# taz.de -- Olympische Winterspiele in Peking: Seoul gegen diplomatischen Boykott
       
       > Südkorea will Diplomaten zu den Winterspielen nach Peking schicken. Denn
       > China soll wegen dessen Einflusses auf Nordkorea hofiert werden.
       
 (IMG) Bild: Rutschiges Terrain:auf die Eisschnelläuferinnen folgen Diplomaten aus Südkorea nach Peking
       
       Berlin taz | Trotz Drucks aus den USA will Südkoreas linksliberale
       Regierung die Olympischen Winterspiele in Peking, die am 4. Februar
       beginnen, in keiner Form boykottieren. Anders als das konservativ regierte
       Nachbarland Japan plant Südkorea, eine Delegation von Diplomaten nach China
       zu senden, berichtete kürzlich die englischsprachige Korean Times.
       
       Vielmehr will Südkorea sogar seine strategische Partnerschaft zu China
       weiter ausbauen. Südkorea hofft darauf, China als wichtigen
       Verhandlungspartner in Bezug auf Nordkorea und dessen Atomwaffenprogramm zu
       gewinnen. Denn der Regierung in Peking kommt in dem innerkoreanischen
       Konflikt, der seit gut 70 Jahren andauert, eine Schlüsselrolle zu.
       
       So bekommt Nordkorea mit seinem diktatorischen Machthaber Kim Jong Un nebst
       politischer auch immer wieder finanzielle und wirtschaftliche Unterstützung
       aus China. Ohne Devisen aus China ist das bitterarme stalinistisch geführte
       Regime nach Meinung von Experten kaum überlebensfähig.
       
       Südkorea signalisiert Peking mit dem Festhalten an der Entsendung von
       Diplomaten zu den Winterspielen, dass es sich gegen den langjährigen
       Bündnispartner USA stellt. Diese hatten von ihren Partnern gefordert, die
       Winterspiele diplomatisch zu boykottieren, und hatten dies von Südkorea,
       dessen Sicherheit auch dort stationierte US-Soldaten absichern, auch
       erwartet.
       
       ## Seoul will Peking in den innerkoreanischen Prozess einbinden
       
       Doch Südkorea erhofft sich von China, dass Peking auf Nordkoreas Diktator
       Kim Jong Un gezielt einwirkt und ihn an den Verhandlungstisch zurückbringt.
       Dahinter steckt das Ziel, dass Südkorea Peking mehr und mehr in den
       [1][innerkoreanischen Friedensprozess] einbinden möchte, um so irgendwann
       den festgefahrenen innerkoreanischen Konflikt endgültig beenden und die
       Region stabilisieren zu können.
       
       Da Südkorea selbst Gastgeber der letzten Olympischen Winterspiele in
       Pyeongchang 2018 war, schickt es sich an, auch bei den nächsten Spielen
       diplomatische Präsenz zu zeigen und sich als guter Ex-Gastgeber zu
       präsentieren. Dass die Haltung gegenüber Peking derzeit generell eher
       positiv ist und auf Annäherung steht, liegt sicher auch daran, dass Seoul
       weiß, dass China bei einem Boykott zurückschlagen könnte. Denn das könnte
       Koreas Wirtschaft und Handel nachhaltig treffen.
       
       Südkoreas Präsident Moon Jae In und sein chinesischer Amtskollege Xi
       Jinping hatten zudem 2021 das zurückliegende Jahr als
       koreanisch-chinesisches Kulturjahr ausgerufen, auch wenn bisher noch
       fraglich ist, ob dabei tatsächlich relevante Partnerschaftsprojekte
       entstanden sind. Aber auch das Komitee für zukunftsorientierte Entwicklung
       in den Beziehungen von Korea und China hat kürzlich einen Zukunftsreport
       über gemeinsame Visionen für eine künftige Zusammenarbeit ausgearbeitet.
       
       Vor diesem Hintergrund stehen die Zeichen in Seoul und Peking eher auf
       Annäherung als auf Boykott. Dabei steht noch nicht fest, ob auch eine
       Regierungsdelegation mit nach Peking reisen wird, abgesehen von den
       Komplikationen der Coronapandemie.
       
       6 Jan 2022
       
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