# taz.de -- Erste Schiedsrichterin einer Männer-WM: Nichts als ein Gnadenakt
       
       > Inszenierte Ausnahme von der Regel: Ginge es der Fifa wirklich um
       > Gleichstellung, gäbe es längst einen quotierten Pool aus
       > hochqualifizierten Unparteiischen.
       
 (IMG) Bild: Pfeift das WM-Spiel Deutschland gegen Costa Rica: Schiedsrichterin Stéphanie Frappart
       
       So stellt sich der internationale Fußballverband das vor: Die Fifa hat eine
       Idee, und fast die ganze, weite Fußballwelt findet sie okay. Allzu oft
       kommt das ja nicht gerade vor in diesen Tagen. Aber nun ist es passiert.
       Als bekannt wurde, dass mit der Französin Stéphanie Frappart das erste Mal
       in der Geschichte der Männer-WM eine Frau als Schiedsrichterin die Leitung
       eines Spiels übernehmen wird, da gab es jede Menge positive Schlagzeilen
       über den ansonsten so sinistren Weltverband.
       
       Und ja, es ist wirklich toll, dass die hohen Herren des Fußballs nun zu der
       Einsicht gekommen sind, dass es bei der Schiedsrichterei keinen Unterschied
       macht, ob eine Frau oder ein Mann in die Pfeife bläst. Mit Gleichstellung
       allerdings hat dieser Gnadenakt [1][einer der besten Schiedsrichterinnen
       der Welt] gegenüber nichts, aber auch gar nichts zu tun.
       
       Denn die Nominierung von Frappart für das Spiel der Deutschen gegen Costa
       Rica ist nichts anderes als eine wohl inszenierte Ausnahme von der Regel,
       nach der Männer die Männerspiele und Frauen die Frauenspiele pfeifen. Wenn
       es der Fifa wirklich darum ginge, in ihren großen Turnieren immer die
       besten Unparteiischen aufzubieten, dann hätte vielleicht auch mal einer
       jener gut verdienenden Spitzenschiedsrichter aus dem professionellen
       Männerfußball ein Spiel bei einer [2][Frauen-WM] gepfiffen.
       
       Und wenn es der Fifa wirklich um Gleichstellung ginge, dann gäbe es längst
       einen [3][sauber quotierten Pool aus hochqualifizierten Unparteiischen
       beiderlei Geschlechts]. Dann würde sich auch niemand mehr fragen, ob die
       beste Schiedsrichterin auch wirklich so gut ist wie der beste
       Schiedsrichter, so, wie es der ehemalige Schweizer Profischiedsrichter Urs
       Meier als gern zitierter Experte immer wieder tut. So, wie es jetzt läuft,
       ist jeder Auftritt einer Frau im Männerfußball eine extreme
       Prüfungssituation. Mögen sie alle Schiedsrichterinnen meistern, die für
       Männerspiele nominiert werden!
       
       Und die Spieler? Sind sie bereit, Frauen an der Pfeife zu respektieren?
       Blöde Frage. Wer nicht hören will, wer sexistische Sprüche auf dem Feld
       klopft, bekommt eine Karte gezeigt. So einfach ist das im Fußball.
       
       1 Dec 2022
       
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 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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