# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Panne bei Live-Übertragung
       
       > Während Putin vor Zehntausenden spricht, bricht die Fernsehübertragung ab
       > – laut Kreml wegen technischer Probleme. Xi Jinping äußert Unmut über den
       > Krieg.
       
 (IMG) Bild: Der russische Präsident bei seiner Rede anlässlich des achten Jahrestags der Krim-Annexion
       
       ## Polen verzeichnet zwei Millionen Geflüchtete aus Ukraine
       
       Inzwischen sind [1][zwei Millionen Geflüchtete] aus der Ukraine nach Polen
       gekommen. Die polnische Grenzschutzbehörde teilte mit, dass die Zahl am
       Freitagmorgen erreicht worden sei. Die ersten der Flüchtlinge waren am 24.
       Februar in Polen angekommen, als Russland in die Ukraine einmarschiert war.
       Die Mehrheit sind Frauen und Kinder, weil Männer im Alter von 18 bis 60
       Jahren zur Verteidigung in der Ukraine bleiben müssen.
       
       Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks sind seit dem Angriff Russlands
       mehr als 3,27 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Polen ist das am
       häufigsten gewählte Ziel der Flüchtlinge. Das Land hat eine fast 540
       Kilometer lange Grenze mit der Ukraine. In Polen leben rund 38 Millionen
       Menschen. (ap)
       
       ## Xi Jinping: Niemand könne an einem Krieg wie in der Ukraine Interesse
       haben
       
       [2][Chinas Präsident Xi Jinping] hat im Gespräch mit seinem US-Kollegen Joe
       Biden chinesischen Staatsmedien zufolge erklärt, dass niemand Interesse an
       Konflikten wie in der Ukraine haben könne. „So etwas wie die Ukraine-Krise
       wollen wir nicht sehen“, wird Xi zitiert. Die USA und China sollten ihre
       internationale Verantwortung akzeptieren und sich für den Weltfrieden
       einsetzen. (rtr)
       
       ## Kreml begründet TV-Unterbrechung bei Putin-Rede mit technischer Panne
       
       Die Übertragung eines Auftritts des russischen Präsidenten Wladimir Putin
       im Staatsfernsehen ist nach Kremlangaben wegen technischer Probleme
       unterbrochen worden. Es habe eine Panne auf einem Server gegeben, sagte
       Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der Agentur Interfax. Wenig später
       wurde die Rede in voller Länge im TV-Kanal Rossija 24 gezeigt. Wie es zu
       der mutmaßlichen Panne kommen konnte, war zunächst unklar.
       
       Das Staatsfernsehen hatte live eine Show aus dem Luschniki-Stadion mit
       Zehntausenden Zuschauern gezeigt, von denen viele russische Fahnen
       schwenkten. Auf der Bühne lobte Putin die Aktionen der russischen Armee in
       der Ukraine. Seine Vorredner priesen den russischen Präsidenten als einen
       Bekämpfer des „Nazismus“ in der Ukraine – eine mehrfach von der russischen
       Führung angeführte Behauptung, die Staats- und Regierungschefs weltweit
       klar zurückweisen. Einen Auftritt in der Arena hatte auch Schlagersänger
       Oleg Gasmanow, der das Lied „Gemacht in der UdSSR“ mit der Auftaktzeile
       „Ukraine und die Krim, Belarus und Moldau, es ist alles mein Land“ darbot.
       
       Laut der Moskauer Polizei hielten sich im und rund um das Stadion mehr als
       200.000 Menschen auf. Anlass der Veranstaltung war der achte Jahrestag der
       russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim. Kurz nachdem der
       Präsident mit dem Reden begonnen hatte, brach die Übertragung jedoch ab.
       Stattdessen wurden aufgezeichnete Bilder von Reden und Konzertauftritten
       gezeigt. (ap/afp)
       
