäre die Politik dann
       raus aus dem Thema, alles Weitere sollen findige Ingenieur*innen und
       Menschen mit Unternehmergeist regeln.
       
       Am Ende wird man synthetische Kraftstoffe übrigens aus einem schlichten
       Grund akzeptieren müssen: Wenn Deutschland die [3][Stromerzeugung aus
       erneuerbaren Energien] so stark ausbaut, wie die Regierung es derzeit
       plant, dann werden wir immer öfter Stunden erleben, in denen wir nicht
       wissen, wohin mit dem ganzen Wind- oder Solarstrom. Dann werden wir froh
       sein, wenn es noch kreative Köpfe im Land gibt, die bereit sind, den
       überschüssigen Strom zum Nulltarif oder zu gar negativen Börsenpreisen
       abzunehmen, um ihn zu nutzen. Selbst wenn dann mit lausigem Wirkungsgrad
       E-Fuels draus entstehen, ist das allemal besser, als die Windkraftanlagen
       abzuregeln.
       
       10 Mar 2023
       
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