# taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Begrenzte Impfpflicht beschlossen
       
       > Der Bundestag hat eine erste begrenzte Corona-Impfpflicht für
       > Gesundheitspersonal beschlossen. Niedersachsen verschärft Maßnahmen an
       > Weihnachten.
       
 (IMG) Bild: Überlast: Behandlung eines Patienten auf einer Intensivstation
       
       ## Niedersachsen verschärft Maßnahmen an Weihnachten
       
       In Niedersachsen soll es von Heiligabend bis zum 2. Januar landesweit
       verschärfte Corona-Maßnahmen geben. Dann müssen etwa Diskotheken schließen
       und es sind nur Veranstaltungen mit weniger Menschen erlaubt. Das kündigte
       Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Freitag in Hannover an. „Ich bin
       wirklich einigermaßen, ich muss sagen beunruhigt über das, was Anfang des
       Jahres auf uns zukommen kann. Wir müssen uns alle immer wieder daran
       erinnern, dass wir ganz persönlich eine Verantwortung haben, jetzt auch in
       dieser schwierigen Phase der Pandemie gut in Niedersachsen durchzukommen,
       so wie wir das bis jetzt immer geschafft haben“, so Weil.
       
       Zudem wird die Präsenzpflicht an Niedersachsens Schulen vor Weihnachten
       aufgehoben. Vom 20. Dezember an und damit drei Tage vor Ferienbeginn
       könnten die Schülerinnen und Schüler auf Antrag der Eltern vom Unterricht
       befreit werden, kündigte die Landesregierung an. Einen Anspruch auf
       Distanzlernen gebe es an diesen Tagen nicht. Die Ferien sollen aber wie
       geplant am 23. Dezember beginnen und bis zum 7. Januar dauern.
       
       Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) erklärte, die Möglichkeit zur
       Unterrichtsbefreiung werde für Eltern eingeräumt, die wegen noch nicht
       vollständig geimpfter oder geboosterter Familienmitglieder und Angehörigen
       aus Risikogruppen einen weitergehenden Schutz zum Weihnachtsfest benötigen.
       Die Befreiung könne formlos beantragt werden, jedoch nur für alle drei Tage
       am Stück. (dpa)
       
       ## Gericht gestattet Friseurbesuch
       
       Wer in Niedersachsen nicht gegen das Coronavirus geimpft oder von einer
       Covid-Infektion genesen ist, darf nach einer Entscheidung des
       Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Lüneburg nicht vom Besuch beim Friseur
       ausgeschlossen werden. Die derzeitige 2G-plus-Regel bei körpernahen
       Dienstleistungen sei unangemessen und unter Berücksichtigung des aktuellen
       Infektionsgeschehens im Bundesland keine notwendige Schutzmaßnahme, teilte
       das Gericht am Freitag mit. Es bezog sich auf die körperpflegerischen
       Grundbedarfe, wozu etwa der Besuch beim Friseur oder der Fußpflege zählten.
       (dpa)
       
       Japans CO2-Emissionen sinken in Pandemie auf Rekordtief 
       
       In Japan sind die Treibhausgas-Emissionen im Zuge der Corona-Pandemie auf
       ein Rekordtief gesunken. In dem im März 2021 zu Ende gegangenen
       Haushaltsjahr reduzierte sich der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen um gut
       fünf Prozent auf knapp 1,15 Milliarden Tonnen, wie am Freitag aus
       vorläufigen Zahlen des Umweltministeriums in Tokio hervorging. Das ist der
       niedrigste Wert, seit Japan 1990 mit der Aufzeichnung begann. Das
       Umweltministerium sah dennoch keinen Grund zur Zufriedenheit: „Wir können
       kaum behaupten, dass der Rückgang 2020 ganz auf unseren Kampf gegen die
       Klimawandel zurückgeht,“ sagte Yoshiteru Sakaguchi, ein Vertreter des
       Ministeriums, vor Journalisten. Schließlich habe die Corona-Pandemie die
       Industrieproduktion und damit den Energiebedarf gedämpft. (rtr)
       
       ## Bundestag beschließt erste begrenzte Corona-Impfpflicht
       
       Im Kampf gegen die Coronapandemie hat der Bundestag eine erste begrenzte
       Impfpflicht für Gesundheitspersonal und weitere Krisenregelungen
       beschlossen. Für das Gesetz der Ampel-Koalition von SPD, FDP und Grünen
       stimmten am Freitag 571 Abgeordnete. Mit Nein votierten 80 Abgeordnete, 38
       enthielten sich. Am Nachmittag soll darüber auch noch der Bundesrat in
       einer Sondersitzung abschließend entscheiden.
       