       ## Selenski: Noch „hunderte“ Menschen unter Trümmern von Theater in
       Mariupol
       
       Zwei Tage nach der Bombardierung eines Theaters in der südukrainischen
       Stadt Mariupol sind dort laut Präsident Wolodimir Selenski noch immer
       „hunderte“ Menschen unter den Trümmern eingeschlossen. Mehr als 130
       Menschen hätten lebend gerettet werden können, teilte Selenski am Freitag
       mit. Das Theater hatte als Zufluchtsort für Zivilisten gedient, Russland
       bestreitet eine Verantwortung für das Bombardement des Gebäudes. (afp)
       
       ## 🐾 Auflaufen verboten!
       
       Der Deutsche Fußball-Bund, DFB, Musterexemplar einer deutschen Behörde –
       bräsige Verwaltung; eifriges Intrigantentum; ätzende Durchschnittlichkeit –
       hat nun wieder ein Meisterstück abgeliefert: Ukrainische Profifußballer,
       die aus dem Krieg in ihrem Land nach Deutschland geflohen sind, dürfen hier
       nicht sofort für ihren neuen Verein spielen, schreibt Markus Völker. Die
       ganze Kolumne aus der Reihe „Frühsport“ lesen Sie [3][hier]. (taz)
       
       ## Baltische Staaten und Bulgarien weisen zahlreiche Diplomat:innen aus
       
       Die drei baltischen Staaten und Bulgarien weisen insgesamt zwanzig
       russische Diplomaten aus. Lettland und Estland hätten je drei Diplomaten
       ausgewiesen, teilen die Außenministerien mit. In Litauen betrifft der
       koordinierte Schritt vier Diplomaten. Grund seien Aktivitäten, die dem
       diplomatischen Status der Betroffenen zuwiderliefen, und die anhaltende
       russische Aggression in der Ukraine, schreibt der lettische Außenminister
       Edgars Rinkevics auf Twitter. Auch Litauen spricht von Solidarität mit der
       Ukraine. Estland erklärt, die Diplomaten hätten direkt und aktiv seine
       Sicherheit untergraben und Propaganda verbreitet, die Russlands
       Militäreinsatz rechtfertige. Bulgarien erklärt zehn russische Diplomaten zu
       unerwünschten Personen und begründet dies mit Aktivitäten, die dem
       diplomatischen Status nicht angemessen seien. Die russische Botschaft in
       Sofia bezeichnet dies als weiteren aggressiven Schritt, auf den angemessen
       reagiert werde. (rtr)
       
       ## Ukraine will in Verhandlungen mit Russland EU-Beitrittsantrag nicht
       aufgeben
       
       Die Ukraine will nach eigenen Angaben in den Verhandlungen mit Russland
       [4][ihren Antrag auf Beitritt zur Europäischen Union] nicht aufgeben. Man
       werde nicht darauf verzichten, um einen Kompromiss als Teil einer
       Vereinbarung mit Russland zur Beendigung des Krieges zu erreichen, sagt der
       stellvertretende Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr
       Selenskyj, Andrij Sybiha. „Ich werde kategorisch sagen, dass dies absolut
       inakzeptabel ist. Es ist unsere Entscheidung, der Antrag auf
       EU-Mitgliedschaft wurde eingereicht und wird nun in die Tat umgesetzt“,
       sagt Sybiha im ukrainischen Fernsehen. Die Verhandlungen mit Russland seien
       im Gange, aber schwierig, ergänzt er. (rtr)
       
       ## Putin berät mit nationalem Sicherheitsrat über Ukraine
       
       Unter Vorsitz von Präsident Wladimir Putin hat sich Russlands nationaler
       Sicherheitsrat am Freitag nach Angaben des Kremls mit der Lage in der
       Ukraine befasst. „Bei dem Treffen wurde die aktuelle internationale
       Situation besprochen und der Meinungsaustausch über die laufende
       Spezial-Operation der russischen Streitkräfte in der Ukraine fortgesetzt“,
       sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der Agentur Interfax zufolge.
       Moskau nennt den Krieg gegen das Nachbarland eine „militärische
       Spezial-Operation“.
       
