# taz.de -- Probleme mit Rhein und Spree: Hitze trocknet Flüsse aus
       
       > Beim Rhein gibt es teils negative Pegelstände, im Spreewald werden kleine
       > Gewässer für die Hauptspree geopfert. Das hat auch mit der Klimakrise zu
       > tun.
       
 (IMG) Bild: Historische Tiefstände am Rhein stellen teilweise auch die Schifffahrt vor Probleme
       
       Berlin taz | Das Ablesen von Pegelständen am Rhein ist dieser Tage eine
       Zitterpartie: Der Fluss, der normalerweise zu den verkehrsreichsten
       Wasserstraßen der Welt gehört, wird durch das heiße Wetter bei fehlenden
       Niederschlägen immer flacher.
       
       Besonders ernst ist die Lage im Norden kurz vor der niederländischen
       Grenze. Für den Pegel Emmerich wurde am Dienstagmorgen sogar ein negativer
       Stand ermittelt, nämlich von minus einem Zentimeter. Das ist ein
       Rekordtiefstand. Auch andere Rhein-Pegel liegen niedrig, in
       Duisburg-Ruhrort nur einen und in Köln zwei Zentimeter über oder zwei
       Zentimeter über ihren historischen Tiefstniveaus.
       
       Ein Pegel markiert nicht den tiefsten Punkt des Gewässers – sonst wäre ein
       negativer Stand ja auch nicht möglich. Dass der Pegel niedrig liegt, heißt
       also auch nicht sofort, dass gar kein Schiffsverkehr mehr möglich ist. Mit
       voller Ladung können viele Frachtschiffe aber zurzeit nicht auf dem Rhein
       verkehren. Dafür ist es zu flach.
       
       Auch im Osten Deutschlands leiden Gewässer unter der Trockenheit.
       Brandenburgs Umweltministerium reagierte mit einer drastischen Maßnahme auf
       den Wassermangel der Spree: Am Montag ließ es zahlreiche Schleusen im
       Spreewald schließen, um das Wasser in der Hauptspree zu konzentrieren.
       
       ## Eine Folge der Hitze – und des Klimawandels
       
       Für die kleineren Gewässer kann das weitreichende Folgen haben. Das
       Landesamt für Umwelt bat Anrainer:innen, trockenfallende Stellen zu melden,
       damit Notabfischungen und Muschelbergungen organisiert werden können. Dort
       sind weniger große Frachtschiffe als vielmehr kleine Kähne betroffen: Der
       Spreewald ist ein beliebter Naherholungsort sowie ein touristisches Ziel.
       
       Auch beim Deutschen Wetterdienst warnt man vor den wirtschaftlichen Folgen
       des Wetters. „Die Böden zeigen in weiten Teilen Deutschlands eine extreme
       Trockenheit, die nicht nur der Landwirtschaft große Probleme bereitet“,
       sagt Udo Busch, der die Abteilung Agrarmeteorologie bei der Behörde leitet.
       
       „Auch Verkehrsträger wie die Schifffahrt sind aufgrund von Niedrigwasser
       betroffen.“ Zudem müssten Wälder eventuell ein viertes Trockenjahr
       innerhalb von fünf Jahren überstehen. „Die Folgen können wir heute noch gar
       nicht abschätzen“, so Busch.
       
       Dass es so trocken ist, hat auch [1][mit dem Klimawandel zu tun]. Dabei
       führt der in Deutschland nach bisherigem Forschungsstand eigentlich nicht
       zu deutlich weniger Niederschlägen, anders als zum Beispiel im
       Mittelmeerraum. Aber er macht eben [2][Hitzewellen häufiger und intensiver]
       – und wo es heißer ist, verdunstet mehr Wasser.
       
       „Zentral- und Westeuropa sind Weltregionen, die mit zunehmender globaler
       Erwärmung vermehrt von Bodenwasser- und Grundwassertrockenheit betroffen
       sein werden“, sagt die Klimaforscherin Sonia Seneviratne von der ETH
       Zürich. „Dieses erhöhte Dürrerisiko ist vor allem auf die zunehmende
       Verdunstung über Pflanzen und Böden zurückzuführen, die mit steigenden
       Temperaturen zunimmt.“
       
       Seneviratne war eine der koordinierenden Leitautor:innen beim letzten
       [3][Teilbericht des Weltklimarats IPCC zu den physikalischen Grundlagen des
       Klimawandels], der im vergangenen Jahr erschienen ist. Der habe gezeigt,
       dass die Regionen schon jetzt „eine zunehmende Austrocknung“ aufwiesen,
       erklärt die Schweizer Wissenschaftlerin, „und dass sich diese Tendenz mit
       zunehmender Erwärmung verstärken wird“.
       
       17 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /UN-Bericht-zu-Duerren/!5850275
 (DIR) [2] /Forscherin-ueber-Hitze-und-Klima/!5864984
 (DIR) [3] /Warnung-des-Weltklimarats-IPCC/!5792170
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Schwarz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Hitze
 (DIR) Rhein
 (DIR) Spreewald
 (DIR) Rekordhitze
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Flüsse
 (DIR) Oder (Fluss)
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Wassermangel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Höchsttemperaturen 2022: Heiß wie nie
       
       Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war es in Deutschland von Januar bis
       Oktober noch nie so warm wie 2022. Das reiht sich ein in den globalen
       Trend.
       
 (DIR) Niedrigwasser am Rhein: Auf dem Trockenen
       
       Ein Binnenschiffer kann seine „Sardana“ nicht voll beladen, ein Hafenchef
       warnt vor abreißenden Lieferketten. Unterwegs auf Deutschlands wichtigster
       Wasserstraße.
       
 (DIR) Fische im Fluss Aller bei Wolfsburg: Rettung durch maschinelles Beatmen
       
       In der Aller starben im Juli massenhaft Fische, weil Wasser und Sauerstoff
       fehlten. Durch Belüftung und Wasserzufuhr konnten viele gerettet werden.
       
 (DIR) Fischsterben in der Oder: Auch Flüsse brauchen Liebe
       
       In der Oder sterben Fische, im Rhein fehlt Wasser: Höchste Zeit unser
       Verhältnis zu Flüssen zu überdenken, sonst werden sie sich weiter rächen.
       
 (DIR) Forscherin über Hitze und Klima: „Ich habe keine Angst vor der Zukunft“
       
       Friederike Otto ist sich sicher, dass wir schon in der Gegenwart mitten in
       der Krise stecken. Sie erklärt, wie Extremwetter soziale Ungleichheit
       verschärft.
       
 (DIR) UN-Bericht zu Dürren: „Kein Land ist immun gegen Dürre“
       
       Es gibt immer mehr und immer längere Dürren, zeigt ein UN-Bericht. Im Jahr
       2050 könnten zwei Drittel der Weltbevölkerung von Dürre betroffen sein.
       
 (DIR) Warnung des Weltklimarats IPCC: 1,5 Grad schwer haltbar
       
       Die Klimaziele des Paris-Abkommens einzuhalten, ist laut dem Klimarat IPCC
       schwierig. Der Klimawandel zeigt sich mittlerweile überall auf der Welt.