# taz.de -- Suizid von Jean-Luc Godard: Aktiv bis zum letzten Atemzug
       
       > Der französische Regisseur hat den in der Schweiz legalen Weg zum
       > assistierten Suizid in Anspruch genommen. Das bestätigen Angehörige und
       > Berater.
       
 (IMG) Bild: Jean-Luc Gadard 2002
       
       Berlin/Paris taz/afp Der französische Regisseur Jean-Luc Godard ist
       offenbar aus freien Stücken aus dem Leben geschieden. [1][Das berichtet die
       Tagsezeitung Libération ] am Dienstag auf ihrer Webseite. „Herr Godard hat
       die in der Schweiz legale Hilfe zu einem freiwilligen Abschied in Anspruch
       genommen“, teilte auch Patrick Jeanneret, ein Berater der Familie, am
       Dienstag der Nachrichtenagentur afp mit. Grund dafür seien seine
       zahlreichen Krankheiten gewesen.
       
       Godards Frau Anne-Marie Miéville und seine Produzenten hätten zuvor
       erklärt, dass er „friedlich in seinem Haus, umgeben von seinen Lieben“ in
       Rolle am Ufer des Genfersees gestorben sei, berichtet die Liberation. „Er
       war nicht krank, er war einfach nur erschöpft“, habe ein Angehöriger der
       Familie ergänzt. „Also traf er die Entscheidung, es zu beenden. Es war
       seine Entscheidung und es war ihm wichtig, dass sie bekannt wurde.“ Eine
       weitere dem Filmemacher nahestehende Person habe diese Information
       bestätigt.
       
       In der Schweiz, wo Godard seit mehreren Jahrzehnten lebte, ist die Beihilfe
       zum Suizid legal, bei der der Patient selbst eine tödliche Dosis
       Medikamente einnimmt. Laut Gesetz ist es zwar strafbar, jemandem „aus
       selbstsüchtigen Beweggründen“ bei der Selbsttötung zu helfen. Wird dem
       Helfer jedoch kein solcher Beweggrund nachgewiesen, bleibt er straffrei.
       Organisationen wie „Exit“ und „Dignitas“ bieten Beihilfe zum Suizid als
       eine Art Dienstleistung an. Aktive Sterbehilfe ist hingegen auch in der
       Schweiz verboten.
       
       Auch in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Spanien ist Sterbehilfe
       unter bestimmten Bedingungen legal. Zufällig war sie in Frankreich am
       Dienstag ein großes Thema, da der Ethikrat sich erstmals vorsichtig für
       aktive Sterbehilfe unter strengen Auflagen ausgesprochen hatte. Präsident
       Emmanuel Macron kündigte eine gesellschaftliche Debatte dazu an, die im
       kommenden Jahr in ein neues Gesetz münden könnte.
       
       In Deutschland wird derzeit über eine Gesetzesnovelle diskutiert. Ende Juni
       waren im Bundestag [2][drei fraktionsübergreifende Entwürfe ins
       Gesetzgebungsverfahren eingebracht] und in erster Lesung debattiert worden.
       Die Entwürfe werden in den Bundestagsausschüssen weiter beraten. Das
       Bundesverfassungsgericht hatte 2020 [3][das Verbot der „geschäftsmäßigen
       Hilfe zur Selbsttötung“ gekippt.]
       
       [4][Der Regisseur hatte in den 50er und 60er Jahren als Mitbegründer der
       Nouvelle Vague das Kino geprägt]. Sein Film „Außer Atem“ war stilbildend.
       Godard starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren.
       
       Libération erinnerte in ihrem Bericht daran, dass Godard schon vor Jahren
       öffentlich über die Möglichkeit eines Freitodes gesprochen habe. Während
       einer Pressekonferenz bei den Fimfestspielen in Cannes 2014 habe Godard
       gesagt, wenn er zu krank sei, wolle er „nicht in einer Schubkarre gezogen
       werden“. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, den in der Schweiz
       legalen, assistierten Suizid zu wählen, habe er mit „Ja“ geantwortet, auch
       wenn ihm das im Moment noch sehr schwerfalle.
       
       Wenn Sie Suizidgedanken haben, sprechen Sie darüber mit jemandem. Sie
       können sich rund um die Uhr an die Telefonseelsorge wenden (08 00/111 0 111
       oder 08 00/111 0 222) oder www.telefonseelsorge.de besuchen.
       
       13 Sep 2022
       
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       ## AUTOREN
       
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