# taz.de -- Veränderungen bei Politik und Kirche: Was ist denn „auskömmlich“?
       
       > Hartz IV heißt bald Bürgergeld, die SPD stellt sich neu auf und die
       > katholische Kirche will den Alten-weißen-Mann-Charme ablegen.
       
 (IMG) Bild: Die SPD wird sich neu aufstellen – gleiches versucht auch die Katholische Kirche
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: CDU-Spitze wählt die Basis zur Trümmerfrau.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Wie Laschet die eigene Insolvenz verwaltet, hat schon Größe.
       
       [1][Hartz IV heißt bald Bürgergeld]. Im taz-Interview sagte SPD-Vorsitzende
       Saskia Esken, es soll „auskömmlich“ sein. Was genau dürfen wir uns darunter
       vorstellen? 
       
       „Auskömmlich“ sind weder die 446 Euro Ist-Zustand noch die 600 Euro, die
       Sozialverbände fordern. Bis zum Lohn ist da noch reichlich Abstand, zumal
       der Mindestlohn erhöht werden wird. Esken macht jedoch zwei interessante
       Angebote: Differenzierungen. Für die alleinerziehende Mutter kann nicht der
       gleiche Jobdruck gelten wie für Ungebundene. Ein neues Kindergeld könne
       endlich den Wohlstand der Eltern berücksichtigen. Im günstigen Fall gibt es
       auf die Frage „wie hoch wird das Bürgergeld?“ also keine Antwort, weil es
       viele, jeweils angemessenere Leistungen geben wird. Bisher ist dieses
       „Bürgergeld“ nur eine gute Nachricht für die Familie Hartz. So möchte man
       nicht heißen.
       
       Genosse Norbert Walter-Borjans will nicht mehr für den SPD-Vorsitz
       kandidieren. Er habe die Partei auf Kurs gebracht und nun sollten Jüngere
       ans Steuer. Was glauben Sie, wer sein Nachfolger wird? 
       
       Die vielgeschmähte [2][Links-links-Lösung Nowabo und Esken] erlaubte es der
       SPD, zugleich einen recht rechten Kandidaten zum Erfolg zu führen. Zudem
       hielt sich das Geltungsbedürfnis der beiden elder statespeople wohltuend in
       Grenzen. Esken weiß, dass sie alles ist, was sie jemals hätte werden
       können. Scholz wird das gerade. Nun ließe sich neben Esken mit Lars
       Klingbeil ein eher rechter Sozi aufbauen, der Kampagne und Timing und klug
       Schnauze halten kann. Kevin Kühnert muss zur Bewährung erst mal in
       irgendein Amt, und „Karl Lauterbach vom Dienst“ bei Markus Lanz ist kein
       Amt. Natürlich spricht auch nichts gegen eine gendersymbolische
       Doppelfrauenspitze – außer Franziska Giffey, die es sofort machen würde.
       Eben.
       
       Von wegen alter weißer Mann: die katholische Jugend diskutiert darüber,
       Gott* in Zukunft zu gendern und damit Pluralität in das Gottesbild zu
       bringen. Halleluja oder um Gottes willen? 
       
       Gute Idee, will man AltgermanInnen lachen hören: [3][Das Wort „Gott“ war
       ursprünglich ein Neutrum und galt für Gottheiten] beiderlei Geschlechts. Es
       stammt vielleicht vom „anrufen“ wie beim Gebet oder „ausgießen“ wie beim
       Opfer. „Erst unter christlichem Einfluss wird das Genus maskulin“, notieren
       etymologische Lexika. Ich rufe der katholischen Jugend zu: Ihr habt’s
       versaut, bringt es gottverdammt nochmal in Ordnung. Das Gott.
       
       [4][Facebook heißt jetzt Meta.] Der neue Name kann jedoch nicht
       verschleiern, was [5][die „Facebook Papers“] aufgedeckt haben: unter
       anderem soll über die Plattform Menschenhandel betrieben worden sein –
       Facebook gibt sich nichtsahnend. Haben Sie Ihren Account schon gelöscht? 
       
