# taz.de -- Proteste im kurdischen Teil des Iran: Widerstand mit Tradition
       
       > Gegen kurdische Protestierende geht das Regime in Teheran besonders
       > brutal vor. Die ethnische Minderheit wird als Gefahr für das Land
       > stigmatisiert.
       
 (IMG) Bild: Seit Tagen gehen die Menschen hier auf die Straße: Sanandaj, Iran (Archivbild von 2019)
       
       In Sanandaj, Hauptstadt der Provinz Kurdistan in Iran, protestieren die
       Menschen seit Tagen massiv. Bilder und Videoaufnahmen in den sozialen
       Medien zeigen, wie Frauen ihre Kopftücher ablegen, wie Menschen Barrikaden
       auf den Straßen errichten, wie sie tanzen und feiern, wenn sie es schaffen,
       die Milizen der Revolutionsgarden aus der Stadt zurückzudrängen.
       
       Und gleichzeitigen zeigen sie, wie Menschen von Schüssen getroffen werden.
       Etwa ein junger Mann, Yahya Rahimi, dem am Samstag in den Kopf geschossen
       wurde, als er [1][in seinem Auto] – in Solidarität mit anderen
       Protestierenden – gehupt hatte. Für Kurden in Iran kann Hupen also tödlich
       sein.
       
       Sanandaj war eine der ersten kurdischen Städte, die sich sofort den
       Protesten in Saghez, der Heimatstadt Mahsa „Jina“ Aminis, anschloss. Der
       Widerstand der Stadt [2][gegen das islamische Regime] in Iran hat
       Tradition: Kurd:innen waren eine der ersten Gruppen, die gegen das
       Regime mobilisierten und gerade in den frühen Jahren der Islamischen
       Republik dem Protest Tausende Leben geopfert haben.
       
       Diesen Widerstand hat der Staat im Laufe seiner Geschichte immer wieder in
       bürgerkriegsähnliche Situationen verwandelt. Bei Kämpfen in Kurdistan
       wurden Tausende Kurd:innen ermordet, viele systematisch hingerichtet.
       
       Und: Iran hat die ethnische Spaltung zwischen [3][Kurd:innen und anderen
       Iraner:innen] immer wieder befördert, um Kurd:innen als „Separatisten“
       und „eine Gefahr“ darzustellen.
       
       Auch diesmal geht der Staat im Iran mit ethnischen Minderheiten wie den
       Kurd:innen besonders brutal um: Sie werden heftiger und mit anderen
       Waffen angegriffen. Das Gerede von kurdischem Separatismus soll den Hass
       iranischer Nationalist:innen gegen sie schüren. In einem Gespräch
       sagte Zhila Mostajer, Direktorin der Menschenrechtsorganisation Hengaw, die
       die Proteste in Iran dokumentiert: „Der Staat will sich für die
       landesweiten Proteste in Sanandaj revanchieren und den Widerstand dort mit
       seinen eigenen Methoden beenden. Doch die Bürger:innen in Sanandaj
       sagen: Wir leben noch und wir leisten Widerstand“. Hoffentlich behält
       Mostajer recht.
       
       12 Oct 2022
       
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