# taz.de -- Berlin und Brandenburg: Harmonie, zur Schau gestellt
       
       > Die Kabinette von Berlin und Brandenburg treffen sich zum ersten Mal nach
       > dem Streit ums ÖPNV-Ticket. Angeblich ist jetzt alles wieder gut.
       
 (IMG) Bild: Grenzenlose Euphorie: Siemensvorstand Cedrik Neike (2.v.l.) erklärt die Pläne für die Siemensstadt
       
       Berlin taz | Dafür, dass es jüngst wegen des [1][29-Euro-Tickets ziemlichen
       Stress gab], stehen die Damen und Herren aus Brandenburg an diesem sonnigen
       Dienstagmorgen sehr entspannt bei ihren Berliner Gastgebern. Die 24, die
       sich da für ein Gruppenfoto in Positur stellen, sind die Landesregierungen
       der beiden Länder, Minister, Senatoren und ein paar Staatssekretäre. Doch
       auch die müssen gerade geduldig warten wie Oma Kasupke an der Ladenkasse:
       Die Obersten sind nämlich noch nicht da, die Regierende Bürgermeisterin
       Franziska Giffey und Ministerpräsident Dietmar Woidke, beide SPD.
       
       Fünf Minuten steht die Gruppe schon in Position, ein nöliges „Ich wär jetzt
       so weit“ ist einer Ministerin schon entfahren, als die beiden endlich
       kommen. Ort des Geschehens ist der Platz vor der Siemens-Verwaltung in
       Spandau; das Sonnenlicht glänzt im Aluminium der zehn Meter hohen Skulptur,
       die Stararchitekt Daniel Libeskind entworfen hat.
       
       Interessant ist ja immer, wer sich für ein solches Foto wie zusammen
       stellt: Die von einer Partei? Die vom selben Ressort? Tatsächlich steht
       Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) hinter seiner Berliner
       SPD-Amtskollegin Iris Spranger, und die beiden für Wirtschaft
       Verantwortlichen – Jörg Steinbach und Stephan Schwarz – parlieren sowieso
       schon länger miteinander.
       
       Im Gebäude ist für die beiden Regierungen die Vorstellung eines „digitalen
       Zwillings“ angekündigt. Das ist kein Roboter, sondern die Simulation
       dessen, was [2][mal die Siemensstadt von 2035] sein soll. Am Vortag der
       großen 175-Jahr-Feier am Mittwoch geht der Blick voraus in ein
       Stadtviertel, das sich auch die drei heutigen Berliner Regierungsparteien
       selbst gemalt haben könnten: 20.000 neue Siemens-Arbeitsplätze für die SPD,
       fast keine Pkws und nachhaltig mit 25 Prozent per Photovoltaik produzierter
       Strom für die Grünen. Und Gentrifizierung soll es auch nicht geben. Das
       Ganze ist keine abstrakte „Wir zeigen mal ein paar Ideen“-Präsentation: Die
       ersten 540 Millionen Euro für das Projekt habe der Siemens-Aufsichtsrat vor
       drei Wochen frei gegeben.
       
       Woidke wie Giffey sprechen dann auch wieder von „Metropolenregion“,
       mehrfach erwähnen sie den Begriff „gemeinsam“. Das war ja jüngst etwas in
       den Hintergrund getreten: Im Gezerre [3][um das 29-Euro-Ticket als
       Nachfolgeangebot] für das sommerliche 9-Euro-Ticket fühlte sich Brandenburg
       von Berlin überfahren. Glaubt man Woidke, so hat das Verhältnis trotzdem
       nicht gelitten. Und was dabei konkret ihn und Giffey angeht, sagt er: „Wir
       sind befreundet – mehr muss man nicht wissen.“
       
       11 Oct 2022
       
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