# taz.de -- Eskalation zwischen Israel und Gaza: „Morgengrauen“ endet in Waffenruhe
       
       > Im palästinensischen Gaza und in Israel hält der Waffenstillstand.
       > Israels Zivilgesellschaft debattiert über den Kriegsauslöser.
       
 (IMG) Bild: Im Gazastreifen kehrt wieder der Alltag ein, die Spuren der Eskalation bleiben sichtbar
       
       Berlin taz | Nach dreitägigen Kämpfen ist es vorerst vorbei. Die von
       Ägypten vermittelte Waffenruhe zwischen der Terrororganisation
       Palästinensischer Islamischer Dschihad und Israel scheint zu halten. Seit
       Sonntagabend sind keine neuen Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel
       abgefeuert worden; Israel flog keine weiteren Angriffe auf den
       Küstenstreifen.
       
       Das israelische Militär hatte am Freitag die [1][Militäraktion
       „Morgengrauen“] mit Luftangriffen gegen den Islamischen Dschihad im
       Gazastreifen gestartet. Während der Operation wurden zwei Anführer der
       Gruppe getötet. Laut israelischem Militär habe der Islamische Dschihad über
       1.000 Raketen nach Israel abgeschossen, von denen rund 200 noch innerhalb
       des Gazastreifens explodiert seien.
       
       Der Islamische Dschihad ist eng mit Israels Erzfeind Iran verbunden und
       wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.
       
       44 Palästinenser:innen sind laut palästinensischen Angaben während
       der Militäroperation getötet worden, darunter 15 Kinder. Auf israelischer
       Seite gab es keine Todesopfer.
       
       ## Die Hamas hat sich auffällig zurückgehalten
       
       Auf Bedingungen des Islamischen Dschihad zur Waffenruhe, dass Israel
       kürzlich verhaftete Mitglieder der Gruppe freilassen solle, sei Israel
       nicht eingegangen, berichtet die israelische Zeitung Times of Israel.
       Allerdings sei Israel bereit zu weiteren Verhandlungen, auch mit der den
       Gazastreifen kontrollierenden militanten Organisation Hamas.
       
       Diese hatte sich aus dieser Runde der Kämpfe auffällig zurückgehalten, wohl
       auch um den Wiederaufbau Gazas nach dem aktiven Konflikt im Mai 2021 und
       damit die Popularität unter den Bewohner:innen des Küstenstreifens
       nicht aufs Spiel zu setzen.
       
       Der Kriegszustand ist vorerst vorbei, doch innerhalb der israelischen
       Zivilgesellschaft sorgt der Auslöser der Eskalation für Diskussionen. Lapid
       hatte den Angriff von Zielen des Islamischen Dschihad als „Präventivschlag“
       bezeichnet und von „konkreten Bedrohungen“ an der Grenze zum Gazastreifen
       gesprochen. Konkreter wurden diese Bedrohungen allerdings nicht.
       
       Kritiker:innen des Krieges protestierten am Sonntag in vielen Städten
       Israels gegen den Krieg. „Stop the War“ oder „Stop the Israeli Aggression“
       war auf den Schildern in Haifa, Tel Aviv und in der arabischen Stadt Umm
       el-Fahm im Norden Israels zu lesen. Für die Kritiker:innen ging die
       Initiative für diesen Krieg von Israel aus.
       
       ## Hat die Eskalation etwas mit dem Wahlkampf zu tun?
       
       „Vergangene Angriffe auf Gaza kamen für gewöhnlich infolge von
       Raketenbeschuss aus Gaza oder von anderen Umständen, die Israel
       vermeintlich keine Wahl ließen“, erklärt Ori Givati von der
       Nichtregierungsorganisation Breaking the Silence, die
       Menschenrechtsverletzungen an Palästinenser:innen durch israelische
       Sicherheitskräfte aufzeigen will. „Dieses Mal ist es recht eindeutig, dass
       die Aggression von Israel ausging, deswegen ist es für einige Menschen
       leichter, dagegen auf die Straße zu gehen.“
       
       Anonym bleibende hochrangige Beamten [2][zeichnen laut Times of Israel ein
       anderes Bild]: Der Islamische Dschihad, und vor allem die beiden getöteten
       Kommandanten, hätten geplant, ihre „Operationen gegen Israel zu
       intensivieren“.
       
       Dass die Operation auch mit innenpolitischen Erwägungen zusammenhängt,
       bezweifelt Givati nicht: „Wie [3][sehr der Wahlkampf hier eine Rolle
       gespielt hat] oder ob Druck vom Militär den Auslöser gegeben hat, ist
       allerdings Spekulation.“
       
       Yair Lapid hat mit dem Kollaps der Regierung im Juni den Posten des
       Interim-Ministerpräsidenten übernommen. Einige Israelis glauben, dass er
       versucht, für die anstehenden Neuwahlen im November in der israelischen
       Gesellschaft zu punkten, indem er harte Hand gegenüber Gaza zeigt.
       
       ## Explosion im Geflüchtetenlager Jabaliya in Nord-Gaza
       
       Weitere Spekulationen löste eine [4][Explosion im Geflüchtetenlager
       Jabaliya] im nördlichen Gazastreifen aus, deren Ursache vorerst ungeklärt
       bleibt. Bei dieser wurden mehrere palästinensische Zivilist:innen, unter
       ihnen vier Kinder, getötet.
       
       Das israelische Militär hatte Samstag früh ein Video gepostet, in dem es
       nahelegte, dass die Rakete, die auf Jabaliya fiel, ein fehlgeleitetes
       Geschoss aus den Händen des Islamischen Dschihad war. Palästinensische
       Medien machten wiederum Israel für die Explosion verantwortlich.
       
       8 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Israel-Palaestina-Konflikt/!5870199
 (DIR) [2] https://www.timesofisrael.com/israel-didnt-agree-to-free-pij-prisoners-sees-chance-of-wider-gaza-deal-with-hamas/
 (DIR) [3] /Eskalation-im-Gazastreifen/!5870156
 (DIR) [4] https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/2-killed-8-wounded-in-explosion-at-jabaliya-refugee-camp-in-northern-gaza-strip-palestinian-reports/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Judith Poppe
       
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