# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Polen erhöht Verteidigungsetat
       
       > In einem „nie dagewesenen“ Schritt will Warschau 2023 vier Prozent des
       > BIPs für die polnische Armee ausgeben. Laut Pistorius habe der Kanzler zu
       > Kampfflugzeugen „alles gesagt“.
       
 (IMG) Bild: Es handele sich „wahrscheinlich um die größte Erhöhung der Militärausgaben aller Nato-Staaten“, so Morawiecki
       
       ## Pistorius: Kanzler hat zu Kampfflugzeugen alles gesagt
       
       [1][Verteidigungsminister Boris Pistorius] will sich nach der Entscheidung
       für die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine nicht auf eine Debatte
       über Kampfjets einlassen. Überlegungen, ob die Bundeswehr Flugzeuge
       abzugeben habe, seien „hypothetische Fragen“, auf die er nicht antworte,
       sagte der SPD-Politiker am Montag bei einem Besuch im
       Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee bei Potsdam. „Und im
       Übrigen hat der Bundeskanzler dazu meines Wissens alles gesagt, was zu
       sagen ist“, sagte Pistorius, der sich über die Auslandseinsätze der
       Bundeswehr informierte. Scholz hatte die andauernde Diskussion über die
       mögliche Lieferung von Kampfjets in die Ukraine kritisiert und von einem
       „Überbietungswettbewerb“ gesprochen. (dpa)
       
       ## Polen erhöht Verteidigungsetat auf 4 Prozent
       
       Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki hat angesichts des Kriegs im
       Nachbarland Ukraine eine deutliche Erhöhung des Verteidigungsetats
       angekündigt. In einem „nie dagewesenen“ Schritt werde Warschau 2023 vier
       Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) „für die polnische Armee“ ausgeben,
       sagte Morawiecki am Montag Journalisten. Der Krieg in der Ukraine lasse
       Polens Bewaffnung „noch schneller“ voranschreiten, sagte der
       Regierungschef.
       
       Es handele sich „wahrscheinlich um die größte Erhöhung der Militärausgaben
       aller Nato-Staaten“, fügte Morawiecki hinzu, ohne die Finanzierung der
       zusätzlichen Mittel zu thematisieren. Nach Angaben des
       Verteidigungsbündnisses hat Polen im vergangenen Jahr mehr als 2,4 Prozent
       seines BIPs für die Verteidigung ausgegeben. Damit lag das Land innerhalb
       der Nato an dritter Stelle nach Griechenland (3,76 Prozent) und den USA
       (3,47 Prozent).
       
       Das polnische Haushaltsgesetz für 2023, das noch nicht abschließend
       verabschiedet wurde, sieht derzeit noch Militärausgaben in Höhe von 3
       Prozent des BIPs vor, was umgerechnet etwa 20,4 Milliarden Euro entsprechen
       würde. (afp)
       
       ## Iran bestellt ukrainischen Diplomaten nach Drohenangriff ein
       
       Nach einem Drohnenangriff auf einen Rüstungsbetrieb in der
       zentraliranischen Provinz Isfahan hat der Iran einem Medienbericht zufolge
       den höchsten Vertreter der Ukraine im Land einbestellt. Die halboffizielle
       Nachrichtenagentur Tasnim berichtete am Montag, der ukrainische
       Geschäftsträger in Teheran sei wegen der Stellungnahmen seines Landes zu
       einem Drohnenangriff vorgeladen worden.
       
       Iran hatte am Wochenende erklärt, Drohnen beim Angriff auf eine
       militärische Anlage abgefangen zu haben. Es habe keine Opfer gegeben und
       relevanter Schaden sei auch nicht entstanden. Ein Vertreter der
       US-Regierung sagte Reuters, Israel stecke offenbar hinter dem Angriff.
       
       In der Ukraine brachte ein hochrangiger Berater von Präsident Selenski den
       Vorfall mit dem Krieg in Verbindung. „Explosive Nacht im Iran“, twitterte
       Mychailo Podoljak am Sonntag. „Hab euch gewarnt.“ Die Regierung in Kiew
       beschuldigt den Iran, Hunderte von Kampfdrohnen an Russland geliefert zu
       haben, um zivile Ziele fernab der Front anzugreifen.
       
