# taz.de -- Helen Dorn ermittelt in Hamburg: Die ewige Suche
       
       > Im Sommerloch laufen kaum neue Krimis. Unser Autor hat einen aus Hamburg
       > entdeckt – das ZDF hatte allerdings dann doch keine Lust mehr.
       
 (IMG) Bild: Ermittlerin Helen Dorn (Anna Loos) in ihrer neuen Heimat Hamburg
       
       Ein Transporter düst durch das abendliche Hamburg. Als er eine Brücke
       Richtung Krankenhaus überquert, knallt – zack! – ein Mensch an die Scheibe
       zum Führerhäuschen. Erschrocken verliert der Fahrer die Kontrolle über
       den Wagen und rast auf eine Baustelle. Der Kleinlaster hebt ab, der Fahrer
       ist verletzt, der Mensch auf der Ladefläche tot. Jetzt rast eine andere:
       Ermittlerin Helen Dorn (Anna Loos). Kratzig und viel wortkarger als das
       Klischee einer Düsseldorferin macht sie sich aus dem Rheinland auf nach
       Hamburg, denn seit vierzehn Jahren schon sucht sie nach einem Jungen, der
       Fahrer des Wagens ist ihr Hauptverdächtiger.
       
       Nicht ganz so lange wie Dorn, hoffentlich auch nicht ganz so emotional,
       suchen Fans der Krimiabendunterhaltung aktuell nach Stoff, den sie nicht
       schon zigmal gesehen haben. Denn nicht nur der „Tatort“ ist in der
       Sommerpause, auch ansonsten gibt es wenig neue Produktionen. Das
       Unterhaltungsloch allerdings muss gefüllt werden.
       
       Zwei große Online-TV-Programme versprachen hervorragenden Ersatz am Samstag
       auf ZDF: In „Helen Dorn: Kleine Freiheit“ zieht es die latent Wütende zum
       ersten Mal nach Hamburg. Sie kommt, um zu bleiben. Doch dann die
       Enttäuschung: Statt Mord, Menschenhandel und melancholischen Chansons auf
       der Reeperbahn bekommt das Publikum am Samstagabend das „Sportstudio“ zur
       Fußball-EM und anschließend das Spiel [1][Frankreich gegen Niederlande]
       serviert. So oft auch vom „Fußballkrimi“ gesprochen wird, die Partie wird
       hoffentlich mit weniger Gewalt, Einbrüchen und K.o.-Tropfen auskommen. Auch
       wenn Dorn gelegentlich schon etwas hat von einer Starstürmerin, die einfach
       ihr eigenes Ding macht, ohne aufs Team zu achten.
       
       Klar: [2][Eine EM] gehört ins Abendprogramm. Dorn in die Mediathek. Dort
       war „Kleine Freiheit“ angesagt als ein Film, der noch bis 2023 gestreamt
       werden kann. Am Dienstag guckte ich ihn, am Mittwoch aber war er plötzlich
       verschwunden. Auch auf die Mediathek ist also leider kein Verlass. Auf
       Nachfrage sagt das ZDF, der Film hätte lediglich bis Oktober 2021 in der
       Mediathek gestanden. Nun gut. Weil uns ein Sommer in Hamburg trotz allem
       guttun würde, lässt uns das ZDF zumindest zwei andere Folgen („Das rote
       Tuch“, „Die letzte Rettung“) streamen. Wenn Sie das Sommerloch also nicht
       mit Fußball füllen wollen, bietet sich Ihnen so eine Alternative. Aber
       seien Sie schnell! Wer weiß, wann die Folgen aus der Mediathek
       verschwinden.
       
       23 Jul 2022
       
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 (DIR) Johannes Drosdowski
       
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