       Konkret sollen Beschäftigte in Einrichtungen mit schutzbedürftigen Menschen
       wie Pflegeheimen und Kliniken bis 15. März 2022 Nachweise als Geimpfte oder
       Genesene vorlegen müssen. Neben Ärzten sollen künftig befristet auch
       Apotheken, Zahnärzte und Tierärzte mitimpfen können. Ergänzt und verlängert
       werden sollen Möglichkeiten für die Länder zu regional härteren
       Corona-Beschränkungen. (dpa)
       
       ## Präsenzunterricht hat weiterhin höchste Priorität
       
       Die Minister:innen der Länder haben ihren Kurs für offene Schulen in
       der Coronapandemie bekräftigt. Der kontinuierliche Präsenzunterricht habe
       für sie weiterhin höchste Priorität, um das Recht der Kinder und
       Jugendlichen auf Bildung und Teilhabe zu gewährleisten, heißt es in einem
       am Freitag veröffentlichten Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK).
       Die KMK hatte am Vortag über die aktuelle Coronalage an den Schulen
       beraten. In der vergangenen Woche waren laut Daten aus den Ländern mehr als
       100.000 Corona-Infektionen bei Schülerinnen und Schülern bekannt. Insgesamt
       gibt es rund 11 Millionen Schüler in Deutschland.
       
       „Das Offenhalten der Schulen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“,
       heißt es in dem Beschluss weiter. Nach den umfangreichen Schulschließungen
       im letzten und vorletzten Schuljahr müssten nun Erwachsene Verantwortung
       übernehmen und die verschärften Regeln im öffentlichen Leben konsequent
       einhalten. „Wo notwendig, müssen weitere Kontakt- und Zugangsbeschränkungen
       für ungeimpfte Erwachsene einen zusätzlichen Beitrag zur Eindämmung der
       Pandemie leisten.“
       
       Beschlossen wurden von der KMK zudem Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel,
       Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Unterrichts in einer
       digitalisierten Welt und ein Programm zur Verbesserung der Fortbildung und
       der Unterrichtsqualität im Fach Mathematik. Damit werde darauf reagiert,
       dass nur knapp die Hälfte aller Jugendlichen die mathematischen Kompetenzen
       erreiche, die die KMK in ihren Regelstandards festgelegt habe. (dpa)
       
       ## Inzidenz bei 413,7
       
       Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist im Vergleich zum Vortag leicht
       gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen
       pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 413,7 an.
       
       Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 422,3 gelegen. Vor einer Woche
       lag die bundesweite Inzidenz bei 442,1 (Vormonat: 232,1). Die
       Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 61.288
       Coronaneuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des
       RKI-Dashboards von 05.02 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es
       74.352 Ansteckungen.
       
       Die Corona-Zahlen zeigen, dass sich der Trend nach unten verstärkt. [1][Der
       7-Tage-Mittelwert sinkt auf 53.137, das sind 1.866 weniger als am Vortag.]
       Einen größeren absoluten Rückgang hat es überhaupt erst einmal gegeben.
       Allerdings relativiert sich das, weil wir unverändert auf einem
       besorgnierregend hohen Level sind. Da führen selbst kleinere Ausschläge zu
       größeren absoluten Veränderungen. Der 7-Tage-Mittelwert liegt am Freitag
       7,3 Prozent unter dem Level vor einer Woche. [2][Die Kurve knickt leicht
       nach unten.]
       
       Bei der Bewertung des Infektionsgeschehens ist zu bedenken, dass Experten
       derzeit von einer merklichen Untererfassung ausgehen. Gesundheitsämter und
       Kliniken kommen demnach mit der Meldung von Fällen zumindest in einzelnen
       Regionen nicht mehr hinterher.
       
       Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 484
       Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 390 Todesfälle. Der
       7-Tage-Mittelwert klettert auf 346,9, das sind 16,1 Prozent mehr als vor
       einer Woche. Das Wochenwachstum dieses Wertes nimmt zudem seit 3 Tagen
       wieder zu. [3][Die Kurve zeigt steil nach oben.]
       
       Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 6.423.520 nachgewiesene Infektionen
       mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen,
       da viele Infektionen nicht erkannt werden. (dpa/taz)
       
       ## Pläne für neue Coronamaßnahmen der Regierung
       
       Im Kampf gegen die Coronapandemie sollen Bundestag und Bundesrat an diesem
       Freitag eine erste begrenzte Impfpflicht und weitere Krisenregelungen
       beschließen. Die Gesetzespläne der neuen Koalition von SPD, FDP und Grünen
       sehen vor, dass Beschäftigte in Einrichtungen mit schutzbedürftigen
       Menschen wie Pflegeheimen und Kliniken bis Mitte März 2022 Nachweise als
       Geimpfte oder Genesene vorlegen müssen. Neben Allgemein- und Fachärzten
       sollen auch Apotheken und Tierärzte mitimpfen können. Ergänzt und
       verlängert werden sollen Möglichkeiten für die Länder zu regional härteren
       Beschränkungen.
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte am Donnerstagabend gemeinsame
       Anstrengungen mit den Ländern für eine deutliche Beschleunigung der
       Impfungen an. Mit Blick auf die neue Virusvariante Omikron sagte er nach
       einer Schaltkonferenz mit den Regierungschefs, es sei nun umso dringender,
       dass möglichst viele eine Auffrischimpfung bekämen. Gleichzeitig machten
       Bund und Länder deutlich, dass es keine zusätzlichen Beschränkungen über
       die Weihnachtsfeiertage geben, die Lage aber beobachtet werden soll.
       Nächste Woche soll ein Expertenrat auch genauere Einschätzungen zu Omikron
       geben, wie der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, der
       Nordrhein-Westfale Hendrik Wüst (CDU), sagte. Wenn nötig, solle dann agiert
       werden.
       
       Der Deutsche Städte- und Gemeindebund begrüßte das Bekenntnis zur
       Intensivierung der Impfungen, vermisste aber eine Entscheidung über den
       Umfang einer vollständigen Impfung. „Die vom neuen
       Bundesgesundheitsminister aufgeworfene Frage, ob für den 2G-Status
       zukünftig drei Impfungen erforderlich sind, wurde nicht entschieden“,
       kritisierte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg in der Düsseldorfer
       „Rheinischen Post“ (Freitag). „Das ist bedauerlich, denn so hätte ein
       deutlicher Anreiz für die Booster-Impfung gesetzt werden können.“
       
       Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, der Bayer Klaus
       Holetschek (CSU), sagte dem TV-Sender Welt: „Im Moment spricht viel dafür,
       dass man erst nach drei Impfungen vollständig geimpft sein wird.“ Die
       Fachminister würden am Montag oder Dienstag darüber reden.
       
       Lauterbach hatte im ZDF gesagt: „Die Impfung ist nur abgeschlossen, wenn
       man dreimal geimpft wurde.“ Das sei die neue Realität, um vor der
       Omikron-Variante einigermaßen geschützt zu sein.
       
       Allerdings gab es am Abend einen Bericht über Omikron-Infektionen trotz
       dritter Impfung. Dies soll nach einer Untersuchung bei sieben Deutschen in
       Südafrika der Fall gewesen sein, wie Wolfgang Preiser, Mitglied des
       Forschungskonsortiums, das die Variante entdeckt hat, dem Berliner
       „Tagesspiegel“ (Freitag) sagte. Aber: „Das darf man natürlich nicht falsch
       verstehen, dass die Impfung nicht helfe.“ Auch die Hersteller
       Biontech/Pfizer gehen davon aus, dass ihr Impfstoff weiterhin vor einer
       schweren Erkrankung schützt.
       
       Bis März wollen sie – unter Vorbehalt der behördlichen Genehmigung – einen
       an die Omikron-Variante angepassten Impfstoff bereitstellen. Das
       Bundesgesundheitsministerium arbeitet derzeit an der Beschaffung, wie
       Lauterbach in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ sagte. Die laufe auf
       EU-Ebene wie auch in bilateralen Gesprächen. Er ging zudem davon aus, dass
       die bis Weihnachten angestrebte Zahl von 30 Millionen Erst-, Zweit- und
       Auffrischimpfungen auch nicht ausreichen wird.
       