       Der Iran hat eingeräumt, Drohnen nach Russland geliefert zu haben,
       allerdings vor der Invasion im vergangenen Jahr. Die Regierung in Moskau
       bestreitet, dass ihre Streitkräfte iranische Drohnen in der Ukraine
       einsetzen, obwohl viele dort abgeschossen und geborgen wurden. (rtr)
       
       ## Mindestens vier Tote bei russischen Angriffen
       
       Bei russischen Luftangriffen auf Städte im Osten und Süden der Ukraine sind
       nach Angeben Kyjiws mindestens vier Menschen getötet worden. In der
       südukrainischen Stadt Cherson seien drei Menschen getötet und sechs weitere
       Menschen verletzt worden, teilten die örtlichen Behörden am Sonntag mit.
       Bei einem russischen Angriff auf ein Wohngebäude in Charkiw wurde nach
       Behördenangaben eine Frau getötet.
       
       In der südukrainischen Region Saporischschja wurden zudem vier Menschen bei
       einem Angriff auf eine Eisenbahnbrücke getötet, wie ein von Russland
       eingesetzter Vertreter mitteilte. Er machte die Ukraine für den Angriff
       verantwortlich.
       
       An der Front im Süden der Ukraine war es zuletzt deutlich ruhiger gewesen
       als im Osten, nachdem Moskau im November seine Truppen aus der Stadt
       Cherson abgezogen hatte.
       
       „Feindliche Artillerie hat die Wohngebiete der Stadt beschossen“, erklärte
       die Regionalverwaltung von Cherson. Dabei seien zivile Einrichtungen
       beschädigt worden, darunter das regionale Krankenhaus, eine Schule, eine
       Post, eine Bank und Wohngebäude. Die russische Armee habe Cherson „den
       ganzen Tag über brutal bombardiert“, sagte der ukrainische Präsident
       Selenski in einer Videobotschaft am Sonntagabend. (afp)
       
       ## Heusgen: Russland wird keine Atomwaffen einsetzen
       
       Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, rechnet
       nicht mit einem Einsatz von Atomwaffen durch Russland im Ukrainekrieg.
       Kreml-Chef Wladimir Putin wisse, „dass er keine Atomwaffen einsetzen kann,
       weil er dann die Unterstützung seines wichtigsten Partners China verliert,
       das vor einem Atomwaffeneinsatz gewarnt hat“, sagte der Rheinischen Post
       und dem Bonner General-Anzeiger (Montagsausgaben).
       
       „Das wird er nicht riskieren. Ohne China ist Russland in der Welt
       isoliert.“ Putin habe mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht, „um vor allem
       uns in Deutschland und Europa einzuschüchtern“.
       
       Eine Grundlage für Friedensverhandlungen sieht Heusgen derzeit nicht. „Ich
       bin immer dafür, Friedensgespräche nicht auszuschließen“, sagte er. Zwar
       gebe es durchaus Verhandlungen hinter den Kulissen, die zum Austausch von
       Gefangenen oder zum Export von Getreide aus ukrainischen Häfen geführt
       hätten. „Ich sehe aktuell aber keine Basis für Gespräche, die zu einem Ende
       des Krieges führen könnten, weil die Kriegsziele Russlands und der Ukraine
       sehr weit auseinanderliegen.“ (afp)
       
       ## Erdoğan deutet Ja zu Finnland an – ohne Schweden
       
       Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat [2][Zustimmung zur
       Aufnahme Finnlands in die Nato angedeutet – ohne Schweden]. „Wenn nötig,
       können wir eine andere Botschaft in Bezug auf Finnland geben“, sagte
       Erdoğan nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am
       Sonntagabend in einer Rede vor Jugendlichen. Der türkische Präsident fügte
       hinzu: „Schweden wird schockiert sein, wenn wir bezüglich Finnland eine
       andere Aussage machen.“ Zugleich warnte er Finnland davor, dieselben
       „Fehler“ zu machen wie das Nachbarland.
       
