# taz.de -- Umstrittene Jagdhundausbildung: Füchse werden systematisch gequält
       
       > Tierschützer haben sogenannte Schliefenanlagen gefilmt, in denen
       > Jagdhunde ausgebildet werden – auf bestenfalls historischer
       > Rechtsgrundlage.
       
 (IMG) Bild: So weit so gut, aber zu Tradition und Folklore gehören auch weniger ansehnliche Praktiken
       
       Tiere aus Spaß zu töten, ist schlecht. Sie einzusperren, unter Todesangst
       durch Tunnel zu jagen und sie mit Stöcken zu malträtieren: mindestens
       doppelt schlecht. Teile der Jägerschaft sehen das freilich anders und
       erheben diese Mordübungen sogar zur Identitätsfrage.
       
       [1][Schliefenanlagen heißen die Orte], an denen diese Tierquälerei im Namen
       der Tradition passiert. Hier bilden JägerInnen ihre Hunde aus, an lebenden
       Füchsen. Diese Übungsfüchse hausen die meiste Zeit in Käfigen, in
       versteckten Anlagen mitten im Wald – bis die BetreiberInnen sie zur
       Ausbildung von Hunden in eigens gebuddelte Tunnel stecken. Von
       Schliefenanlagen gibt es mindestens 120 in Deutschland: in Niedersachsen,
       Bayern, NRW, überall eigentlich. Nur weiß abgesehen von JägerInnen und
       einigen TierschützerInnen kaum jemand davon.
       
       Das könnte sich nun ändern, seit Wildtierschützer Thomas Mitschke bei Uetze
       in der Region Hannover zum ersten Mal eine Schliefenanlage gefilmt hat. In
       seinem Video hüpft einer der Betreiber von Klappe zu Klappe und fuchtelt
       mit einem Stock darin herum, wohl um einen verängstigten Fuchs zum
       Weiterrennen in einen oberirdischen Käfig zu bewegen.
       
       Mitschke hat die BetreiberInnen Mitte Juni angezeigt. Auch die
       Tierschutzorganisation Peta hat vergangenen September eine Anzeigeaktion
       gestartet – höchste Zeit, denn die letzten Gerichtsurteile zu
       Schliefenanlagen sind älter als die Verankerung des Tierschutzes im
       Grundgesetz.
       
       ## Gesetze aus anderen Zeiten
       
       Trotzdem berufen sich auch Landwirtschaftsministerien wie etwa das
       niedersächsische auf diese Regelungen: Es liege kein Verstoß gegen das
       Tierschutzgesetz vor, heißt es dort, sofern der Abstand zwischen Hunden und
       Füchsen durch Gitter gehalten werde. Können Tiere also nur leiden, wenn sie
       gerade totgebissen werden? Das kann niemand ernsthaft behaupten.
       
       Die Jägerschaft sieht das so: Die gute Ausbildung der Hunde in
       Schliefenanlagen sei für die Baujagd unverzichtbar, schreibt die
       Landesjägerschaft Niedersachsen auf Nachfrage der taz. Doch Hunde können
       auch anders lernen – mit Geruchsstoffen zum Beispiel oder indem junge Hunde
       ältere auf die Jagd begleiten.
       
       Aber das ist natürlich eine Kritik an der Oberfläche. Denn auch die Baujagd
       selbst ist barbarisch, nutzlos und veraltet. Und darüber kann auch die
       sonderbare Parallelsprache dieser Leute nicht hinwegtäuschen. Die Teckel
       „verbellen“ keine Füchse, bis sie „springen“, damit sie dann
       „gemeinschaftlich erlegt“ werden können. Sondern: Da stratzen erwachsene
       Menschen im Jägerkostüm im Wald herum, schicken den Hund, den sie angeblich
       lieben, unter Lebensgefahr in künstliche Tunnel und stehen nutzlos herum,
       während der Hund die ganze Arbeit macht. Und dann knallen sie den Fuchs ab.
       
       Warum eigentlich? Essen kann man ihn nicht und das Fell will auch niemand
       haben. Sie begründen das mit der Behauptung, sie würden das Ökosystem
       schützen. [2][Dabei ist auch das umstritten].
       
       Die Jägerschaft beruft sich auf Tradition und auf Natürlichkeit. Dabei ist
       alles um sie herum von Menschenhand für die Befriedigung ihrer eigenen
       Tötungslust konstruiert.
       
       16 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lisa Bullerdiek
       
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