# taz.de -- Personalwechsel bei Pestizidkonzern: Bayer-Chef geht wegen Glyphosat
       
       > Vorstandschef Baumann verantwortet den Kauf des Pestizidherstellers
       > Monsanto. Die Gewerkschaft IG BCE lehnt es ab, den Konzern nun zu
       > zerschlagen.
       
 (IMG) Bild: Werner Baumann nimmt vorzeitig seinen Hut
       
       Berlin taz | Der wegen der Übernahme der US-Firma Monsanto unter Druck
       geratene Chef des Chemiekonzerns [1][Bayer], Werner Baumann, nimmt
       vorzeitig seinen Hut. Der ehemalige Pharmachef des schweizerischen Rivalen
       Roche, Bill Anderson, soll das Ruder ab Anfang Juni übernehmen. Die Aktie
       des Dax-Schwergewichts zog zeitweise deutlich an.
       
       Baumann steht seit Langem in der Kritik, vor allem die 2018 abgeschlossene
       Übernahme des US-Pestizid- und Saatgutherstellers Monsanto für 63
       Milliarden US-Dollar hängt dem Manager nach. Mit dem Kauf hatten sich die
       Leverkusener teure Rechtsstreitigkeiten um mutmaßliche Krebsrisiken des
       Unkrautvernichters Glyphosat ins Haus geholt. Die milliardenschweren
       Rechtskosten für Verfahren und Vergleichszahlungen lasteten auf den Zahlen
       [2][des Konzerns.] Die Bayer-Aktie befand sich über Jahre im Sinkflug. Seit
       Mitte vergangenen Jahres war dann klar, dass Baumann keine Verlängerung
       seines Vertrags anstrebt, der eigentlich noch bis ins Jahr 2024 lief. Jetzt
       geht der 60-Jährige in den Ruhestand.
       
       Schon länger Druck machen wohl langfristig orientierte strategische
       Investoren wie der singapurische Staatsfonds Temasek, der mit mehr als drei
       Prozent einer der größten Anteilseigner ist. Zuletzt mischten dann auch
       mehrere aktivistische angelsächsische Investoren mit und forderten
       deutliche Veränderungen bei dem deutschen Konzern.
       
       Anleger hoffen nun auch auf einen Neuanfang unter dem neuen Chef.
       Aktivistische Investoren fordern gar eine Aufspaltung des Konzerns. Wenn
       Bayer-Teile wie die Sparte für rezeptfreie Medikamente wie Aspirin einzeln
       an der Börse sind, könnten sie zusammen höher bewertet werden. Außerdem
       ließen sich dann die Klage- und Reputationsrisiken der Agrarchemie
       isolieren.
       
       Die Konzernführung hatte solche Pläne aber immer wieder zurückgewiesen und
       auch auf Überschneidungen in der Pharma- und der Agrarforschung verwiesen,
       etwa mit Blick auf Gentechnik.
       
       ## Neuer Chef könnte Aufspaltung befürworten
       
       Aufspaltungsbefürworter dürften jetzt positiv vermerken, dass mit Anderson
       ein ausgemachter Pharmaexperte die Führung unternimmt, der bei Roche in
       teils herausfordernden Zeiten viel Positives bewegt habe, sagte Analyst
       Gunther Zechmann von Bernstein Research.
       
       Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der
       Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) und
       Aufsichtsratsmitglied bei Bayer, teilte der taz zu der Diskussion um eine
       Aufspaltung des Konzerns mit: „Aus Sicht der Beschäftigten ist Bayer mit
       seinen drei Standbeinen genau richtig aufgestellt für die Herausforderungen
       der Zukunft. Die Transformation der Industrie bewältigt man nur mit einer
       Unternehmenspolitik, die auf Risikostreuung und Nachhaltigkeit beruht – und
       nicht auf Hedgefonds-Aktivismus.“ (mit dpa)
       
       9 Feb 2023
       
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