       Zudem habe Putin die ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats über jüngste
       Telefonate informiert, so Peskow. Der Kremlchef hatte zuvor mit
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gesprochen. Am Nachmittag stand nach
       französischen Angaben ein weiteres Telefonat mit [5][Frankreichs Präsident
       Emmanuel Macron] auf dem Programm. (dpa)
       
       ## Sportgerichtshof Cas bestätigt Ausschluss Russlands von WM-Playoffs
       
       Russlands Fußball-Nationalmannschaft bleibt von den Playoffs für die WM in
       Katar ausgeschlossen. Der Internationale Sportgerichtshof Cas lehnte am
       Freitag den Einspruch der Russen gegen die Entscheidung des Weltverbands
       FIFA ab, das Team wegen des Krieges in der Ukraine nicht zu den
       Qualifikationsspielen zuzulassen. (dpa)
       
       ## 🐾 Hässliche Heizdecken für Frieden
       
       Weil EU-Länder täglich 660 Millionen Euro nach Moskau überweisen, solle man
       für den Frieden frieren, heißt es. Hier ein paar Tipps zum Warmhalten von
       unserem [6][Kolumnisten Mohamed Amjahid]. (taz)
       
       ## Ukraine: 35.000 Zivilisten an zwei Tagen aus Mariupol geflüchtet
       
       Etwa 35.000 Zivilisten haben die umkämpfte ukrainische Hafenstadt Mariupol
       nach ukrainischen Angaben während der vergangenen zwei Tage verlassen.
       Diese Zahl nannte der Leiter der militärisch-zivilen Verwaltung von Donezk,
       zu der auch Mariupol gehört, Pawlo Kirilenko, am Freitag.
       
       ## Zwei Millionen Ukrainer:innen über Grenze zu Polen geflüchtet
       
       Seit Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine vor mehr als drei
       Wochen haben [7][zwei Millionen Kriegsflüchtlinge] die Grenze zum
       Nachbarland Polen überquert. Am Freitagmorgen meldete der polnische
       Grenzschutz auf Twitter die Zahl von zwei Millionen Geflüchteten. Es
       handele sich überwiegend um Frauen und Kinder.
       
       Polen nimmt mit Abstand bislang die meisten Flüchtlinge in Empfang, stellte
       aber in den vergangenen Tagen einen Rückgang der Neuankommenden fest. Viele
       der Menschen bleiben zudem nicht in Polen, sondern versuchen weiter nach
       Westeuropa oder auch in weiter entfernte Länder wie Kanada zu reisen.
       
       Die Gesamtzahl der Flüchtlinge, die vor der russischen Invasion in der
       Ukraine flohen, überstieg am Donnerstag 3,1 Millionen Menschen, wie das
       Flüchtlingshilfswerk UNHCR mitteilte. Darunter sind rund 162.000
       Drittstaatsangehörige, die in der Ukraine lebten. Die Vereinten Nationen
       zählten außerdem rund zwei Millionen Binnenvertriebene. (afp)
       
       ## Putin beklagt „ukrainische Kriegsverbrechen“
       
       Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei einem Telefonat mit
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Kremlangaben Kriegsverbrechen der
       ukrainischen Armee beklagt. Beim Beschuss von Wohnvierteln in den Städten
       Donezk und Makijiwka habe es zahlreiche Todesopfer gegeben. „Diese
       Kriegsverbrechen wurden im Westen ignoriert“, hieß es am Freitag in einer
       Mitteilung des Kreml. Das knapp einstündige Gespräch sei dem Krieg und den
       Bemühungen, diesen zu beenden, gewidmet gewesen, teilte die Bundesregierung
       in Berlin mit.
       