       Die beiden nordischen Länder hatten vergangenes Jahr infolge des russischen
       Angriffskriegs gegen die Ukraine beschlossen, nach Jahrzehnten ohne
       Zugehörigkeit zu einem Militärbündnis Mitglied der Nato werden zu wollen.
       Dazu müssen alle 30 jetzigen Mitglieder der Allianz die Anträge
       ratifizieren, also auch die Türkei. Erdoğan blockiert eine Aufnahme jedoch
       seit Monaten. Er wirft Schweden Unterstützung von „Terrororganisationen“
       wie der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vor. Zudem fordert er die
       Auslieferung von 130 vermeintlichen „Terroristen“.
       
       Vergangene Woche hatte Erdogan gesagt, Schweden könne nicht mit der
       Unterstützung seines Landes rechnen, nachdem ein islamfeindlicher Politiker
       nahe der türkischen Botschaft in Stockholm einen Koran verbrannt hatte. Der
       türkische Präsident befindet sich derzeit im Wahlkampf: Bei der Wahl im Mai
       bemüht sich Erdoğan um eine drittte Amtszeit. Auch das Nato-Mitglied Ungarn
       hat einer Aufnahme der beiden nordischen Staaten noch nicht zugestimmt.
       (dpa)
       
       ## Schwierige Verhandlungen zu Sicherheitszone um AKW
       
       Die Verhandlungen zur Einrichtung einer Sicherheitszone rund um das
       Atomkraftwerk Saporischschja sind Russland zufolge schwierig. Die
       Beratungen mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA dauerten an,
       sagt der stellvertretende Außenminister Sergei Rjabkow der
       Nachrichtenagentur RIA. „Wir haben unsere Vorschläge Rafael Grossi, dem
       Generaldirektor der Behörde, übergeben. Soweit wir wissen, hat Kyjiw
       bislang noch nicht klar auf die Initiative des IAEA-Chefs reagiert.
       Offensichtlich schinden sie Zeit.“ (rtr)
       
       ## Nato-Chef fordert Südkorea zur Unterstützung auf
       
       Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg fordert Südkorea auf, die
       militärische Unterstützung für die Ukraine zu verstärken. „Wenn wir nicht
       wollen, dass Autokratie und Tyrannei siegen, dann brauchen (die Ukrainer)
       Waffen, das ist die Realität“, sagt Stoltenberg in einer Rede am
       Chey-Institut in Seoul. Südkorea könne aber per Gesetz keine Waffen an
       Länder, die in militärische Konflikte verwickelt sind, liefern, erklärt
       Präsident Yoon Suk-yeol. Stoltenberg verweist auf Länder wie Deutschland,
       Schweden und Norwegen, die eine ähnliche Politik verfolgten, diese aber
       inzwischen geändert hätten. Südkorea hat seit Beginn des Krieges Verträge
       über Hunderte von Panzern, Flugzeugen und anderen Waffen für das
       Nato-Mitglied Polen unterzeichnet und humanitäre Hilfe in die Ukraine
       geschickt. (rtr)
       
       ## Scholz genervt von Debatte über Kampfjet-Lieferung
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz hat [3][Forderungen nach einer Kampfjet-Lieferung
       an die Ukraine] eine Absage erteilt. Dazu sei alles gesagt, sagte er auf
       einer Pressekonferenz in Santiago de Chile. Scholz warnte erneut vor einem
       Überbietungswettbewerb bei der Lieferung neuer Waffensysteme. Die
       Bundesregierung hatte erst am Mittwoch der Lieferung von Kampfpanzern vom
       Typ Leopard-2-A6 an die Ukraine zugestimmt, nachdem auch die USA sich
       bereiterklärt hatten, Kampfpanzer zu liefern. Danach hatte es Stimmen aus
       Frankreich und den USA gegeben, die eine Lieferung von Kampfjets an die
       Ukraine nicht ausschließen. (rtr)
       
       30 Jan 2023
       
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