# taz.de -- Katar und seine Opfer (19): Noch immer traumatisiert
       
       > Belinda kommt aus Kenia, als Hausangestellte in Katar erlebt sie
       > Männergewalt. Sie flieht und ist jeder Art von Ausbeutung ausgeliefert.
       
       Beldina ist immer noch traumatisiert von dem, was sie in Katar erlebt hat.
       Eigentlich möchte sie nicht dorthin zurück. Und doch hat sie keine Wahl,
       denn [1][in ihrer Heimat Kenia] gibt es keine Arbeit, und Europa und
       Nordamerika möchten Migrantinnen wie sie nicht haben.
       
       Beldina, die zu ihrem Schutz hier ihren echten Namen nicht lesen möchte,
       geht 2018 zuerst nach Saudi-Arabien, 2020 dann nach Katar. Dort arbeitet
       sie als Hausangestellte für eine tunesische Familie. „Ich hatte keine
       freien Tage, und die Arbeitsbedingungen waren hart.“ Zudem erlebt Beldina
       ständige Übergriffigkeiten: Wenn seine Frau nicht da ist, bedrängt der Mann
       sie, mit ihm zu schlafen. Als sie sich weigert, wird er wütend und
       gewalttätig.
       
       Beldina hat Angst: Würde sie ohne Ehemann in Katar schwanger, würde sie
       gegen das Gesetz verstoßen. Sie darf das Haus nicht mal für eine kurze
       Pause verlassen, sonst droht die Familie ihr mit Abschiebung zurück nach
       Kenia. Als sie einmal den Müll wegbringt, ruft der Mann die Polizei.
       Beldina weiß, dass sie ein Anrecht auf einen freien Tag und ihren Pass
       hätte. „Bin ich kein Mensch?“, fragt sie.
       
       Nach einem Jahr entkommt sie und lebt mit anderen Entflohenen illegal in
       Katar. Sie arbeitet als Putzfrau bei einer Fast-Food-Kette, wo sie extremen
       Rassismus erlebt. Wollen die schwarzen Frauen eine bessere Arbeit, müssen
       sie mit dem Chef schlafen, erzählt sie. Ohne Papiere und ohne Vertrag
       [2][ist sie jeder Ausbeutung ausgeliefert.]
       
       Und vor der WM verschärft die Polizei die Kontrollen auf der Suche nach
       Illegalen. Beldina lebt in ständiger Angst. Schließlich wird sie von einem
       Uber-Fahrer an die Polizei verraten, vermutlich gegen Geld, und
       abgeschoben. In Kenia hat sie nichts mehr. Ihre Kinder können
       zwischenzeitlich nicht mehr zur Schule gehen.
       
       Der Vermieter schmeißt sie raus. Sie verkauft ihre Möbel, um Schulgeld
       zahlen zu können. Beldina hat oft nicht einmal Geld für Essen. Sie ist
       häufig traurig, jeder Tag ist ein Kampf. Beldina denkt immer noch mit
       Schrecken an ihre Zeit in Katar. „Aber für meine Kinder muss ich es wieder
       tun.“
       
       16 Dec 2022
       
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