       Kanzler Scholz habe „darauf gedrängt, dass es so schnell wie möglich zu
       einem Waffenstillstand, zu einer Verbesserung der humanitären Lage und zu
       Fortschritten bei der Suche nach einer diplomatischen Lösung des Konflikts
       kommt“, hieß es. Bei dem Telefonat auf Initiative von Scholz habe Putin
       erklärt, dass auf russischer Seite alles getan werde, um zivile Opfer zu
       vermeiden, teilte der Kreml mit. (dpa)
       
       ## Baerbock zu neuer Sicherheitsstrategie: Können nicht neutral sein
       
       [8][Außenministerin Annalena Baerbock] hat angesichts des russischen
       Krieges in der Ukraine die Bereitschaft Deutschlands zu einem stärkeren
       internationalen Engagement für Frieden und Sicherheit hervorgehoben.
       Russlands aggressives Vorgehen führe vor Augen: „Bei Fragen von Krieg und
       Frieden, bei Fragen von Recht und Unrecht kann kein Land, auch nicht
       Deutschland, neutral sein“, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag zum
       Start der Arbeit an einer neuen Nationalen Sicherheitsstrategie für
       Deutschland. Dies gelte besonders angesichts der deutschen Geschichte.
       
       „Aus der deutschen Schuld für Krieg und Völkermord erwächst für uns,
       erwächst für mich in der Tat eine besondere Verantwortung“, sagte Baerbock.
       Dies bedeute die Verpflichtung, „jenen zur Seite zu stehen, deren Leben,
       deren Freiheit und deren Rechte bedroht sind“.
       
       Der völkerrechtswidrige Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin
       konfrontiere mit einer neuen sicherheitspolitischen Wirklichkeit, sagte die
       Ministerin. Für die künftige Sicherheitsstrategie gelte: „Im Lichte von
       Russlands massivem Bruch mit unserer Friedensordnung müssen wir die
       Prinzipien, die uns leiten, noch klarer in praktische Politik umsetzen.“
       Entscheidend seien eine klare Haltung, eine gestärkte Handlungsfähigkeit
       und geschärfte außen- und sicherheitspolitische Instrumente. (dpa)
       
       ## Lawrow: „Sanktionen machen uns stärker“
       
       Russland wird seine Wirtschaft an die von zahlreichen Ländern verhängten
       Strafmaßnahmen wegen der Invasion der Ukraine anpassen. „Wir werden die
       Sanktionen überleben“, sagt der [9][russische Außenminister Sergej Lawrow].
       „Sanktionen machen uns stärker.“ Des Weiteren habe Russland jegliche
       Illusion verloren, dass es sich auf den Westen verlassen könnte. Die
       Regierung in Moskau werde niemals eine Weltanschauung akzeptieren, die von
       den USA dominiert sei. Die USA wollten, dass die Welt wie ein Saloon
       aussehe, in dem die Amerikaner das Sagen hätten. „Es gibt viele Länder, die
       nicht die Anweisungen von ‚Uncle Sam‘ entgegennehmen wollen.“ Nicht
       Russland schlage die Tür zum Westen zu, der Westen tue das. (rtr)
       
       ## Gericht bestätigt Sendeverbot für russisches Medium RT in Deutschland
       
       Der [10][russische Staatssender RT] darf sein Programm in Deutschland
       vorerst weiter nicht verbreiten. Das Verwaltungsgericht Berlin lehnte einen
       Eilantrag gegen das Verbot des Programms ab, wie es am Freitag erklärte.
       Der entsprechende Bescheid der Landesmedienanstalt sei aller Voraussicht
       nach rechtmäßig, hieß es. (afp)
       
       ## 🐾 Wie man einen Fake-Account erkennt
       
       Die russische Redakteurin Marina Owsjannikowa protestierte im TV gegen
       Putins Krieg. Dann meldet sie sich bei Twitter zu Wort – glaubten viele.
       [11][taz-Redakteur Sebastian Erb erklärt], wie man in wenigen Schritten
       Fake-Accounts erkennt. (taz)
       
       ## London: Moskau hat Probleme bei Versorgung der Truppen mit Nötigstem
       
       Moskau hat nach Einschätzung der britischen Geheimdienste angesichts seines
       stockenden Vormarsches in der Ukraine Probleme, die eigenen Truppen mit
       Lebensmitteln oder Benzin zu versorgen. Dass Russland keine Kontrolle über
       den Luftraum habe und sich kaum über unbefestigtes Gelände bewege,
       verhindere, dass die russische Armee effektiv mit dem Nötigsten versorgt
       werden könne, hieß es in der Nacht zum Freitag in einem Geheimdienst-Update
       des britischen Verteidigungsministeriums.
       
