# taz.de -- Beziehungen zwischen den USA und China: Dialog ist das Ziel
       
       > Das erste Treffen zwischen Joe Biden und Xi Jinping ist freundlicher
       > verlaufen als erwartet. Beide wollen die Beziehungen verbessern.
       
 (IMG) Bild: Erstes Beschnuppern zwischen Xi Jingping und Joe Biden in Bali
       
       Peking taz | Es sind die kleinen Details, auf die es bei einem
       Gipfeltreffen von solch historischer Bedeutung ganz besonders ankommt: Als
       Joe Biden geraden Schrittes auf Xi Jinping zuschreitet, reichen sich die
       beiden Staatschefs lächelnd ihre rechten Hände entgegen.
       
       Selbstverständlich ist dies nicht: Bundeskanzler Olaf Scholz ist bei seinem
       [1][Peking-Besuch] zu Beginn des Monats von Xi nicht per Handschlag begrüßt
       worden.
       
       Mit maximaler Spannung wurde das erste persönliche Gespräch zwischen Xi und
       Biden erwartet. Von den bilateralen Beziehungen zwischen den USA und China
       hängt schließlich maßgeblich ab, ob die Staatengemeinschaft erneut in zwei
       Machtblöcke zerfällt oder ob eine multipolare Weltordnung auch friedlich
       gelingen kann.
       
       Gemessen an der niedrigen Erwartungshaltung begann das Treffen in Bali
       überraschend positiv. Der Ton während der ersten öffentlichen Stellungnahme
       war ohne jeden Zweifel versöhnlich.
       
       ## Beide Politiker kennen sich lange, aber nicht als Präsidenten
       
       Biden sagte etwa, man müsse sicherstellen, dass aus der Konkurrenz zwischen
       beiden Ländern kein Konflikt werde: „Die Welt erwartet, dass China und die
       Vereinigten Staaten eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung globaler
       Herausforderungen spielen und dass wir in der Lage sind,
       zusammenzuarbeiten“.
       
       Auf der anderen Seite des Konferenzzimmers, getrennt durch ein riesiges
       Blumengesteck, sprach Xi davon, für ein „freimütiges Gespräch“ bereit zu
       sein, und dass beide Seiten „die richtige Richtung“ für die gemeinsamen
       Beziehungen finden müssen.
       
       Bei diesem Prozess hilft durchaus, dass die beiden Staatschefs langjährige
       Wegbegleiter sind. Biden hat – damals als Vize-Präsident unter Obama –
       knapp 70 Stunden Gesprächszeit mit Xi angehäuft, so viel wie wohl kein
       anderer westlicher Politiker. Einst hat Xi den US-Demokraten sogar „lao
       pengyou“ genannt: einen „alten Freund“.
       
       Doch jenes Bonmot wirkt wie aus weit entfernter Vergangenheit. Seither
       nämlich haben sich die bilateralen Beziehungen nicht nur verschlechtert,
       sondern sind die Konflikte regelrecht eskaliert. Nicht wenige Leitartikler
       halten langfristig eine militärische Auseinandersetzung zwischen den
       Systemrivalen für denkbar, ja vielleicht sogar unausweichlich.
       
       Im Peking hat sich längst die Wahrnehmung etabliert, dass die USA Chinas
       Aufstieg mit allen erdenklichen Mitteln verhindern wollen.
       
       ## Gemeinsame Kommunikationskanäle benötigt
       
       Umso wichtiger ist das Etablieren gemeinsamer Kommunikationskanäle. Allein
       dieses erste persönliche Treffen wurde schon seit Juli von
       Regierungsvertretern beider Seiten vorbereitet, nachdem Xi und Biden
       während [2][eines Telefonats] ihren Willen dazu geäußert hatten.
       
       Dass man in Bali jedoch während des knapp dreieinhalbstündigen Gesprächs
       bilaterale Differenzen ausmerzen werde, sollte nicht die Erwartungshaltung
       sein, hieß es aus Washingtoner Regierungskreisen. Die Gräben sind dafür
       schlicht zu tief.
       
       Zumindest ließen sich doch einige positive Signale vernehmen. Bei den
       Stellungnahmen nach dem Treffen hat sich Xi „höchst besorgt über die
       gegenwärtige Situation in der Ukraine“ geäußert und dass man die
       Wiederaufnahme der Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland
       unterstütze.
       
       ## Xi taktiert bei Äußerungen zu Putins Atomdrohungen
       
       Enttäuschend aus europäischer Sicht war, dass Xi die zuvor [3][gegenüber
       Olaf Scholz getätigte Äußerung], dass man das Drohen mit Atomwaffen nicht
       dulden werde, nicht wiederholt hat.
       
       Jene Worte von Anfang November galten als bislang deutlichste Kritik Chinas
       an Russland – und sie fanden sich am Montag nur in der Stellungnahme der
       US-Amerikaner wider, nicht jedoch im Papier der Chinesen.
       
       Ebenfalls erwähnte ausschließlich Biden die lange Liste an Streitthemen,
       bei denen beide Seiten wohl auf keinen gemeinsamen Nenner kommen werden:
       von der Menschenrechtslage in China bis hin zum Taiwan-Konflikt.
       
       Immerhin gibt es auch etliche Felder, welche die zwei Weltmächte zur
       Kooperation zwingen: allen voran der Kampf gegen die globale Erderwärmung.
       Ein großer Gewinn wäre es, wenn die zwei Länder ihre offiziellen
       Klimagespräche, die im Grunde nie richtig Fahrt aufgenommen hatten, endlich
       wieder fortsetzen würden.
       
       14 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabian Kretschmer
       
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