       Das Robert Koch-Institut (RKI) riet im neuen Wochenbericht trotz des
       leichten Rückgangs der Neuinfektionen zu stärkeren Anstrengungen gegen die
       Pandemie. Die hohe Infektionsgefahr bleibe angesichts der großen Fallzahl
       weiter bestehen, hieß es am Abend. „Nur durch eine Intensivierung der
       kontaktbeschränkenden Maßnahmen und rasche Erhöhung der Impfraten kann die
       Situation verbessert werden.“
       
       Die neuen Ampel-Gesetzespläne sollen beides (wieder) ermöglichen. Sie
       sollen zunächst im Bundestag beschlossen werden und direkt im Anschluss
       auch in der Länderkammer. Ein Überblick:
       
       ■ Spezial-Impfpflicht: Beschäftigte in Einrichtungen wie Kliniken,
       Pflegeheimen und Arztpraxen sollen bis Mitte März 2022 Nachweise über
       vollen Impfschutz oder eine Genesung vorlegen müssen – oder eine
       Arzt-Bescheinigung, dass sie nicht geimpft werden können. Neue Beschäftigte
       brauchen das ab dann von vornherein.
       
       ■ Mehr Impfungen: Über Ärzte hinaus sollen befristet auch Apotheker, Tier-
       und Zahnärzte Menschen ab 12 Jahren impfen dürfen. Voraussetzung sollen
       eine Schulung und geeignete Räumlichkeiten oder Einbindungen in mobile
       Impfteams sein.
       
       ■ Regionale Maßnahmen I: Bei sehr kritischer Lage können die Länder, nach
       einem Parlamentsbeschluss, schon härtere Vorgaben für Freizeit oder Sport
       anordnen – aber nach einem ersten Ampel-Gesetz keine Ausgangsbeschränkungen
       oder pauschale Schließungen von Geschäften und Schulen. Nun soll präzisiert
       werden, dass Versammlungen und Veranstaltungen untersagt werden können, die
       keine geschützten Demonstrationen sind – besonders im Sport mit größerem
       Publikum. Klargestellt wird, dass Schließungen etwa der Gastronomie möglich
       sind – aber nicht von Fitnesscentern und Schwimmhallen.
       
       ■ Regionale Maßnahmen II: Einzelne Länder hatten kurz vor Ende der
       „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ am 25. November noch auf dieser
       alten Rechtsgrundlage umfassendere härtere Maßnahmen beschlossen. Diese
       können bisher bis 15. Dezember in Kraft bleiben. Laut jüngstem Entwurf soll
       die Frist bis 19. März verlängert werden.
       
       ■ Testpflichten: Für Beschäftigte und Besucher in Arztpraxen, Kliniken und
       Pflegeheimen wurden schon Testpflichten festgelegt. Nun soll laut Entwurf
       präzisiert werden, dass Patienten und „Begleitpersonen, die die Einrichtung
       oder das Unternehmen nur für einen unerheblichen Zeitraum betreten“ nicht
       als Besucher gelten – also Eltern beim Kinderarzt oder Helfer bei Menschen
       mit Behinderung.
       
       ■ Kliniken: Kliniken sollen wieder Ausgleichszahlungen erhalten etwa für
       frei gehaltene Betten oder Belastungen durch Patientenverlegung.
       
       ■ Kurzarbeitergeld: Ein Aufstocken des schon bis Ende März verlängerten
       Kurzarbeitergelds soll ermöglicht werden. Demnach sollen ab dem vierten
       Bezugsmonat 70 Prozent der Nettoentgeltdifferenz gezahlt werden – wenn ein
       Kind im Haushalt lebt, 77 Prozent. Ab dem siebten Bezugsmonat sind 80 und
       mit Kind 87 Prozent geplant. Dies soll für Beschäftigte gelten, die bis zum
       31. März 2021 während der Pandemie einen Anspruch auf Kurzarbeitergeld
       hatten. Außerdem sollen die Beschäftigten, die seit April 2021 erstmals in
       Kurzarbeit gegangen sind, für die Zeit von Januar bis März 2022 einen
       Anspruch auf die erhöhten Leistungssätze erhalten. (dpa)
       
       ## Studie zu 29 Ländern: Deutschland recht krisenfest in der Pandemie
       
       In der Coronapandemie haben sich Demokratie, Staat und Verwaltung,
       Wirtschaft und soziale Sicherung einer Analyse zufolge in Deutschland als
       robust erwiesen. Die Bundesrepublik schneide bei der Krisenfestigkeit im
       internationalen Vergleich unter 29 Industrieländern gut ab, liege nach
       Schweden und Neuseeland in der Spitzengruppe, hieß es in einer Studie der
       Bertelsmann Stiftung. Dafür waren 94 Indikatoren von Februar 2019 bis
       Januar 2021 – also im ersten Coronajahr – untersucht worden, mehr als 70
       Experten hatten Länderberichte erstellt. Berücksichtigt wurden
       Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) und Länder der Organisation
       für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
       
