# taz.de -- Basketball-Ikone LeBron James: Anti-Aging-Projekt der NBA
       
       > LeBron James spielt auch nach zwei Jahrzehnten in der NBA grandios
       > Basketball. Blöd nur, dass sein Team von den Los Angeles Lakers
       > schwächelt.
       
 (IMG) Bild: Athletisch wie eh und je: LeBron James mit Körper- und Ballkontrolle
       
       Neulich wurde LeBron James auf dem Spielfeld von Jabari Smith Junior
       angesprochen. „Hey, du hast in deinem allerersten NBA-Spiel gegen meinen
       Dad gespielt, in Sacramento“, sagte der 19-jährige Flügelspieler der
       Houston Rockets zum 38-jährigen Altstar. „Du fühlst dich alt, oder?“
       LeBron James beantwortete die nette Unverschämtheit, die ihn kurzzeitig
       ins Jahr 2003 führte, mit einem Grinsen. Aber damit nicht genug: Er
       erzielte in der Partie 48 Punkte, fast vier Mal mehr als der freche
       Jungspund.
       
       Seit einigen Wochen spielt James wie aufgedreht, als müsse er der
       Öffentlichkeit beweisen, dass Alter im Leistungssport kein Faktor ist
       [1][und er im Gegenteil mit jedem Jahr noch besser werde]. James’
       Anti-Aging-Projekt läuft nicht schlecht: In den vergangenen zehn Spielen
       hat er im Durchschnitt 35,1 Punkte pro Partie erzielt, und auch die anderen
       Werte sind durchaus beeindruckend: 9,6 Rebounds und 7,9 Assists.
       
       In der Western Conference wurde James jetzt zum „Spieler der Woche“ gekürt,
       schon zum 67. Mal in seiner langen und ereignisreichen Karriere. James
       spult sein Pensum ab wie ein alter, nicht totzukriegender Dodge-Pickup.
       Auch wenn 400.000 gefahrene Kilometer auf dem Tacho stehen, läuft der
       Verbrenner ohne Macken. Zwei Jahrzehnte ist James jetzt schon im Zirkus der
       National Basketball Association, kurz NBA unterwegs, und wie er sich fit
       und seinen Körper in Schuss gehalten hat, ist selten.
       
       Muskelbepackt tankt er sich immer noch auf die spezielle LeBron-James-Art
       zum Ring, zelebriert seine Spin-Moves und erreicht in der Nähe der Reuse
       den besten Wert seiner Laufbahn: Über 80 Prozent seiner Korbleger
       verwandelt der 2,06 Meter große und 113 Kilogramm schwere Großverdiener
       (aktuell: 44,4 Millionen Dollar) in dieser Saison. [2][Geehrt darf sich
       der deutsche Dribbelkünstler Dennis Schröder fühlen], der mit LeBron James
       in der Starting Five der Los Angeles Lakers steht und die Kunststücke des
       kreglen Alten aus nächster Nähe bewundern darf.
       
       ## Kaum Chancen auf Meistertitel
       
       Schröder spielt solide und mannschaftsdienlich, setzt James immer wieder
       gut in Szene. Aber was bringt es, wenn einer zu alter Form findet, der
       Nutzen für das Team jedoch begrenzt ist? Die Lakers liegen nur auf Platz 12
       in der Western Conference, stehen bei 22 Siegen und 25 Niederlagen. Sie
       werden sich wohl, falls James weiterhin so erfolgreich auf Korbjagd geht,
       in die Playoffs schummeln. Eine Chance auf die Meisterschaft, d[3][ie sie
       zuletzt 2020 unter den besonderen Bedingungen des Lockdowns gewonnen
       haben], besteht eher nicht.
       
       James’ Aufschwung geht übrigens einher mit einer Verletzung des zweitbesten
       Lakers-Profis, Anthony Davis, der sich mit Dezember am Fuß verletzt hatte
       und seitdem an seiner Rückkehr arbeitet. LeBron James scheint die Last der
       Verantwortung zu genießen, die auf seinen breiten Schultern liegt.
       
       Mit fast schon stupender Verlässlichkeit macht er sich daran, den
       NBA-Punkterekord von Kareem Abdul-Jabbar zu brechen. 38.387 Punkte hat
       Jabbar auf der Habenseite, James 38.164. Nicht mehr als acht Spiele wird
       James noch brauchen, um einen Rekord für die Ewigkeit aufzustellen; in 29
       Spielen hintereinander hat er heuer mehr als 20 Punkte erzielt, das wird
       also ein Klacks. Jabbar spielte auch 20 Jahre in der NBA, doch sein
       Herausforderer wird wohl länger durchhalten als diese zwei Dekaden, vor
       allem dann, wenn sein Team in der kommenden Spielzeit wieder zum
       Titelaspiranten aufgepimpt wird.
       
       Aber dieses Projekt bleibt schwierig, weil James ein Umfeld braucht, das
       die Spots bedingungslos auf den Spieler mit der Nummer 6 richtet, damit das
       gelbe Trikot heller denn je leuchtet und die Punkte purzeln. Aber selbst
       wenn in Los Angeles derzeit nur eine One-Man-Show läuft, lohnt sich das
       finanziell für die Lakers. Bei den Trikotverkäufen liegt das Textil mit dem
       Namenszug von LeBron James auf Platz zwei, hinter dem
       Stephen-Curry-Leibchen von den Golden State Warriors. Ob sich Jabary Smith
       Junior schon eins gekauft hat, ist leider nicht bekannt.
       
       24 Jan 2023
       
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