# taz.de -- Proteste nach türkischen Bombardements: Für Rojava auf die Straße
       
       > Hunderte Menschen gehen nach den türkischen Angriffen auf Rojava in
       > Berlin spontan auf die Straße. Die Stimmung ist kämpferisch.
       
 (IMG) Bild: An vielen Orten gab es Proteste – hier in Hamburg
       
       Berlin taz | Nach den türkischen Luftangriffen auf die kurdischen
       Autonomieregionen in Nordsyrien und im Nordirak sind in Berlin und
       zahlreichen weiteren deutschen Städten kurdische und nicht-kurdische linke
       Gruppen auf die Straße gegangen, um ihre Solidariät zum Ausdruck zu
       bringen. Aufgerufen hatte etwa die kurdisch-feministische Gruppe Woman
       Defend Rojava. In Berlin erschienen laut Polizei 440 Menschen, die vom
       Hermannplatz bis zum Kottbusser Tor zogen.
       
       Der Protestzug glich einem gelb-rot-grünen Fahnenmeer – die Farben von
       Rojava, jener kurdischen Selbstverwaltung in Nordsyrien, die in linken
       Kreisen als eines der wenigen erfolgreichen sozialrevolutionären Projekte
       gilt. Auch zu sehen waren Antifa-Fahnen und solche der kurdischen
       Volksverteidigungseinheiten YGP/YPJ. Auf dem Fronttransparent war „Defend
       Kurdistan“ zu lesen.
       
       Solidarität erfährt die kurdische Bewegung von linken Gruppen wegen ihres
       feministischen und rätedemokratischen Selbstverständnisses – und wegen
       ihres jahrelangen Kampfs gegen den Islamischen Staat. Durchgängig wurden in
       allen Teilen des Protestzuges Sprechchöre gerufen.
       
       „Kurdistan wird das Grab des Faschismus sein“, „Jin, Jiyan, Azadi“ (Frau,
       Leben, Freiheit) und „Erdoğan ist ein Faschist“ hallte es immer wieder über
       den Kottbusser Damm. Angeklagt wurden auch die deutschen Waffenlieferungen
       an die Türkei. „Jeder aus Deutschland an die Türkei gelieferte Panzer ist
       mitschuldig an den Verbrechen“, so eine Rednerin.
       
       ## Weitere Proteste geplant
       
       Der Behauptung des türkischen Regierung, [1][dass kurdische Gruppen für den
       Anschlag auf die Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal verantwortlich seien],
       wurde auf dem Protest scharf zurückgewiesen. „Sämtliche kurdische
       Organisationen haben einhellig diesen Anschlag verurteilt“, so ein Redner.
       Vielmehr sei „sehr, sehr klar“, dass in Wirklichkeit die türkische
       Regierung selbst für den Anschlag verantwortlich sei, um so einen Vorwand
       für „den neuen Terror gegen Rojava“ zu finden.
       
       Zu Spontankundgebungen kam es ebenso in Frankfurt am Main oder in Hamburg.
       Dort gab es [2][laut anwesenden Journalist:innen] Auseinandersetzung
       mit der Polizei, nachdem diese den Protest wegen – der eigentlich nicht
       verbotenden – Fahnen der YGP/YPJ nicht loslaufen lassen wollte. Auch
       Pfefferspray soll eingesetzt worden sein.
       
       In Berlin verlief der Protest störungsfrei. [3][Bereits kommenden Samstag]
       wollen kurdische Gruppen wieder auf die Straße gehen, um gegen das Verbot
       der türkischen Arbeiterpartei PKK, die von Deutschland als
       Terrororganisation eingestuft wird, zu protestieren.
       
       21 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Terroranschlag-in-Istanbul/!5892138
 (DIR) [2] https://twitter.com/jannisgrosse/status/1594385619496890369
 (DIR) [3] https://www.verbot-aufheben.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Timm Kühn
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kurdistan
 (DIR) Rojava
 (DIR) Demonstration
 (DIR) Türkei
 (DIR) taz Plan
 (DIR) Türkei
 (DIR) Türkei
 (DIR) Präsidentschaftswahl in der Türkei
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) IS-Prozesse in Nord- und Ostsyrien: Am Ort ihres Verbrechens
       
       Die Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien strebt Prozesse gegen
       ausländische IS-Täter an. Die Herkunftsländer haben ihre Pflicht versäumt.
       
 (DIR) Bewegungstermine in Berlin: Solidarisch gegen Hass und Gewalt​
       
       Mit einer antifaschistischen Demo gedenkt die Linke Szene der Ermordung
       Silvio Meiers. Auch der Angriff auf Kurdistan bringt Menschen auf die
       Straße.
       
 (DIR) Luftangriffe des türkischen Militärs: Ziele Syrien und Irak angegriffen
       
       Die Türkei hat den Beginn eines neuen Militäreinsatzes in Nordsyrien und im
       Irak verkündet. Die Regionen würden als Terror-Stützpunkte genutzt.
       
 (DIR) Bombenanschlag in Istanbul: Wenn Schwurbler Popcorn essen
       
       Die blitzschnelle Aufklärung des Istanbul-Anschlags lässt Fragen offen.
       Wenn die Realität zum Blockbuster verkommt, braucht es kein Geschwurbel
       mehr.
       
 (DIR) Terroranschlag in Istanbul: Ankara weiß sofort Bescheid
       
       Mitten in Istanbul explodiert eine Bombe, sechs Menschen sterben. Dann
       verkündet das Staatsfernsehen, wer schuldig sei. Die PKK weist Vorwürfe
       zurück.