       Dennoch gebe es auch hierzulande erhebliche Defizite, die neue
       Ampelregierung müsse bei Digitalisierung und Krisenvorsorge einen Neustart
       angehen, forderten die Studienautoren am Freitag in Gütersloh. Bewertet
       wurden die drei Säulen Widerstandsfähigkeit der Demokratie, Organisation
       des Krisenmanagements von Politik und Behörden sowie drittens die
       Robustheit von Wirtschaft und Sozialstaat in der Pandemie.
       
       Im Teilbereich Demokratie-Robustheit erhielten Polen, Ungarn und die Türkei
       die schlechtesten Noten. „Dort nutzen Regierungen die Pandemie, um
       Bürgerrechte auf Dauer einzuschränken.“ Es zeigte sich, dass es in Staaten,
       in denen demokratische Werte wie Freiheit der Medien, Unabhängigkeit der
       Justiz oder Bürgerrechte schon vor der Krise gefährdet waren, weitere
       „besorgniserregende Rückschritte“ gab, wie die Erhebung betonte. In den
       allermeisten Ländern seien die Parlamente ins Krisenmanagement schlecht
       eingebunden gewesen, vor allem wegen des hohen Zeitdrucks. Deutschland kam
       hier zusammen mit Portugal auf Platz 6.
       
       Beim Krisenmanagement – bewertet mit Rang 5 – habe es auch in der
       Bundesrepublik im ersten Pandemie-Jahr wegen Kompetenzgerangels gehakt,
       bilanzierte die Untersuchung. So hätten sich etwa bei Kontaktnachverfolgung
       und Daten-Management viele Schwächen gezeigt, sagte Studienautor Christof
       Schiller der Deutschen Presse-Agentur. Es brauche mehr Transparenz. Es gehe
       um schnelle und anschauliche Vermittlung von Daten an die Bürger. „Damit
       sie gut informiert sind und die Akzeptanz der vielen einschränkenden
       Maßnahmen erhöht wird.“ Aus der Zivilgesellschaft müssten mehr Experten bei
       politischen Entscheidungen hinzugezogen werden – Gewerkschaften,
       Arbeitgeber, Umwelt- oder auch Sozialverbände.
       
       Zunächst habe sich unter den politischen Akteuren eine recht gute
       Kompromissfähigkeit gezeigt, die dann aber bröckelte, meinte Schiller. „Die
       Profilierung der jeweiligen Länder-Regierungen wurde wichtiger, der
       Bund-Länder-Grundkonsens nahm ab.“ Man sehe hier eine „Baustelle“, beim
       koordinierten Vorgehen müsse Deutschland besser werden. Es brauche zudem
       vorausschauende Politikansätze.
       
       Die schleppende Digitalisierung habe auch den Bildungsbereich getroffen.
       Bei der Krisenanfälligkeit des Schulsystems schneide die Bundesrepublik mit
       Rang 15 eher schlecht ab. Hier gebe es hohen Reformbedarf. Vor allem
       Schüler aus bildungsfernen Familien seien in den Homeschooling-Phasen kaum
       von den digitalen Angeboten erreicht worden, kritisierte Schiller.
       
       Bei der dritten Säule sieht die Studie Deutschland insgesamt auf dem 2.
       Rang – in dem Unterbereich Wirtschaftspolitik dabei sogar auf dem
       internationalen Spitzenplatz. „Dank umfassender Kurzarbeiterregelung und
       solider Staatsfinanzen“, wie Wirtschaftsexperte und Co-Autor Thorsten
       Hellmann schilderte. Auch die sozialen Sicherungssysteme seien im ersten
       Pandemie-Jahr stabil geblieben. Zudem habe das starke Gesundheitssystem
       Deutschland unter deutlich günstigeren Vorzeichen in die Pandemie starten
       lassen als viele andere Staaten.
       
