# taz.de -- Erste Frau an Spitze der Industrielobby: BDI holt Ex-Ministerin
       
       > Grünen-kompatibel, wirtschaftsnah, politisch erfahren: Die
       > CDU-Politikerin Tanja Gönner wird Hauptgeschäftsführerin des
       > Bundesverbandes der Industrie.
       
 (IMG) Bild: Tanja Gönner, ehemalige baden-württembergische Ministerin und GIZ-Leiterin
       
       Berlin taz | Tanja Gönner ist 52, CDU-Politikerin, Fußballfan, war
       Sozialministerin, dann Umweltministerin, zudem Verkehrsministerin in
       Baden-Württemberg. 2009 verteidigte sie die geplante Laufzeitverlängerungen
       für Atomkraftwerke. Später warb sie, eine Vertraute von Angela Merkel, wie
       sonst kaum jemand für das [1][Bahnprojekt Stuttgart 21]. Sie trat in
       Talkshows auf, strahlte. Ihre Gegner fanden einen Namen für die Frau mit
       der Kurzhaarfrisur: „schwarze Mamba“, furchtlos, unerbittlich. Vor zehn
       Jahren verließ sie die Politik. Die CDU hatte die Landtagswahlen krachend
       verloren.
       
       [2][Danach leitete Gönner die Deutsche Gesellschaft für Internationale
       Zusammenarbeit (GIZ)] mit rund 24.000 Beschäftigten. Nun kommt die Juristin
       an die Spitze der deutschen Industrielobby: Tanja Gönner wird
       Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
       Das teilte der BDI, der sich als mächtige Stimme der Wirtschaft versteht,
       am Donnerstag mit. Sie ist die erste Frau auf diesem Posten.
       
       Auf der Internetseite des Dachverbands heißt es: „Wir arbeiten daran, dass
       Deutschland ein Industrieland, Exportland und Innovationsland bleibt.“ Der
       BDI bündelt 40 Verbände verschiedener Branchen, die zusammen rund 100.000
       Unternehmen vertreten. Gönners Vorgänger, Joachim Lang, der den Job fünf
       Jahre gemacht hat und vom Energiekonzern E.on kam, ging nach eigenen
       Angaben im Guten.
       
       Doch berichtete die Tageszeitung Die Welt, dass er als zu unionsnah galt.
       Einen Entwurf des Grünen-Wahlprogramms hatte Lang im März vergangenen
       Jahres regelrecht zerrissen: Dieser offenbare „ein ausgeprägt
       dirigistisches Staatsverständnis“ mit einer „sehr eingeengten Perspektive
       auf ein Staatsziel Klimaschutz“. Wenige Monate später wurde der Grüne
       Robert Habeck Bundeswirtschaftsminister. Mittlerweile hat der BDI einen
       groß angelegten Plan vorgestellt, wie Deutschland die Klimaschutzziele
       erreichen könne.
       
       Tanja Gönner hat den Ruf, ihren derzeitigen Job bei der GIZ – Jahresgehalt
       aktuell: rund 297.000 Euro – sehr gut zu machen. 2021 gab sie der
       GIZ-Jahrespressekonferenz das Motto: „Die Krise als Chance nutzen – Mit
       grüner Wirtschaftsbelebung gestärkt in die Zukunft“. Am Donnerstag betonte
       sie, die Transformation zu Klimaneutralität sei eine große Aufgabe, der sie
       sich „mit Respekt und mit großer Vorfreude stelle“. Ihr neues Amt wird sie
       im zweiten Halbjahr 2022 antreten.
       
       2 Jun 2022
       
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