       Die Gegenangriffe ukrainischer Kräfte zwängen Russland dazu, viele Soldaten
       dafür einzusetzen, ihre eigenen Versorgungswege zu verteidigen. Dies
       schwäche die russische Kampfstärke deutlich, hieß es. (dpa)
       
       ## Bombardement in Mariupol – Zahl der Toten unklar
       
       Nach dem [12][Bombardement eines als Schutzort genutzten Theaters] in der
       ukrainischen Stadt Mariupol ist die Zahl der Opfer immer noch unklar. Der
       Bombenschutzkeller des Gebäudes habe den Beschuss überstanden und einige
       [13][“Erwachsene und Kinder“] seien lebend hinausgekommen, erklärte die
       Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmila Denisowa,
       am Freitag. Die Arbeiten, um den Zugang zu dem Keller freizubekommen,
       dauerten demnach an. Schätzungen zufolge hatten etwa tausend Menschen in
       dem Theaterkeller Schutz gesucht.
       
       Der ukrainische Abgeordnete Sergiy Taruta erklärte, Russlands Blockade der
       Stadt behindere die Rettungsbemühungen. Zwar hätten es einige Menschen aus
       dem zerstörten Theater hinaus geschafft. Aber die anderen, „die das
       Bombardement überlebt haben, werden unter den Trümmern des Theaters
       sterben, oder sind schon tot“.
       
       Nach ukrainischen Angaben hatte Russland das Theater in Mariupol am
       Mittwoch bombardiert, obwohl vor beiden Seiten des Gebäudes gut sichtbar
       das Wort „Kinder“ auf Russisch auf den Boden geschrieben worden war.
       Russland wies den Vorwurf zurück, den Angriff verübt zu haben, und machte
       wie schon nach den Angriffen auf eine Geburtsklinik in Mariupol vergangene
       Woche die nationalistische ukrainische Asow-Brigade verantwortlich.
       
       Wegen Russlands Belagerung von Mariupol lassen sich die Angaben nicht
       unabhängig überprüfen. International löste der Beschuss des Theaters
       Empörung aus. Auch China, das Russlands Krieg gegen die Ukraine bislang
       nicht verurteilte, wandte sich gegen den Beschuss. (afp)
       
       ## 🐾 Humanitäre Korridore in der Ukraine
       
       Mehrere Anläufe, sichere Fluchtwege aus den belagerten Städten der Ukraine
       zu schaffen, sind gescheitert. Für die taz [14][kommentiert Barbara
       Oertel]. (taz)
       
       ## Joe Biden vor Gespräch mit Xi Jinping
       
       US-Präsident Joe Biden will am Freitag mit dem chinesischen Staatschef Xi
       Jinping über Pekings Haltung in dem Konflikt sprechen. Dabei will Biden
       nach Angaben seines Außenminister Antony Blinken Xi vor den „Kosten“
       warnen, die eine Unterstützung „von Russlands Aggression“ für die
       Volksrepublik mit sich brächte. China solle vielmehr seinen Einfluss
       geltend machen, um den Krieg zu beenden.
       
       Die Planungen für das Gespräch laufen bereits seit einem virtuellen
       Gipfeltreffen zwischen Biden und Xi im November, aber es wird erwartet,
       dass die Differenzen zwischen Washington und Peking über die Fortsetzung
       des seit drei Wochen andauernden Ukrainekriegs im Mittelpunkt des Gesprächs
       stehen werden. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, teilte
       mit, Biden werde Xi zu Pekings „rhetorischer Unterstützung“ von Putin und
       der „fehlenden Verurteilung“ von Russlands brutaler Invasion in die Ukraine
       befragen. „Dies ist eine Gelegenheit zu beurteilen, wo Präsident Xi steht“,
       sagte Psaki.
       
