# taz.de -- AfD-Spitzenkandidat in Niedersachsen: Er will CDU-Wähler vor Grünen retten
       
       > Stefan Marzischewski-Drewes ist AfD-Spitzenkandidat in Niedersachsen. Der
       > Arzt inszeniert sich als Kümmerer – und wettert gegen Geflüchtete.
       
 (IMG) Bild: Gibt sich gern als Kümmerer: der AfD-Fraktionsvorsitzende Stefan Marzischewski-Drewes
       
       „Durch und durch Niedersachse“ sei Stefan Marzischewski-Drewes, schwärmt
       der AfD-Landesvorsitzende Frank Rinck. Der neue Spitzenkandidat zur
       [1][Landtagswahl] wisse um die „Sorgen und Probleme der Bürger“, auch
       gerade im „ländlichen Raum“, sagt Rinck, der für die AfD im Bundestag sitzt
       und deswegen nicht für den Landtag kandidieren wollte. Am vergangenen
       Samstag bestimmten in Dötlingen im Landkreis Oldenburg die 107 Delegierten
       Marzischewski-Drewes zum Spitzenkandidaten für die Wahl am 9. Oktober.
       
       Für das Image als Kümmerer um die „normalen Leute“ kommt der AfD die
       berufliche Tätigkeit ihres Kandidaten gelegen: Der 56-Jährige ist
       Radiologe. „Ich bin Arzt“, sagt Marzischewski-Drewes 2017 in einem Video –
       und schildert, dass er sowohl VW-Manager als auch Hartz-IV-Empfängerinnen
       behandelt. So sehe er „täglich die soziale Ungerechtigkeit – auch in der
       medizinischen Versorgung“.
       
       Damals wie heute verspricht er Politik „für die Menschen vor Ort“ machen zu
       wollen. Bei seinen öffentlichen Auftritten bevorzugt Marzischewski-Drewes
       Anzug und Hemd. Etwas legerer erscheint er an AfD-Infotischen oder bei
       Protesten gegen geltende Coronamaßnahmen.
       
       Seine Strategie scheint es zu sein, bloß nicht wie einer der vermeintlich
       abgehobenen Politiker der von der AfD oft so betitelten „Altparteien“ zu
       wirken. Die Ärztekammer prüft derzeit Vorwürfe gegen Marzischweski-Drewes
       wegen eines Verstoßes gegen die Pflicht zum Tragen eines
       Mund-Nasen-Schutzes bei einer Demo in Berlin. Ein Foto auf Facebook zeigt
       den Kandidaten neben einem Wagen mit der Botschaft „Friedensfahrzeug“ und
       einem Mann mit der T-Shirt-Aussage: „Friedensvertrag jetzt“ – Bekenntnisse
       aus dem „Querdenken“- und Reichsideologie-Milieu.
       
       In Gifhorn scheinen die radikalen Positionen von Marzischewski-Drewes schon
       länger durch das bieder-bürgerliche Image hindurch. Der
       AfD-Fraktionsvorsitzende rede im Stadtrat nicht nur zu allen Themen gerne
       und lang, sondern greife auch „Kümmerthemen“ wie die Suche nach einen Namen
       für einen Kindergarten auf, erzählt der Parteilose Hagen Schink, der für
       die Grünen im Rat ist. Die kommunalen Themen verwebe er dabei immer mit
       AfD-Themen. Die AfD-Fraktion fordert beispielsweise einen Prüfauftrag zur
       Kameraüberwachung eines „sozialen Brennpunkts“.
       
       Marzischewski-Drewes ist gebürtiger Gifhorner und mehrfacher Vater. Und er
       hat wohl schon auf Wahlkampfmodus geschaltet. Bei Twitter schrieb er am
       Montag: „Immer daran denken: Wer CDU wählt bekommt Grüne!“ Zuspruch zu
       seiner Kandidatur kam aus dem rechtsextremen Teil der Partei. Kein Wunder:
       Er schürt auch immer wieder Ängste vor Geflüchteten.
       
       5 Jul 2022
       
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