# taz.de -- Uganda und China: Ein dubioser Kredit
       
       > Mit ganzen 200 Millionen US-Dollar sicherte sich China breite Befugnisse
       > über den Flughafen Entebbe. Verlierer des Vertrags ist nur Uganda.
       
 (IMG) Bild: Keine Lust auf Chinas Einfluss: Reisende auf dem Flughafen Entebbe
       
       Chinas zunehmender Einfluss im globalen Finanzsystem stößt in Amerika und
       Europa zunehmend auf Kritik, aber Peking dürfte trotzdem schlecht
       vorbereitet gewesen sein, als die chinesische Kreditmaschine in einem
       kleinen armen Land namens Uganda einen fürchterlichen Stunk herbeiführte.
       Es geht um eine eher kleine Summe: 200 Millionen US-Dollar, verliehen für
       den Ausbau von [1][Ugandas einzigem internationalen Flughafen] in Entebbe
       im Jahr 2015.
       
       Es sah aus wie ein ganz normales [2][Kreditabkommen], mit sieben Jahren
       Schonzeit vor Beginn einer auf 20 Jahre angesetzten Tilgungsfrist. Aber nun
       lernt China die alte afrikanische Weisheit, dass eine Afrikanerin, die
       schnell Ja sagt, ein großes Problem mit sich herumschleppen muss, wie
       Unfruchtbarkeit oder eine Krankheit. Afrikanische Mädchen sagen
       üblicherweise ihrem Verehrer immer wieder Nein, auch wenn sie eigentlich
       vor Liebe schon verglühen.
       
       Aber als die chinesischen Banker Uganda ihr Kreditangebot für den Flughafen
       Entebbe unterbreiteten, unterschrieben die Unterhändler des ugandischen
       Finanzministeriums sofort, ohne es überhaupt gelesen zu haben. Sechs Jahre
       später gab es in Uganda Wahlen, in denen eine neue Jugendpartei unter einem
       [3][Reggaemusiker] auf den zweiten Platz kam und zur größten
       Oppositionsfraktion im Parlament aufstieg. Manche ihrer Abgeordneten waren
       so jung, dass sie nach ihrer Wahl erst mal zurück zur Schule mussten.
       
       Sie setzen jetzt ihr elementares Wissen ein, um die schreiende Inkompetenz
       so mancher Regierungshandlungen aufzuzeigen, und der chinesische
       Entebbe-Deal ist einer davon. Als die neuen Parlamentarier mit den
       Babygesichtern begannen, Fragen zu stellen, stellte sich heraus, dass der
       Entebbe-Kreditvertrag China lächerlich breite Befugnisse verleiht, darunter
       die Macht, den Haushalt der ugandischen Luftfahrtbehörde zu genehmigen oder
       eben auch nicht, sodass nun deren Einnahmen auf ein Sperrkonto unter
       Kontrolle des Kreditgebers fließen.
       
       ## China gerät in Verruf
       
       Und noch schlimmer: Gibt es Streit über den Vertrag und muss er revidiert
       werden, muss das vor einem chinesischen Gericht geklärt werden. In China.
       Und so haben ein paar Jungs frisch von der Schule, die das parlamentarische
       Verfahren erst noch lernen müssen, einfach mal aufgedeckt, wie unfair
       chinesische Kredite in Afrika funktionieren können.
       
       Jeder kennt jetzt Uganda als Beispiel für Chinas Ungerechtigkeit in Afrika,
       von leseunkundigen ugandischen Bauern bis zu chinakritischen
       Intellektuellen in Europa und Amerika. Durchschnittliche Ugander sind jetzt
       davon überzeugt, dass ihr einziger großer Flughafen den Chinesen gehört,
       zum Schleuderpreis verscherbelt, und damit auch die Souveränität ihres
       Landes. Es zirkulieren Photoshop-Bilder vom Flughafen Entebbe mit
       chinesischen Schriftzeichen.
       
       Der größte Vorwurf ist ganz klar den schläfrigen afrikanischen
       Unterhändlern zu machen – das Mädchen, das Ja sagt, bevor es überhaupt
       gefragt wurde. Der Vollständigkeit halber: Ugandas frischgekürter
       Generalstaatsanwalt Kiryowa Kiwanuka hat dem Parlament versichert, der
       Kreditvertrag sei zwar nicht gut, aber auch nicht so schlecht, als dass er
       die chinesische Übernahme des Flughafens ermögliche. Schließlich sind die
       sieben Jahre Schonfrist, bevor die Rückzahlungen einsetzen, noch gar nicht
       vorbei.
       
       Peking findet sich in der ungewohnten Position eines Mannes wieder, der das
       Mädchen bittet, noch nicht Ja zu sagen, damit er nicht als Belästiger
       dasteht.
       
       Aus dem Englischen: Dominic Johnson
       
       11 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://entebbe-airport.com/
 (DIR) [2] https://eurasiantimes.com/china-gobbling-entebbe-airport-israel-orlds-most-daring-military-ops/
 (DIR) [3] /Ein-Rapper-fordert-den-Staat-heraus/!5656598
       
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 (DIR) Joachim Buwembo
       
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