       Die seit langem angespannten Beziehungen zwischen den USA und China haben
       sich seit dem Beginn von Bidens Präsidentschaft nur noch weiter verschärft.
       Biden hat China wiederholt für militärische Provokationen gegen Taiwan,
       Menschenrechtsverletzungen gegen ethnische Minderheiten und Bemühungen zur
       Unterdrückung von Verfechtern der Demokratie in Hongkong kritisiert. Mit
       der russischen Invasion hat die Beziehung jedoch möglicherweise einen neuen
       Tiefpunkt erreicht. (afp/ap)
       
       ## Mariupol weiter stark unter Beschuss – Russland soll neun humanitären
       Korridoren zugestimmt haben
       
       Mariupol im Osten der Ukraine steht besonders stark unter Beschuss. Nach
       Behördenangaben starben dort bereits mehr als 2.000 Menschen seit dem
       Beginn von Russlands Ukraine-Invasion am 24. Februar. „In den Straßen
       liegen die Leichen vieler toter Zivilisten“, sagte die 58-jährige Tamara
       Kawunenko der Nachrichtenagentur AFP nach ihrer Flucht aus Mariupol. „Das
       ist nicht mehr Mariupol. Das ist die Hölle.“
       
       Nach ukrainischen Angaben stimmte Russland bei den Verhandlungen zur
       Beendigung des Krieges am Donnerstag der Schaffung von neun humanitären
       Korridoren zu. Auch ein Fluchtweg aus Mariupol sollte demnach eingerichtet
       werden.
       
       Als jüngste Ziele der russischen Angriffe listete die ukrainische Regierung
       unter anderem einen Kindergarten und einen Markt in Charkiw auf. Der
       ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski räumte am späten Donnerstagabend
       in einer Videobotschaft ein, dass die Lage in einigen Städten des Landes
       „schwierig“ sei. Aber „wir werden Euch nicht im Stich lassen und wir werden
       ihnen nicht verzeihen“, versicherte der Präsident. „Ihr werdet frei sein.“
       (afp)
       
       ## Heftige Explosionen am Flughafen von Lwiw
       
       Am Flughafen der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg) haben sich am
       Freitagmorgen heftige Explosionen ereignet. Dort seien mehrere russische
       Raketen eingeschlagen, teilte Bürgermeister Andrij Sadowij auf Telegram
       mit. Der Flughafen selbst sei nicht getroffen, aber ein
       Flugzeugreparaturwerk zerstört worden. Opfer gebe es nach ersten Angaben
       nicht. Sadowij rief die Einwohner auf, auf möglichen Luftalarm zu achten
       und keine Fotos von der Einschlagstelle zu verbreiten.
       
       Lwiw liegt rund 80 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt. In dem seit
       mehr als drei Wochen dauernden russischen Krieg gegen die Ukraine ist es in
       dort bislang vergleichsweise ruhig geblieben, die Stadt ist aber voller
       Flüchtlinge. Bei einer Attacke auf den Truppenübungsplatz Jaworiw unweit
       von Lwiw am vergangenen Sonntag starben nach Kiewer Angaben mindestens 35
       Menschen, 134 wurden verletzt. (dpa)
       
       ## 🐾 Russlands Nachbar Finnland: Die zerrüttete Freundschaft
       
       Auch Finnland als neutraler Staat kehrt Moskau den Rücken. Niina Sinkko
       will weiter Kontakt halten mit russischen Regierungskritiker:innen.
       taz-Redakteur Christian Jakob war in Helsinki, seine Reportage lesen Sie
       [15][hier]. (taz)
       
