# taz.de -- Wissenschaft über Windenergie: Die Kraft des Windes ergründen
       
       > Das Bremerhavener Institut für Windenergie erforscht nicht nur
       > Windkraft-Anlagen. Es will auch klären, wie sich deren Akzeptanz
       > verbessern lässt.
       
 (IMG) Bild: Bringen Energie, brauchen aber in der Bevölkerung auch Akzeptanz: Windräder in Bremerhaven
       
       Hamburg taz | Das Institut für Windenergie an der Hochschule Bremerhaven
       befindet sich „im schönsten Teil der Hochschule“, wie Professor Holger
       Lange stolz erklärt. Seit Anbeginn des Jahres 2004 sitzt es im Altbau einer
       umgebauten Brauerei in Küstennähe. Die Professor*innen und Studierenden
       blicken auf eine [1][Acht-Megawatt-Windanlage] von Areva – die vor drei
       Jahren die größte auf der Welt war.
       
       Die Küstennähe hat eine entscheidende Rolle gespielt, als das Institut
       gegründet worden ist. „Die nördliche Gegend ist am windreichsten. Außerdem
       ging es zu Anfang stark in die Offshore-Richtung, also Windenergie auf dem
       Meer“, begründet Lange die Standortwahl. Firmen hatten sich angesiedelt und
       eine Stiftungsprofessur ist entstanden. Jetzt haben sich die Zeiten
       geändert: „Windenergie ist zu einem präsenten Thema in Deutschland
       geworden. Der Standort ist nicht mehr so wichtig“, erklärt Lange.
       
       Das Motto des Instituts lautet: „Windenergieanlagen als Ganzes verstehen“.
       Angehende Ingenieur*innen können sich für den Bachelor „Maritime
       Technologien mit Schwerpunkt Windenergietechnik“ und den Masterstudiengang
       „Windenergietechnik“ entscheiden. Anders als in Universitäten stecken die
       Nasen der Studierenden nicht nur in Büchern – sie wenden die Wissenschaft
       an.
       
       So bauen ihre Bachelor- und Masterarbeiten oft auf ihren Praktika in
       Unternehmen auf. Durch diese Netzwerke entstehen industrienahe Forschung
       und Entwicklungsarbeit für die Industrie: Teilweise arbeiten Unternehmen in
       Forschungsprojekten mit dem Institut zusammen. Die Forschung ist aber
       unabhängig: Finanziert werden die Projekte ausschließlich aus öffentlichen
       Geldern wie EU-Mitteln, zum Beispiel dem europäischen Fonds für regionale
       Entwicklung.
       
       ## Generalist*innen ausbilden
       
       Unter anderem forscht das Institut zu horizontalen und vertikalen
       Windkraft-Anlagen. Anders als horizontale sind vertikale unabhängig von der
       Windrichtung und können deshalb auch in Städten genutzt werden.
       
       Ein Schwerpunkt dabei ist die Technik: Simulation, Konstruktion, Auslegung,
       Aerodynamik, Mess- und Regelungstechnik, Antriebsstrang- und Elektrotechnik
       sowie Parkplanung tragen dazu bei, dass die Studierenden ihren Horizont
       erweitern. „Unsere Ingenieur*innen sollen sehr breit aufgestellt sein,
       und insbesondere auch als Führungskräfte arbeiten können. Wir wollen
       Generalist*innen ausbilden“, sagt Lange. So findet sich auch
       Management im Studienplan.
       
       Auch Wasserstofftechnologien werden berücksichtigt. Ein kleiner Container
       erzeugt über Anlagen auf dem Dach Wasserstoff. Hier zeigt sich das
       Zusammenspiel von Windenergie und Wasserstoff: Um Wasserstoff herzustellen,
       braucht es Energie – und diese soll aus erneuerbaren Energien kommen.
       
       Auch mit dem Fraunhofer- Institut für Windenergiesysteme (IWES) in
       Bremerhaven arbeitet man eng zusammen – eine Konkurrenz bestehe nicht, sagt
       Lange. Vielmehr kooperieren sie im gemeinsamen Anwenderzentrum.
       
       ## Die Soziologie hilft
       
       Darüber hinaus machen Schüler*innen bei Projekten des
       Windenergie-Instituts mit. Dabei werden sie von den Professor*innen
       betreut. Die Hochschule veranstaltet außerdem offene Wochen, wo
       Schüler*innen sich über MINT-Studiengänge informieren können.
       
       Begeistert spricht Lange vom aktuellen Forschungsprojekt des
       Windenergie-Instituts, bei dem die Akzeptanz von Windenergieanlagen
       untersucht wird. Es gebe viele Gründe, weshalb die Genehmigung und die
       [2][Akzeptanz von Windenergieanlagen] so schlecht sei.
       
       Deshalb seien auch Soziolog*innen an diesem Projekt beteiligt. Er sagt:
       „Wir fragen uns natürlich, welche Hebel es gibt, um die Akzeptanz zu
       vergrößern. So könnte man zum Beispiel von Windparks betroffenen Menschen
       [3][günstigeren Strom] anbieten.“
       
       6 Mar 2023
       
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