# taz.de -- CDU-Pleite bei Saarland-Wahl: Zusammen gewinnen, allein verlieren
       
       > Nach dem Landtagswahl-Debakel im Saarland wirkt die CDU ungeschlossen.
       > Parteichef Merz betont die Bedeutung von Landesthemen für den
       > Wahlausgang.
       
 (IMG) Bild: Saarwahl: die erste Schlappe für Friedrich Merz, auch wenn er das nicht so sieht
       
       Saarbrücken/Berlin taz | [1][Friedrich Merz bleibt dem Kurs treu], den
       zuvor bereits sein Generalsekretär eingeschlagen hat. Am Montagmittag steht
       der neue CDU-Vorsitzende im Foyer der Parteizentrale vor den Kameras,
       gerade haben die Gremien getagt. Er muss jetzt das Wahlergebnis im Saarland
       kommentieren, es ist die erste Wahl, seit er im Dezember Parteichef
       geworden ist – und es ist ein ziemliches Debakel.
       
       Tobias Hans, der Noch-Ministerpräsident und Landeschef, hat die Wahl nicht
       einfach verloren. Mit ihm an der Spitze ist die Saar-CDU dramatisch
       abgestürzt, mit 28,5 Prozent der Stimmen hat sie das schlechteste Ergebnis
       seit der Angliederung des Saarlands an die Bundesrepublik eingefahren. Nach
       22 Jahren an der Macht muss die CDU in die Opposition – und die [2][SPD
       kann mit absoluter Mehrheit regieren.]
       
       „Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen“, sagt Merz jetzt. Das
       hört sich nach Solidarität an, doch schnell wird klar, dass es wohl nicht
       mehr als eine Floskel ist. Denn dann betont Merz die Bedeutung der
       „landesspezifischen Themen“ für den Ausgang der Wahl und dass die CDU
       bundespolitisch nicht schlecht dastehe. Ganz ähnlich hatte schon
       Generalsekretär Mario Czaja versucht, die Wahlniederlage an der Saar von
       Merz fernzuhalten.
       
       Tobias Hans ist per Video aus Saarbrücken zugeschaltet. Er hat sich
       entschieden, wegen der Landesgremien, die am Nachmittag tagen, im Saarland
       zu bleiben. Er übernehme die politische Verantwortung, sagt Hans und
       kündigt persönliche Konsequenzen an. Das hat er genau so bereits am
       Sonntagabend gesagt, konkretisieren will er es erst später am Tag. Die
       meisten Beobachter:innen rechnen mit einem Rücktritt vom
       Landesvorsitz; fraglich ist, ob Hans, der sein ganzes berufliches Leben in
       der Politik verbracht, auch sein Landtagsmandat niederlegen wird.
       
       Irgendwann ist Hans’ Bild von der Videoleinwand verschwunden, nur seine
       Stimme hört man noch. Das wirkt so, als würde er sich bereits aus dem
       politischen Berlin verabschieden. Hans dankt noch für die Wahlkampfhilfe
       „aus ganz vielen anderen Landesverbänden“. Auffällig ist: Merz dankt er
       nicht. Dieser hatte sich im Wahlkampf äußert rar gemacht.
       
       ## Ende für den Hoffnungsträger
       
       In Saarbrücken spricht der Landtagsfraktionsvorsitzende Alexander Funk
       unterdessen von einer „historischen Niederlage“ und kündigt an, dass der
       CDU-Landesband seine Neuaufstellung noch vor der Sommerpause regeln werde.
       Die Nachfolge des Landesvorsitzenden solle unter Beteiligung der Basis
       erfolgen. Damit ist klar: Funk hat Hans auf diesem Posten bereits
       abgeschrieben. Der Regierungswechsel vor vier Jahren, sagt Funk weiter, als
       Hans als Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer als Ministerpräsident
       installiert wurde, sei in Hinterzimmern geregelt worden. Das müsse dieses
       Mal anders laufen.
       
       Mit Hans geht der CDU einer derer verloren, den man in ihrer jüngeren
       Generation – was bei den Christdemokrat:innen jene in den 40ern sind –
       für einen Hoffnungsträger gehalten hat. Zwei weitere dieser
       Hoffnungsträger, die Ministerpräsidenten in Schleswig-Holstein und NRW,
       Daniel Günther und [3][Hendrik Wüst, müssen sich im Mai den Wähler:innen
       stellen.] Während es für Günther in den Umfragen derzeit ganz gut aussieht,
       muss Wüst bangen. Wie Hans hat er das Manko, nicht durch eine Wahl an
       seinen Posten gekommen zu sein, sondern diesen von seinem Vorgänger quasi
       geerbt zu haben.
       
       Die Saar-CDU hat viele Stimmen an die SPD verloren, ein Teil ihrer
       Anhänger:innen ist nicht zur Wahl gegangen. Nicht unbedeutend ist auch
       eine dritte Gruppe: ehemalige CDU-Wähler:innen, die verstorben sind. Unter
       den über 60-Jährigen, die noch leben, hat die Partei einen derben Einbruch
       erlebt.
       
       Was zu der Frage führt, ob Hans, der innerhalb der CDU zu den eher
       liberalen Kräften gezählt wird, für die konservativen
       Saar-Christdemokrat:innen möglicherweise zu fortschrittlich war. Die
       Erklärung für seine fehlende Popularität könnte aber auch in seinem
       Wankelmut liegen. Mal war Hans für eine einrichtungsbezogene Impfpflicht,
       kurze Zeit später dagegen, mal setzte er sich für das Gendern ein, dann
       ließ er es wieder, zuletzt drehte er ein peinliches Video an einer
       Tankstelle und forderte eine Spritpreisbremse. Das überzeugte viele
       Wähler:innen nicht.
       
       28 Mar 2022
       
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