       ## Dugin: ideologische Schlüsselfigur bei Rechtsextremisten
       
       Deutsche Sicherheitsbehörden stellen schon seit längerer Zeit Kontakte
       zwischen dem einflussreichen russischen Ideologen Alexander Dugin und
       Rechtsextremisten in Europa fest. „Obwohl er keine offiziellen Ämter
       innehat, gilt Dugin als eine ideologische Schlüsselfigur“, heißt es in
       einer Antwort der Bundesregierung auf eine Frage der innenpolitischen
       Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Martina Renner. „Die von Dugin
       propagierten völkisch-nationalistischen Positionen lieferten die Vorlage
       für den völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine“, sagte Renner. Die
       Sicherheitsbehörden müssten sein Netzwerk in Deutschland stärker in den
       Blick nehmen.
       
       Die Denkfabrik „Katehon“, der Dugin vorstehe, sei ein durch eine
       antiwestliche und antiliberale Grundeinstellung gekennzeichneter
       „rechtsextremer Think Tank“. Ideologische Leitmotive seien „die Schaffung
       eines einheitlichen Kulturraums slawisch-orthodoxer Russen sowie eine
       russische Dominanz über große Teile Europas und Asiens“, führt die
       Bundesregierung aus.
       
       In ihrer Antwort, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es
       weiter: „Aufgrund der Parallelen zu faschistischen Ideologien unterhält
       Dugin gute Beziehungen zu diversen rechtsextremistischen beziehungsweise
       rechtsradikalen Gruppierungen, Parteien und Personen in Europa und
       Deutschland.“ Ihm werde ideologischer Einfluss „bis in die Staatsführung
       Russlands hinein“ nachgesagt. In einem inzwischen eingestellten
       Ermittlungsverfahren des Generalbundesanwalts wegen des Verdachts der
       Terrorismusfinanzierung sei Dugin als „Kontaktperson“ des Beschuldigten in
       Erscheinung getreten.
       
       In dem Verfahren ging es um einen Brandanschlag auf ein ungarisches
       Kulturzentrum in der Ukraine im Februar 2019. Ein Gericht in Krakau
       verurteilte in Zusammenhang mit dem Anschlag, der nach Auffassung des
       Gerichts Spannungen befördern sollte, im Jahr 2020 drei Polen. Einer von
       ihnen behauptete, er habe Geld und Anweisungen für den Anschlag von einem
       Deutschen erhalten, der eine Zeit lang Mitarbeiter des
       AfD-Bundestagsabgeordneten Markus Frohnmaier war.
       
       Frohnmaier erklärte später, das Beschäftigungsverhältnis sei am 15. Januar
       2019 beendet worden – „im angeblichen Tatzeitraum gab es auch kein
       Beschäftigungsverhältnis.“ Frohnmaier hatte 2018 mit vier weiteren
       AfD-Bundestagsabgeordneten an einem Wirtschaftsforum auf der von Russland
       annektierten Krim teilgenommen. Sein Ex-Mitarbeiter setzte sich ins Ausland
       ab. Er starb 2021. (dpa)
       
       ## Separatisten in Luhansk melden Beschuss
       
       Die ukrainische Armee soll nach russischen Angaben binnen 24 Stunden
       fünfmal fünf Siedlungen in der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk (LNR)
       beschossen haben. Das berichtete die staatliche russische Agentur Tass
       unter Berufung auf Vertreter der Separatisten in der LNR in der Nacht zu
       Freitag.
       
       Dabei sei in der Kleinstadt Stachanowka eine Metallfabrik beschädigt worden
       und nun ohne Strom, hieß es im Telegram-Kanal des LNR-Vertreters. In drei
       weiteren Orten seien zudem insgesamt 18 Häuser und eine Vorschule
       beschädigt worden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
       (dpa)
       
       ## WHO meldet Attacken auf Krankenhäuser in der Ukraine
       
       Die Weltgesundheitsorganisation hat Angriffe auf Krankenhäuser in der
       Ukraine verurteilt. Seit Beginn der russischen Invasion seien 43 Attacken
       auf Hospitäler und andere medizinische Einrichtungen bestätigt, sagte
       WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag im
       UN-Sicherheitsrat. Dabei seien zwölf Menschen getötet und 34 verletzt
       worden. Die Angriffe gefährdeten Behandlung und Versorgung und seien eine
       besondere Gefahr für Herzkranke, Diabetiker, Krebspatienten und Menschen
       mit Aids und Tuberkulose.
       
