# taz.de -- Bidens Rede in Polen: Psychologische Kriegserklärung
       
       > Der US-Präsident fordert in Warschau zu Recht, dass Putin nicht an der
       > Macht bleiben kann. Biden spricht damit nur das Offensichtliche aus.
       
 (IMG) Bild: Biden bei seiner Rede in Warschau
       
       Man kann US-Präsident Joe Biden vieles vorwerfen, aber sicher nicht, dass
       er es im Umgang mit dem Kreml an klaren Worten hat fehlen lassen. Schon vor
       einem Jahr nannte er Wladimir Putin einen Killer. [1][Die damalige
       Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock fand die Bezeichnung seinerzeit
       „erstaunlich“]. Für überzogen und unklug hielten auch ihre beiden
       Mitbewerber Bidens Äußerung.
       
       Am Samstag nun hielt Biden in Warschau eine Rede, die eine moralische
       Führungsstärke zeigte, wie man sie bei europäischen Politiker*innen
       vergeblich sucht. Darin fiel auch der Satz, dass Putin nicht an der Macht
       bleiben könne. Natürlich folgte auch hier der Vorwurf auf dem Fuße, dieser
       Satz liefere Putin die perfekte Begründung, den Ukrainekrieg als Akt der
       Selbstverteidigung zu rechtfertigen. Außerdem untergrabe es die
       Möglichkeit, dass der russische Präsident gesichtswahrend aus dem Krieg
       aussteigen kann.
       
       Drei Argumente, die dagegen sprechen: [2][Erstens braucht Putin keine
       zusätzliche Begründung,] er lügt sich die Wirklichkeit schon lange so
       zurecht, wie er sie gerade braucht. Zweitens kann Putin ohnehin gar nicht
       mehr gesichtswahrend aus dem Ukrainekrieg aussteigen.
       
       Drittens ist vollkommen ausgeschlossen, dass die USA aktiv in den Krieg
       eintreten. Und das wäre ja wohl nötig, würde Biden einen Regimewechsel
       herbeiführen wollen. Bidens Satz ist als Zeichen an die Opposition und die
       Eliten in Russland zu verstehen; eine psychologische Kriegserklärung.
       Vielen dürfte damit klar sein, dass Russland mit Putin nicht mehr zur
       Normalität zurückkehren kann.
       
       Biden hat alles in allem lediglich das Offensichtliche ausgesprochen: Um
       Gottes willen, dieser Mann darf doch wohl nicht an der Macht bleiben. Die
       Welt ist mit dem 24. Februar eine andere geworden. Wer das nicht begriffen
       hat, ist entweder so [3][altersstarrsinnig wie Gerhard Schröder], so
       nostalgisch wie der SPD-Außenpolitiknovize Ralf Stegner oder so verblendet
       wie die Linkspartei. Putin ist ein Ausgestoßener und wird es bleiben.
       
       27 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/videos/maischberger-die-woche-video-734.html
 (DIR) [2] /Krieg-in-der-Ukraine/!5841162
 (DIR) [3] /Parteiordnungsverfahren-gegen-Altkanzler/!5835642
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Silke Mertins
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Joe Biden
 (DIR) Wladimir Putin
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Annalena Baerbock
 (DIR) Gerhard Schröder
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Kolumne Durch die Nacht
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Umgang mit Autokrat Putin: Naive Regime-Change-Fans
       
       Auf einen Regimewechsel zu setzen, ist leichtfertig. Nicht mit Putin
       verhandeln zu wollen, ist verständlich, aber falsch. Eine Antwort auf Claus
       Leggewie.
       
 (DIR) Kolumne Durch die Nacht: Feinste Männerlyrik, abgesagt
       
       Wladimir Putins Lieblingsband heißt Ljube und singt von Wagemut und Liebe
       zum Vaterland. Das Konzert in Berlin wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.
       
 (DIR) +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: 5.000 Todesopfer in Mariupol
       
       Nach ukrainischen Angaben wurden in der belagerten Stadt mindestens 5.000
       Menschen getötet. Scholz pocht auf Einhaltung der Gas- und
       Öllieferverträge.
       
 (DIR) Russlands neue Militärstrategie: Unfreiwilliger Strategiewechsel
       
       Die bisherigen Kriegsziele des Kreml sind unrealistisch. Notgedrungen
       orientiert die russische Armee sich nun anscheinend auf den Donbass um.
       
 (DIR) US-Präsident in Polen: Biden zeigt die Zähne
       
       Der US-Präsident erinnert in Warschau daran, dass die Nato mit
       demokratischen Werten verbunden ist. Der Artikel 5 sei ihm „heilige
       Verpflichtung“.
       
 (DIR) Nato-Sondergipfel in Brüssel: Mehr Waffen für die Ukraine
       
       US-Präsident Biden verspricht eine „signifikante“ Unterstützung. Eine
       Entsendung von Truppen schließt das Bündnis weiter aus.