# taz.de -- Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein: 20 Jahre Haft für Ghislaine Maxwell
       
       > Jahrzehntelang hatte US-Milliardär Jeffrey Epstein Minderjährige
       > missbraucht. Nun ist das Strafmaß gegen seine langjährige Vertraute
       > verkündet worden.
       
 (IMG) Bild: Zeichnung von Ghislaine Maxwell während der Urteilsverkündung in New York
       
       New York dpa | Die langjährige Haftstrafe für Ghislaine Maxwell setzt einen
       vorläufigen Schlusspunkt hinter den Missbrauchsskandal um ihren
       [1][Ex-Vertrauten] und bestens vernetzten US-Multimillionär Jeffrey
       Epstein. Richterin Alison Nathan verurteilte die 60-Jährige am Dienstag in
       New York unter anderem wegen Menschenhandels mit Minderjährigen zu
       Missbrauchszwecken zu 20 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 750.000
       Dollar (713.000 Euro) – sie nannte die Verbrechen von Maxwell und Epstein
       „entsetzlich“ und „abscheulich“.
       
       Damit geht eine [2][Verhandlung gegen Maxwell] zu Ende, die von vielen als
       Stellvertreterprozess für die Taten Epsteins gesehen wurde, der sich im
       Sommer 2019 offiziellen Angaben zufolge [3][im Gefängnis das Leben
       genommen] hatte. Der Fall hatte auch deshalb weltweit für Aufsehen gesorgt,
       weil der Unternehmer mit Prominenten wie dem Ex-Präsidenten Bill Clinton
       und Donald Trump, dem Tech-Milliardär Bill Gates und dem britischen Prinzen
       Andrew bekannt war.
       
       Während Andrew kürzlich einen Zivilprozess im Zusammenhang mit Epsteins
       Missbrauchsring abwenden konnte, sind weder gegen ihn noch gegen andere
       Prominente strafrechtliche Ermittlungen bekannt. Der Maxwell-Prozess wurde
       auch immer wieder in Verbindung mit den viel beachteten Anklagen der
       MeToo-Ära gegen Ex-Filmmogul Harvey Weinstein und die Schauspieler Bill
       Cosby und Kevin Spacey gebracht.
       
       Das von Richterin Nathan für Maxwell gewählte Strafmaß lag wegen der
       besonderen Schwere der Taten leicht über der gesetzlich vorgeschlagenen
       Rahmen-Richtlinie von bis zu 19 Jahren und 7 Monaten. Jedoch hatte die
       Staatsanwaltschaft weit über 30 Jahre gefordert – Maxwells Verteidigung
       dagegen unter der 5. Anwältin Bobbi Sternheim kündigte an, dass ihre
       Mandantin in Berufung gehen werde.
       
       Am letzten Tag des Prozesses standen sich dabei noch einmal Täterin und
       Opfer gegenüber. Maxwell ergriff dabei selbst das Wort und sagte, dass sie
       mit den missbrauchten Frauen fühle. Der Schmerz, den diese erfahren hätten,
       täte ihr leid – doch sie schob die Schuld vor allem ihrem Ex-Partner zu.
       „Es ist das größte Bedauern meines Lebens, dass ich Jeffrey Epstein
       getroffen habe“, sagte sie. Die Verbindung zu ihm werde immer auf ihr
       lasten. Die Verteidigung hatte für eine deutlich mildere Haftstrafe von
       weniger als zehn Jahren plädiert.
       
       Zuvor hatten mehrere Opfer von Epstein und Maxwell gesprochen. „Zusammen
       haben Sie undenkbare Dinge getan“, sagte eine der Frauen. Die Verurteilte
       habe keine Reue: „Sie ist nicht traurig und sie würde es wieder tun“. Eine
       anderes Opfer berichtete von den schweren Folgen der Verbrechen, von
       psychischen Problemen und mehreren Selbstmordversuchen. Maxwell, deren
       Geschwister in der ersten Reihe im Zuschauerraum saßen, nahm die Aussagen
       äußerlich eher ungerührt hin, während einige im Gericht Tränen in den Augen
       hatten. Auffällig oft griff Maxwell zu einem Becher, aus dem sie trank.
       
       ## Rechte Hand Epsteins
       
       Maxwell war bereits im Dezember von einer New Yorker Jury schuldig
       gesprochen worden. Sie galt als rechte Hand Epsteins und spielte eine
       zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch von
       Mädchen. Maxwell hatte angekündigt, in Berufung zu gehen. Richterin Nathan
       betonte am Dienstag, dass Maxwell sich zwar mitfühlend für die Opfer
       geäußert habe, jedoch eine „mangelnde Übernahme von Verantwortung“ für die
       Taten zeige.
       
       Jahrzehntelang soll der Missbrauch zahlreicher Minderjähriger auf Epsteins
       Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und auf den Virgin Islands
       stattgefunden haben. Eine frühere Anklage gegen Epstein mündete in einen
       für den Unternehmer sehr vorteilhaften Deal, der ihn zum Symbol einer
       gesellschaftlichen Elite machte, die selbst mit Verbrechen durchkommt.
       Seine Beziehungen zu Prominenten und sein Tod führten zu zahlreichen
       Gerüchten und Verschwörungstheorien. US-Staatsanwalt Damian Williams sagte
       nach dem Richterspruch, dass Urteil sende „eine starke Botschaft aus, dass
       niemand über dem Gesetz steht.“
       
       Maxwells Aufgabe beim systematischen Missbrauch durch Epstein war es der
       Anklage zufolge, das Vertrauen von Mädchen zu gewinnen und sie ihrem
       ehemaligen Partner – oft für sogenannte Massagen – zuzuführen. Sie ist die
       Tochter des legendären britischen Verlegers Robert Maxwell (1923-1991). Sie
       war Anfang der 1990er Jahre nach New York gekommen, wo sie Epstein auf
       einer der zahlreichen Promi-Partys traf. Sie war zeitweise mit ihm liiert.
       Epsteins Umfeld beschrieb ihre Rolle in seinem Leben als eine Mischung aus
       Angestellter und bester Freundin.
       
       In vielen Reaktionen auf das Urteil ging es auch um mögliche Mitschuldige
       in dem Missbrauchskomplex. So kommentierte etwa der bekannte britische
       Journalist und TV-Moderator Piers Morgen auf Twitter: „Wer waren Ghislaine
       Maxwells reiche, mächtige und (manchmal) berühmte Kunden? Das sollte man
       uns sagen.“
       
       29 Jun 2022
       
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