       Tedros sagte, die vielen Menschen, die durch die Kämpfe vertrieben worden
       seien, lebten auf der Flucht oft dicht zusammengedrängt. Das erhöhte das
       Risiko von Infektionen mit Corona, Masern, Lungenentzündung oder
       Kinderlähmung. In psychiatrischen Kliniken und Spitälern mit
       Langzeitpatienten würden Medikamente, Nahrung und Decken knapp. Bislang
       habe die WHO 100 Tonnen medizinische Güter in die Ukraine geschickt. Damit
       könnten 4.500 Traumapatienten und 450.000 Patienten in der medizinischen
       Basisbehandlung einen Monat lang versorgt werden. Eine Lieferung mit
       weiteren 108 Tonnen werde vorbereitet. Entscheidend sei jedoch etwas
       anderes. „Die lebensrettende Medizin, die wir jetzt brauchen, ist Frieden“,
       sagte Tedros. (ap)
       
       [16][Hier lesen] Sie die Nachrichten zum Ukrainekrieg vom Donnerstag.
       
       18 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /EU-Verteilung-ukrainischer-Gefluechteter/!5842182
 (DIR) [2] /China-im-russisch-ukrainischen-Krieg/!5838227
 (DIR) [3] /Blamable-DFB-Entscheidung/!5839913
 (DIR) [4] /Ukraine-will-EU-Beitrittskandidat-werden/!5837013
 (DIR) [5] /Praesidentschaftswahl-in-Frankreich/!5838708
 (DIR) [6] /Energiesparen-wegen-Ukrainekrieg/!5837077
 (DIR) [7] /Schwerpunkt-Flucht/!t5201005
 (DIR) [8] /Annalena-Baerbock/!t5469290
 (DIR) [9] /Sergej-Lawrow/!t5016326
 (DIR) [10] /EU-Verbot-russischer-Staatssender/!5835571
 (DIR) [11] /Protestaktion-russischer-TV-Journalistin/!5838751
 (DIR) [12] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5842320
 (DIR) [13] /Aktuelle-Lage-in-der-Ukraine/!5840675
 (DIR) [14] /Humanitaere-Korridore-in-der-Ukraine/!5836545
 (DIR) [15] /Russlands-Nachbar-Finnland/!5838724
 (DIR) [16] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5842320
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mirko Schmid
 (DIR) Leonie Gubela
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Russland
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Wolodymyr Selenskij
 (DIR) Wladimir Putin
 (DIR) GNS
 (DIR) Joe Biden
 (DIR) Xi Jinping
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Sprechen über Flucht: Wer flieht, hat Gründe
       
       Eine sprachliche Unterscheidung zwischen Vertriebenen und Migranten steht
       uns nicht zu. Solche Begriffe suggerieren Dringlichkeiten und schaffen
       Kluften.
       
 (DIR) Nationalistische Feier in Moskau: Schlager, Putin, „Russland!“-Rufe
       
       Mit einer großen Feier begeht Russlands Präsident Putin den Jahrestag der
       Annexion der Krim. Russische Staatsbedienstete müssen teilnehmen.
       
 (DIR) Krieg in der Ukraine: Wie sich Geschichte wiederholt
       
       Das Rentner-Ehepaar Vartanjan musste 2014 aus Donezk fliehen. Jetzt gelang
       es ihnen, der Hölle in Mariupol zu entkommen. Die Geschichte einer Flucht.
       
 (DIR) Putins Monolog an seine Regierung: Brutale Worte aus dem Kreml
       
       In einer Regierungsrede nennt Putin seine Kritiker „Abschaum und Verräter“.
       Allen Andersdenkenden droht er mit einer „Säuberung“.