       Laut Studie rangierten bei der Wirtschafts- und Sozialpolitik Japan und
       Frankreich im Mittelfeld, die USA im unteren Drittel, Mexiko bilde das
       Schlusslicht. Alle Staaten hätten sich in der Krise „massiv verschuldet.“
       (dpa)
       
       ## Lauterbach zur Impfpflicht: Verhängung von Bußgeldern unvermeidbar
       
       Zur Durchsetzung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht setzt der neue
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf Bußgelder. „Ins Gefängnis
       muss niemand“, sagte der SPD-Politiker dem „Spiegel“. „Aber die Verhängung
       von Bußgeldern ist unvermeidbar.“ Zur Höhe sagte er, man müsse mit
       Psychologen und Ökonomen reden, „ab wann Strafen eine Wirkung erzielen“.
       Wenn jemand nicht zahle, müssten die Bußgelder „empfindlich erhöht werden“.
       „Aber ich bin mir sicher, dass wir allein mit der Ankündigung der
       allgemeinen Impfpflicht schon sehr viele Menschen erreichen werden.“
       
       Zahlreiche Politiker hatten sich zuletzt für eine allgemeine Impfpflicht
       gegen Corona ausgesprochen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist dafür
       und hat angekündigt, dass der Bundestag darüber ohne die sonst übliche
       Fraktionsdisziplin abstimmen soll. Zunächst stimmt das Parlament an diesem
       Freitag aber über die Einführung einer Impfpflicht für Beschäftigte in
       Einrichtungen wie Kliniken und Pflegeheimen ab, diese sollen ab Mitte März
       Nachweise über vollen Impfschutz oder eine Genesung vorlegen müssen.
       
       Der Gesundheitsminister warnte, es sei kaum zu verhindern, dass die neue
       Omikron-Variante des Coronavirus sich auch bei uns ausbreite. „Die Analysen
       von Expertinnen wie Sandra Ciesek und anderen zeigen alle in dieselbe
       Richtung: Mit der zweifachen Impfung haben wir einen sehr beschränkten
       Schutz gegen Infektionen, möglicherweise gar keinen mehr nach Monaten“,
       sagte er. „Dann wären die Ungeimpften und diejenigen ohne Boosterimpfungen
       im vollen Risiko in Bezug auf die Infektion.“ Wahrscheinlich bliebe ein
       Schutz gegen schwere Krankheit. „Deshalb brauchen wir unbedingt eine
       allgemeine Impfpflicht“, so Lauterbach.
       
       Diese gehöre zu den zwei Dingen, „die uns aus dieser Krise herausführen
       können“ – das zweite sei eine erfolgreiche Boosterkampagne. „Gerade bei der
       Omikron-Variante könnte die Boosterimpfung besonders bedeutsam sein.“ (dpa)
       
       10 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/gereonas/status/1469207902904889349
 (DIR) [2] https://twitter.com/gereonas/status/1469208701592604673
 (DIR) [3] https://twitter.com/gereonas/status/1469209881689444356
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Robert Koch-Institut
 (DIR) GNS
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Bundestag
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Vereinigtes Königreich
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Corona-Expertengremium: Pandemierat mit Diversitydefizit
       
       Die Einrichtung eines Expertenrats ist gut. Nur kommen die
       Sozialwissenschaften zu kurz. Auch die Frauen sind unterrepräsentiert.
       
 (DIR) Scholz im Bundestag: Die neue Kanzlerin
       
       Olaf Scholz outet sich bei seiner Antrittsrede als Merkel – nur ohne Humor.
       Baerbock und Lindner polieren unterdessen ihr Englisch auf.
       
 (DIR) Drittimpfung dämpft Sterbezahlen: Boostern rettet Hunderte Leben
       
       Die Zahl der Coronatoten steigt – aber weniger als zu erwarten wäre. Es
       zeigt sich, dass die Drittimpfung Ältere gut schützt.
       
 (DIR) Coronaregeln in Berlin: 3G macht noch obdachloser
       
       3G auf dem Bahnsteig: Obdachlose ohne Nachweis fliegen raus – aber
       „behutsam“, versichert die BVG. Die Sozialsenatorin rechtfertigt das
       Vorgehen.
       
 (DIR) Eigenheiten der deutschen Coronadebatte: Schimpfpflicht für alle!
       
       Mit dem Virus hat sich in zwei Coronajahren leider auch Klugscheißerei
       pandemisch ausgebreitet.
       
 (DIR) Lockdown-Feiern in 10 Downing Street: Regierungssitz und Partymeile
       
       Berichte über Partys während des Corona-Lockdowns setzen Boris Johnson
       unter Druck. Manche sehen sein politisches Ende gekommen.