# taz.de -- EU-Corona-Maßnahmen für Reisende aus China: Die EU ist über Covid-19 uneins
       
       > Die EU-Mitgliedsstaaten berieten über ein einheitliches Vorgehen gegen
       > Coronazahlen in China. Im Gespräch sind eine Testpflicht und
       > Abwasserkontrolle.
       
 (IMG) Bild: Gefahr wegen neuer Coronavarianten? Menschen in Shanghai am 3. Januar
       
       Brüssel taz | Aus Sorge vor möglichen neuen Corona-Varianten will die
       Europäische Union (EU) die Kontrollen bei China-Reisen verschärfen. Im
       Gespräch seien Corona-Tests für Flugreisende, Abwasseruntersuchungen in
       Flugzeugen sowie die Überwachung von Virus-Varianten, hieß es am Mittwoch
       in der EU-Kommission. Eine „überwältigende Mehrheit der Länder“ sei dafür,
       dass Reisende aus China vor dem Abflug Corona-Tests machen müssen, sagte
       ein Sprecher.
       
       Nationale Schutzmaßnahmen wurden bereits einzeln eingeführt. So ordneten
       [1][Italien], Frankreich und Spanien eine Corona-Testpflicht an. Belgien
       will das Abwasser von Flugzeugen aus China untersuchen. Deutschland sprach
       sich für ein EU-weit einheitliches Vorgehen aus, hielt sich mit eigenen
       Maßnahmen aber zunächst zurück.
       
       „Einheit bleibt unsere stärkste Waffe im Kampf gegen Covid“, twitterte
       EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Bisher herrscht in Brüssel
       allerdings ein großes Durcheinander. Schuld daran sind nicht nur die
       Mitgliedsstaaten, die ohne Abstimmung vorgeprescht sind. Auch die
       EU-Kommission wirkt überfordert.
       
       Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat in der Coronakrise immer wieder
       eine führende Rolle beansprucht und sogar eine „Gesundheitsunion“ auf den
       Weg gebracht. [2][Doch angesichts der neuen Coronakrise in Chin]a hat die
       EU-Kommission spät reagiert. „Wir leiden unter der Knappheit von Daten aus
       China“, bedauerte der Sprecher.
       
       ## Eine große Mehrheit fordert zusätzliche Maßnahmen
       
       Brüssel stützt sich auf die Gesundheitsbehörde ECDC. Von dort kam noch am
       Dienstag Entwarnung: „Die chinesischen Varianten zirkulieren bereits in der
       EU und stellen keine Herausforderung für die Immunantwort dar.“ In Europa
       gebe es außerdem eine relativ hohe [3][Immunität und Impfquote].
       
       Doch die meisten EU-Staaten wollen sich nicht auf diese optimistische
       Einschätzung verlassen. „Eine große Mehrheit fordert zusätzliche
       Maßnahmen“, so der Kommissionssprecher am Mittwoch. Die letzte Entscheidung
       sollte am Abend in einer eigens anberaumten Krisensitzung der 27
       Mitgliedsländer fallen.
       
       Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte dagegen Verständnis für
       mögliche zusätzliche Maßnahmen. „In Ermangelung vollständiger Informationen
       aus China ist es verständlich, dass Länder Maßnahmen ergreifen, von denen
       sie glauben, dass sie ihre Bevölkerung schützen werden“, erklärte WHO-Chef
       Tedros Adhanom Ghebreyesus.
       
       Für den Fall einer Verschärfung der Reiseregeln hat China mit Vergeltung
       gedroht. Einige Länder hätten „Einreisebeschränkungen erlassen, die sich
       nur gegen chinesische Reisende richten“, sagte das Außenministerium Peking.
       China könne „auf der Grundlage des Prinzips der Gegenseitigkeit
       Gegenmaßnahmen ergreifen“.
       
       „Die Überwachung des Abwassers sei sinnvoll“, so der Europaabgeordnete und
       Gesundheitspolitiker Peter Liese (CDU). Verpflichtende Tests für
       Einreisende aus China seien dagegen unnötig. Das RS-Virus und die Grippe
       verursachten derzeit größere Probleme als Corona. Die Fokussierung auf
       Covid-19 lenke von strukturellen Problemen im Gesundheitswesen ab.
       
       4 Jan 2023
       
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