# taz.de -- EU beschließt Aus für Verbrennerautos: Ab 2035 nur noch klimaneutrale Pkw
       
       > Die EU will ab 2035 keine neuen Verbrennerautos mehr zulassen. Alte
       > dürfen weiterfahren. Umweltverbände kritisieren, dass das Aus zu spät
       > kommt.
       
 (IMG) Bild: Soll ab 2035 in der EU nicht mehr zugelassen werden dürfen: Auto mit Dieselmotor
       
       Berlin taz | Umweltorganisationen kritisieren, dass das von der EU
       beschlossene Aus für Pkw und kleine Nutzfahrzeuge mit Diesel- oder
       Benzinmotor im Jahr 2035 zu spät kommt. „Aus Klimasicht wäre ein
       Ausstiegsdatum bereits 2030 nötig gewesen“, sagte Michael Müller-Görnert,
       verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs VCD. Auch nach
       Auffassung des Naturschutzbunds BUND kommt der Ausstieg fünf Jahre zu spät.
       „Im nächsten Schritt braucht es jetzt dringend Effizienzvorgaben für
       E-Autos, was den Verbrauch im Betrieb, aber auch Energie- und
       Ressourcenbedarf bei der Produktion angeht“, forderte Jens Hilgenberg,
       Leiter Verkehrspolitik beim BUND.
       
       In der Nacht zu Freitag haben sich Unterhändler:innen der
       EU-Mitgliedsländer und des EU-Parlaments darauf geeinigt, dass ab 2035 nur
       noch klimaneutral angetriebene Pkw neu zugelassen werden. „Die Entscheidung
       ist eine klare Weichenstellung für wirkungsvollen Klimaschutz im Verkehr“,
       sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Damit könne die EU „mit
       einer glaubhaften Verhandlungsposition“ [1][zur UN-Klimakonferenz in
       Ägypten fahren], die im November (6.-18.) stattfindet. Allerdings gibt es
       noch eine Hintertür: Der Beschluss sieht vor, dass die Entscheidung 2026
       nochmal überprüft werden soll.
       
       Vorgesehen ist kein Verbot von Autos mit Diesel- oder Benzinantrieb. Die
       Fahrzeuge dürfen auch nach 2035 fahren und weiter in der EU hergestellt und
       exportiert werden. Da Neuwagen eine Lebenszeit von mindestens 15 Jahren
       haben, werden Verbrennerautos voraussichtlich bis weit in die Mitte des
       Jahrhunderts in der EU unterwegs sein. Bis 2030 müssen die Hersteller die
       klimaschädlichen Emissionen der verkauften Neuwagen gegenüber 2021 um 55
       Prozent reduzieren, 2035 müssen sie bei Null liegen. Damit will die EU den
       Umstieg auf die Elektromobilität forcieren.
       
       ## E-Fuels sind knapp
       
       Außerdem sieht der Beschluss vor, dass die Kommission prüfen soll, ob
       Verbrennerautos weiter zugelassen werden können, die ausschließlich mit
       E-Fuels fahren können. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die keinen
       Co2-Ausstoß produzieren. Ihre Herstellung ist aber enorm energieintensiv
       und teuer.
       
       Bislang gibt es keine Fahrzeuge, die ausschließlich mit diesen Kraftstoffe
       fahren können. „Im Zusammenhang mit klimaneutraler Mobilität sind viele
       Fragen offen, deshalb ist es wichtig, auch viele Technologien offen zu
       halten“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). E-Fuels seien
       zudem die einzig überzeugende Antwort auf die Frage, wie die Bestandsflotte
       aus Verbrennerautos in der EU klimafreundlich werden könne.
       
       Der Prüfauftrag für E-Fuels geht [2][vor allem auf die deutsche Regierung
       zurück]. Die Ampel hatte im Frühjahr heftig gestritten, weil die FDP auf
       Ausnahmeregelung für mit E-Fuels betriebene Autos bestanden hat. Für
       Irritationen gesorgt hatten Behauptungen des damaligen Porsche- und
       heutigen VW-Chefs Oliver Blume, [3][FDP-Chef Christian Lindner habe die
       Position seiner Partei zu E-Fuels bei den Koalitionsverhandlungen eng mit
       ihm abgestimmt].
       
       Nach Auffassung der NGO Transport & Environment sind synthetische
       Kraftstoffe für Pkw ein Irrweg. Elektroantriebe seien die effizientere und
       günstigere Lösung. „E-Fuels sind ein knappes Gut und wir brauchen sie, um
       unsere Luftfahrt, Schifffahrt und Industrie zu dekarbonisieren“, sagte Stef
       Cornelis, Direktor Transport & Environment Deutschland.
       
       28 Oct 2022
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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