# taz.de -- Kinotipp der Woche: Mit beißendem Humor
       
       > Blut und Body Horror: Das City Kino Wedding präsentiert zu Halloween eine
       > Sonderausgabe des Final Girls Berlin Film Festival.
       
 (IMG) Bild: Ebenfalls im Kurzfilmprogramm: „Deep Tissue“, Regie von Meredith Alloway, USA, 2019
       
       Eine Warnung vorneweg: Hautpflegeprodukte der Firma Sous besser meiden!
       Damit es einem nicht ergeht wie der Influencerin Kalley, über deren
       tragisches Schicksal der Kurzfilm “Kalley’s last review“ berichtet.
       
       Nach dem Auftragen einer Creme aus dem Hause Sous kann die Influencerin
       ihren Followern anschaulich zeigen, dass das Zeug in ihrem Gesicht
       tatsächlich eine gewisse Wirkung hat. Leichte Rötungen treten auf,
       eigentlich ein gutes Zeichen, schließlich kauft man sich diese überteuerten
       Pflegeprodukte ja, damit die runzlige Gesichtshaut sich irgendwie
       verändert.
       
       Doch bald weichen die Rötungen dicken Flecken, aus denen bald richtige
       Wunden werden. Kalley ist derweil eigentlich immer noch guter Dinge: Wow!
       Die Creme von Sous haut wirklich richtig rein. Irgendwann sieht sie dann
       allerdings aus wie Freddy Krüger, erste Zweifel kommen auf und am Ende ist
       klar: Sous-Produkte sind nicht wirklich hilfreich für den perfekten Teint.
       
       “Kalley’s last review“ ist einer der Kurzfilme, die bei der
       Halloween-Ausgabe des wie immer empfehlenswerten Final Girls Berlin Film
       Festival am 31. Oktober im [1][City Kino Wedding] zu sehen sind. Bei den
       Final Girls läuft es so: Alle gezeigten Filme stammen von Frauen oder
       wenigstens unter maßgeblicher Beteiligung solcher. Und der Bechdel-Test,
       gemäß dem Frauen in Filmen mehr sein sollten als schmückendes Beiwerk für
       die Erlebnisse von Typen, wird hier stets mit Bravour bestanden.
       
       Das Thema Horror, dem sich die Final Girls verschrieben haben, wird vor
       allem in der Unterkategorie des Body Horrors bearbeitet. Und beißender
       Humor sollte trotz eventuell aufkommenden Ekelgefühlen nicht zu kurz
       kommen. Was macht man nicht alles, um Schönheitsidealen zu entsprechen,
       darum geht es in “Kalley’s last review“ in grotesk übertriebener
       Darstellungsform, während die Hautfetzen fliegen.
       
       Auch so ein Spaßfilm, der sich als Horror tarnt, ist “Monster Dyke“, in dem
       es im Vorspann heißt: “Es gibt nur zwei Geschlechter – Monsterficker und
       Feiglinge“. Und schon sieht man die Hauptprotagonistin, die definitiv kein
       Feigling ist und die sich eine Art Frankenstein-Kreatur mit Tentakeln und
       allerlei schleimigen Körperöffnungen geschaffen hat, beim innigen
       Liebesspiel mit selbiger. Wer einen solch überragenden Sexpartner zur
       Verfügung hat, braucht kein Date mehr mit einem gewissen Brett, das ist am
       Ende des Films sowieso klar.
       
       Nach dem Kurzfilmprogramm beim “Halloween Special“ der Final Girls werden
       die besten Kostümierungen der Besucher und Besucherinnen prämiert. Zieht
       euch also entsprechend monstermäßig an!
       
       Und dann wird noch “Raw“ (2016) gezeigt, Julia Ducournaus sensationeller
       erster großer Kinofilm, bevor sie im letzten Jahr mit dem irren Film
       “Titane“ so richtig beim Filmfestival in Cannes abräumte.
       
       In “Raw“ kommt Justine, eigentlich eine strikte Vegetarierin, auf die Uni,
       und macht dort unfreiwillig erste kulinarische Erfahrungen mit Fleisch.
       Bald stellt sie fest, dass ihr dieses wider Erwarten ganz gut schmeckt.
       Aber nicht bloß in Form gegrillter Hühnchen, sondern sie entwickelt einen
       für ihr näheres Umfeld durchaus problematischen Appetit auf
       Menschenfleisch.
       
       Ihren Mitbewohner etwa findet sie bald nicht bloß sexuell anziehend,
       sondern, nun ja, sogar ziemlich lecker. Und sie muss bald feststellen, dass
       das nicht nur ihr so geht, sondern allen in ihrer Familie.
       
       29 Oct 2022
       
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