# taz.de -- Volt-Partei im Berliner Wahlkampf: „Politik ist kein Elitenprojekt“
       
       > Eine Stimme für Volt sei keine verschenkte Stimme, sagt Landeschefin Cara
       > Seeberg. Man will den etablierten Parteien mehr auf die Finger hauen.
       
 (IMG) Bild: Bei einer Demo 2021 in Berlin
       
       taz: Frau Seeberg, wie läuft der Wahlkampf? 
       
       Cara Seeberg: Ganz gut, trotz des Wetters, Windes und sonstigen
       Hindernissen. Ich bin ja Spitzenkandidatin für die
       Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf und im
       Wahlkampf vor allem in meiner Rolle als Volt-Landesvorsitzende unterwegs.
       
       Verfolgen Sie auch das [1][Kopf-an-Kopf-Rennen von der CDU], den Grünen und
       der SPD in den Umfragen? 
       
       Natürlich.
       
       Wen würden Sie am liebsten an der Spitze von Berlin sehen? 
       
       Am liebsten würde ich natürlich Volt sehen!
       
       Eine typische Politikerinnenantwort. [2][Bei den 1,1 Prozent, die Volt bei
       den Wahlen 2021 hatte,] außerdem wirklich unrealistisch. 
       
       Das ist uns natürlich klar. Wir haben auch nicht den Anspruch, direkt in
       Regierungsverantwortung zu kommen. Aber es wäre schön, wenn wir zumindest
       als Opposition oder als außerparlamentarische Opposition etwas mehr an
       Kraft gewinnen, um den etablierten Parteien mehr auf die Finger hauen zu
       können.
       
       Was rechnen Sie sich für Volt auf Landesebene aus? 
       
       Wenn wir auf 1 Prozent kommen und damit die Parteienfinanzierung halten
       können, sind wir zufrieden. Alles drüber ist ein Geschenk. Wir würden uns
       sehr freuen und glauben auch, dass wir das verdient haben, aber das ist
       nichts, womit wir fest rechnen. Es besteht aber eine realistische Chance,
       dass wir in Mitte in die BVV einziehen, und vielleicht auch in
       Charlottenburg-Wilmersdorf.
       
       Bisweilen hat man den Eindruck, Volt will sich nicht auf eine politische
       Richtung festlegen. 
       
       Das stimmt nicht. Wir sagen aber, dass Politik etwas sein muss, das von
       Bürger*innen verstanden und auch mitgestaltet werden kann. Politik darf
       nicht zum Elitenprojekt verkommen, wie das teilweise geschieht. Was
       vielleicht für manche ein Problem ist, ist, dass wir nicht nur grün sind
       und nicht nur liberal und auch nicht nur sozial.
       
       Was heißt das konkret? 
       
       Wir vereinen Themenblöcke. Beim Klimawandel und Klimaschutz haben wir eine
       sehr starke grüne Position und gehen da sogar auch noch weiter als die
       Grünen, weil wir auch „Klima Neustart 2030“ unterstützen. Wir fordern auch
       einen noch früheren Kohleausstieg und eine frühere CO2-Neutralität als die
       Grünen.
       
       [3][Die Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch hat jetzt erklärt, dass
       sie für den Volksentscheid stimmen wird]. 
       
       Das freut mich sehr, aber ich hätte mir das schon eher gewünscht.
       
       Gibt es denn für Volt noch andere Themen außer Klimapolitik? 
       
       Durchaus. Beim Thema sozialer Wohnungsbau sind wir stark engagiert und
       wünschen uns, dass wir da gerade auch in Berlin noch weiter voranschreiten.
       Wir sind zum Beispiel dafür, das Tempelhofer Feld am Rand zu bebauen. Nicht
       mit irgendetwas, sondern mit Sozialwohnungen. Und wir wollen auch
       Kiezblocks …
       
       [4][… Wohngebiete ohne Durchgangsverkehr]. 
       
       Prinzipiell wünschen wir uns eine Lösung so ähnlich wie in Barcelona, um
       den Kiez lebenswerter zu machen. In Berlin gibt es da ja bereits
       verschiedene Initiativen. Ansonsten wünschen wir uns ganz konkret, dass das
       Wahlalter für alle Wahlen – auch für das Abgeordnetenhaus – auf 16 Jahre
       herabgesetzt wird. Ferner fordern wir auch eine Senatsverwaltung für
       Digitalisierung. Gerade in Berlin haben wir viele Probleme, die man durch
       eine Digitalisierung der Verwaltung lösen könnte. Und wir sprechen uns auch
       für mehr Start-up-Förderung aus.
       
       Wer ist Ihre Zielgruppe? 
       
       Wir sprechen viele jüngere Leute an, ab 20 bis 35 haben wir eine große
       Wählergruppe und dann die Altersgruppe ab 60 bis 75. Das Europa-Thema
       schlägt sich vor allem bei diesen beiden Generationen nieder, das ist sehr
       interessant: Europa als Friedensprojekt, das ist die Generation 60 plus und
       die Jüngeren sind die Generation Erasmus.
       
       Volt hat sich 2017 gegründet, zunächst als Europapartei. 
       
       Genau deswegen gibt es uns. Wir möchte natürlich auch gern anderen
       Wählergruppen erklären, warum Europa für Berlin wichtig ist. Dass es
       anderswo in Europa schon Lösungen gibt für Probleme, die wir in Berlin
       haben. Warum die nicht einfach mal hier nutzen?
       
       Was sagen Sie Leuten, die Angst haben, ihre Stimme zu verschenken, wenn sie
       Volt wählen? Gerade jetzt, wo die großen Parteien so dicht zusammenliegen? 
       
       Das höre ich natürlich oft auf der Straße. Ich verstehe die Sorge, aber so
       wird sich nie etwas ändern. Wenn alle so denken, würden wir immer dieselben
       Koalitionen haben. Immer dieselben drei oder vier Parteien. Dieses Argument
       überzeugt die meisten Leute.
       
       8 Feb 2023
       
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