# taz.de -- Putins Angriffskrieg in der Ukraine: Rache per Luftangriff
       
       > Ukrainische Truppen rücken östlich und nordöstlich von Charkiw vor.
       > Russland reagiert und bombardiert die ukrainische Strom- und
       > Wasserversorgung.
       
 (IMG) Bild: Bilder des Krieges: Von russischen Bomben getroffene Häuser in Charkiw am 12.09.2022
       
       Berlin taz | Die Ukraine hat am Montag ihre Geländegewinne der vergangenen
       Tage im Nordosten des Landes gesichert. Berichten zufolge rückten
       ukrainische Truppen in zahlreiche von Russland geräumte Ortschaften östlich
       und nordöstlich von Charkiw ein. [1][Russland hatte am Wochenende als
       Reaktion auf eine ukrainische Offensive den fast vollständigen Rückzug
       seiner Truppen aus dem gesamten Gebiet Charkiw angekündigt], einschließlich
       der wichtigen Verkehrsknotenpunkte Kupiansk und Isjum, von denen aus die
       bisherigen russischen Angriffe zur Eroberung des Donbass aus nördlicher
       Richtung koordiniert worden waren.
       
       Russlands Armee gab damit, neben den bereits verlorenen Territorien, weite
       Gebiete seines Eroberungsfeldzugs kampflos auf, wohl um rechtzeitig
       militärisches Gerät mitnehmen zu können, das russische Truppen vergangene
       Woche in gigantischen Mengen bei unkoordinierten Fluchtaktionen
       zurückgelassen hatten. Die Armee zog sich hinter den Fluss Oskol zurück,
       der nun die neue Frontlinie östlich von Charkiw bildet.
       
       Am Montag gab es auf russischer Seite allerdings auch Anzeichen von
       Auflösungserscheinungen östlich des Flusses. Aus Svatove, der größten Stadt
       dieser Gegend, sollen sämtliche russische Truppen abgezogen sein, meldeten
       am Vormittag ukrainische Quellen; es seien nur noch lokale Milizen der
       „Volksrepublik Luhansk“ vor Ort. Manche ukrainische Quellen meldeten auch
       Fluchtbewegungen aus der „Volksrepublik Luhansk“ in Richtung Russland.
       
       Entgegen manchen ersten Berichten ist die ukrainische Armee wohl noch nicht
       über den Fluss hinaus vorgerückt. Gekämpft wird vor allem im Frontbereich
       östlich von Isjum, wo die Ukraine bestrebt ist, den mehrmonatigen
       russischen Angriffen auf den Donbass ein Ende zu setzen. Auch im Süden der
       Ukraine, an den Fronten bei Cherson, sollen die russischen Truppen in
       Schwierigkeiten stecken. Nach Angaben des Südkommandos der ukrainischen
       Armee haben einzelne russische Kommandeure Kapitulationsverhandlungen
       angeboten.
       
       ## Stromversorgung wurde weitgehend wiederhergestellt
       
       Russlands Generalstab denkt derweil keineswegs an Kapitulation. Auf die
       Geländeverluste am Boden antwortet Russland mit massiven Angriffen aus der
       Luft. In der gesamten Osthälfte der Ukraine fiel am Sonntagabend nach
       russischen Angriffen der Strom aus. „Aufgrund von Beschuss sind Objekte der
       kritischen Infrastruktur außer Betrieb, infolgedessen fielen der Strom und
       die Wasserversorgung aus“, erklärte Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow.
       Die Stromversorgung wurde bis Montagfrüh weitgehend wiederhergestellt, im
       Laufe des Tages folgten aber neue Angriffe und Ausfälle.
       
       Russlands „Spezialoperation“ in der Ukraine werde „fortgesetzt, bis die
       anfangs gesetzten Ziele erreicht sind“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow
       am Montagmittag. Der frühere russische Präsident, Dmitri Medwedew, warnte,
       Russland werde „die totale Kapitulation des Kiewer Regimes zu Russlands
       Bedingungen“ fordern.
       
       Ukraines Präsident Wolodimir Selenski wies die russische Position am
       Sonntag in einem CNN-Interview zurück: „Sie werden dich aufessen,
       häppchenweise, Stück für Stück. Ich will dieses Spiel nicht spielen. Ich
       mag das nicht.“ [2][Verhandlungen mit Russland kämen erst nach einem
       vollständigen russischen Rückzug infrage]. „Zurzeit nicht. Ich sehe auf
       ihrer Seite keine Bereitschaft, konstruktiv zu sein.“
       
       12 Sep 2022
       
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