# taz.de -- RBB-Intendantin Schlesinger unter Druck: Schluss mit halben Sachen
       
       > Nach Filz-Vorwürfen tritt RBB-Chefin Patricia Schlesinger vom ARD-Vorsitz
       > zurück. Das ist aber nicht genug.
       
 (IMG) Bild: Will trotz Vorwürfen als RBB-Intendantin weitermachen: Patricia Schlesinger
       
       Am Montag endete mein Arbeitstag früher als gewöhnlich. Eine Demo aus dem
       Spektrum der Berliner Verschwörungsideolog*innen hatte sich
       angekündigt. Pünktlich zum Redaktionsschluss wollten sie vor der taz gegen
       die angebliche „Gleichschaltung“ der Medien protestieren. Weil ich weder
       Lust hatte, mich durch eine Menge Schwurbler*innen zu drängen, noch
       darauf warten wollte, bis sie zum nächsten Medienhaus weitergezogen wären,
       beschloss ich, früher Feierabend zu machen.
       
       Ich habe kein Problem mit einem früheren Arbeitsschluss. Aber ich habe
       große Probleme damit, wenn Tausende Menschen durch Berlin ziehen,
       „Lügenpresse“ rufen, Journalist*innen beleidigen und den Holocaust
       verharmlosen. Der sogenannte Medienmarsch führte nicht nur zur taz, sondern
       auch am Tagesspiegel, an Springer, der ARD und dem ZDF vorbei.
       
       Angriffe aus diesem Milieu auf Journalist*innen haben in letzter Zeit
       zugenommen, auch deswegen ist Deutschland im internationalen
       Pressefreiheit-Ranking nach unten gerutscht. Feindbild sind in der Regel
       alle etablierten Medien, die Öffentlich-Rechtlichen (ÖR) stehen besonders
       unter Beschuss. So auch am Montag: Auf einem Video, [1][das bei Twitter
       veröffentlicht wurde], ist zu sehen, wie ein NDR-Filmteam beim
       „Medienmarsch“ als „Goebbels’ Erben“ beschimpft wird.
       
       ## Misstrauen innerhalb und außerhalb
       
       Klar ist, die Demonstrant*innen sollte man zwar als Bedrohung ernst
       nehmen, aber nicht in ihren „Sorgen“. Ihnen geht es nicht um eine
       vielfältige Presselandschaft und die Erhaltung der Demokratie – im
       Gegenteil.
       
       Pauschale Verurteilungen der ÖR kommen aber auch aus anderen Ecken, die man
       ernst nehmen muss, um ihnen entgegenzuwirken. Reporter*innen und
       Redakteur*innen erzählen immer wieder von Misstrauen und Hass, der
       ihnen bei der Arbeit entgegenschlägt. Medienkritik an den ÖR ist nicht nur
       legitim, sie ist wichtig, schließlich werden sie von uns bezahlt und haben
       einen Auftrag zu erfüllen. Doch Kritik, die nur dazu dient, den ÖR zu
       schaden, [2][wie sie des Öfteren auch aus dem Hause Springer zu hören ist],
       ist fehl am Platz. Die ÖR haben es also nicht leicht: Obwohl das Vertrauen
       in sie generell relativ hoch ist, nimmt auch das Misstrauen deutlich zu.
       
       Das ist die Ausgangslage des [3][Falls Patricia Schlesinger]. Seit Wochen
       gibt es Vorwürfe gegen die Intendantin des RBB und ARD-Vorsitzende, die
       hauptsächlich vom Springer-Portal Business Insider veröffentlicht werden.
       Der Sender hat die Compliancebeauftragte und die Revision eingeschaltet
       sowie eine externe Kanzlei, die alle offenen Fragen klären soll. Bei den
       Vorwürfen geht es grob gesagt um fehlerhafte Abrechnungen von dienstlichen
       Abendessen, dubiose Beraterverträge für ein RBB-Immobilienprojekt,
       Gehaltserhöhungen und einen extrem teuren Luxusdienstwagen mit dickem
       Rabatt von Audi.
       
       Juristisch gilt Schlesinger als unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist.
       [4][Die Untersuchungen können] im besten Fall klären, was passiert ist und
       was davon rechtens war. Die Ergebnisse sollen im September oder Oktober
       vorliegen. Doch dann könnte es schon zu spät sein, denn der Fall richtet
       schon jetzt Schaden an beim RBB.
       
       Er verstärkt das Misstrauen nicht nur innerhalb des RBB, sondern auch
       außerhalb. Angestellte und [5][freie Mitarbeiter*innen kritisieren
       Schlesingers Umgang] mit den Vorwürfen. Statt versprochener lückenloser
       Aufklärung gibt es bislang eher schlechte Kommunikation und halbgare
       Transparenz.
       
       Am Donnerstag gab Schlesinger ihren Rücktritt als ARD-Vorsitzende zum
       Jahreswechsel bekannt. Doch auch das ist nur ein halber Schritt. Wenn ihr
       wirklich etwas am Vertrauen in die ÖR liegt, sollte sie auch ihr Amt als
       RBB-Intendantin niederlegen.
       
       5 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/FriedensWatch/status/1554537615352799233?s=20&t=i2xE5LkwhQ0oSu9J6kyuxA
 (DIR) [2] /Umstrittener-Gastbeitrag-in-der-Welt/!5856896
 (DIR) [3] /Vorwuerfe-gegen-RBB-Intendantin/!5867820
 (DIR) [4] /Vorwuerfe-gegen-RBB-Intendantin/!5867820
 (DIR) [5] https://www.rbbpro.de/blog/2022/07/08/loeffelhaeppchen-schlagzeilen-belegschaftsversammlung/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Carolina Schwarz
       
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