       Ich weiß, bei Facebook zu sein, um es „nur als Verbreitungsweg zu nutzen“
       ist wie die Leute, die damals den Playboy nur wegen der guten Interviews
       lasen. Ich bin da mit meiner Tochter „befreundet“ und ein paar Leuten, die
       ich versehentlich angeklickt habe. Über die weiß ich jetzt schon mehr als
       damals ihr Führungsoffizier. Ja, müsste man löschen, bis globalen
       Plattformen auch globale Regulierungen gegenüberstünden.
       
       Es ist wieder so weit: mit dem Beginn der Winterzeit wurden die Uhren eine
       Stunde zurückgestellt. Eine Forsa-Umfrage von 2020 ergab, dass viele
       Deutsche infolgedessen unter Schlafstörungen, Gereiztheit und depressiven
       Verstimmungen leiden. Was sind Ihre Tipps gegen den Mini-Jetlag? 
       
       Niemand will die Zeitumstellung, die ehedem wissenschaftlichen Argumente
       sind widerlegt, die militärischen hinfällig. Die EU-Kommission und das
       EU-Parlament wollen sie seit 2018 abschaffen. Also ist die Sommerzeit eines
       jener Unglücke, an denen wir festhalten, weil wir uns das Glück zwar
       wünschen, aber im Unglück eher zu Hause fühlen. Mit dieser tiefen Einsicht
       kann man die Bonusstunde im Herbst verbringen.
       
       Ab 2022 soll in Spanien Süßigkeitenwerbung verboten werden, die sich
       gezielt an Kinder richtet. Brauchen wir das in Deutschland auch? 
       
       Ja. Doch wie heißt dann Kinder-Schokolade in Spanien? Altersinklusives
       Überraschungsei?
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Wir haben einen gut aussehenden Trainer, aber die Kölner haben einen
       hochemotionalen, quasi rheinischen Klopp, mit einer Laufleistung knapp
       oberhalb aller Feldspieler, also – 2 zu 0 schön aber nicht ganz gerecht.
       
       31 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Buergergeld-in-Koalitionsverhandlungen/!5806593
 (DIR) [2] /Rueckzug-von-Norbert-Walter-Borjans/!5808620
 (DIR) [3] /KjG-ueber-Genderstern/!5807512
 (DIR) [4] /Namensaenderung-bei-Facebook/!5811732
 (DIR) [5] /Schwerpunkt-Meta/!t5009279
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
       
       ## TAGS
       
 (DIR) IG
 (DIR) SPD
 (DIR) Hartz IV
 (DIR) Schwerpunkt Meta
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
 (DIR) Kolumne Die Woche
 (DIR) Katholische Kirche
 (DIR) Mindestlohn
 (DIR) Schwerpunkt Wahlen in Berlin
 (DIR) Gendern
 (DIR) Whistleblower
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Erhöhung des Mindestlohns: Hilfe für Millionen
       
       Der Mindestlohn soll auf 12 Euro erhöht werden. Davon profitieren vor allem
       Beschäftigte bei Postunternehmen und in der Gastronomie.
       
 (DIR) Koalitionsverhandlungen in Berlin: Rot-Grün-Rot soll messbar werden
       
       Beim zweiten Treffen der Spitzen von SPD, Grünen und Linker war vor allem
       der Umgang miteinander das Thema. Auch ein Monitoring ist geplant.
       
 (DIR) KjG über Genderstern: Ach Gottchen*
       
       Gott als alter weißer Mann? Muss nicht sein. Eine katholische
       Jugendorganisation diskutiert deswegen darüber, Gott* künftig zu gendern.
       
 (DIR) Namensänderung bei Facebook: Konzern heißt jetzt Meta
       
       Mitten in der Whistleblower-Affäre kündigt Firmenchef Mark Zuckerberg
       Großes an. Der Konzern ändert seinen Namen und will ein „Metaversum“
       aufbauen.