# taz.de -- Erfolge deutscher Radsportlerinnen: Jetzt nur noch die WM
       
       > Im französischen Roubaix beginnt an diesem Mittwoch die Bahnrad-WM. Das
       > deutsche Frauenteam ist mit vielen Favoritinnen vertreten.
       
 (IMG) Bild: Der Frauen-Bahnvierer in Action, hier bei der Europameisterschaft Anfang Oktober in der Schweiz
       
       „Wenn man Olympiasiegerin ist und Europameisterin, hat man auch das Ziel,
       auch noch die Streifen zu ergattern“, sagt eine gut gelaunte Mieke Kröger.
       Die 28-jährige Radsportlerin wurde in diesem Sommer in Tokio gemeinsam mit
       Lisa Brennauer, Lisa Klein und Franziska Brauße in Weltrekordzeit
       Olympiasiegerin in der Mannschaftsverfolgung. Danach, Anfang Oktober, wurde
       sie [1][Europameisterin], das neue Format Champions League steht auch noch
       an. Und zwischendrin wurde Kröger gemeinsam mit Klein und Brennauer sowie
       den männlichen Profis Nikias Arndt, Max Walscheid und Tony Martin
       Weltmeisterin in der [2][Mixed-Staffel] auf der Straße.
       
       Wenn Mieke Kröger von „die Streifen“ redet, meint sie also das
       Weltmeistertrikot in Regenbogenfarben, Version Bahn. Ansporn gibt ihr und
       ihren Kolleginnen auch der Veranstaltungsort, das französische Roubaix.
       
       Denn erstmals wurde in diesem Jahr der Kopfsteinpflaster-Klassiker
       Paris–Roubaix auch für Frauen ausgerichtet. Ziel war traditionell das alte
       Velodrom von Roubaix. Kröger erreichte das Ziel zwar nur jenseits des
       Zeitlimits. Eine unvergessliche Erfahrung war es für sie dennoch. „Das
       Rennen an sich war eines, auf das ich mich unglaublich gefreut habe. Es ist
       ein ganz besonderes Gefühl. Es ist eine besondere Motivation“, meinte sie.
       
       Brennauer wurde bei dieser Schlammschlacht sogar Vierte, als
       Einzelkämpferin mit knapp zwei Minuten Rückstand auf Siegerin Lizzie
       Deignan. „Für mich war es auch mit total vielen Emotionen verbunden. Das
       letzte schöne Pflasterstück mit den ganz vielen Erinnerungen, das war für
       mich schon ein Highlight“, erinnert sie sich. „Ich werde vor allem den
       Moment nicht vergessen, wie man ins Velodrome einfährt.“
       
       ## Kopfsteinpflaster und gepflegtes Holzoval
       
       Um das Wetter draußen muss sie sich jetzt nicht mehr kümmern. Jetzt findet
       alles auf einem Holzoval in einer wohl temperierten Halle statt. „Wir haben
       nicht den Druck, unbedingt abliefern zu müssen. Bei der EM haben wir noch
       mal gezeigt, dass wir es können, auch in dieser Konstellation“, meinte
       Brennauer zum Abschluss einer extrem langen Saison, die bei ihr Ende
       Februar mit dem Straßenklassiker Omlop Het Nieuwsblad begonnen hatte.
       
       Gedämpftere Stimmung herrschte bei den Sprintspezialistinnen. Die sind zwar
       auch sehr erfolgreich. Lea Friedrich, frisch gebackene Europameisterin im
       Keirin, verbrachte die letzten Tage wegen einer Erkrankung aber vornehmlich
       im Bett. „Ich habe aber ganz gut regeneriert und freue mich anzutreten, vor
       allem im Teamsprint“, sagt die 21-Jährige. Dort tritt sie gemeinsam mit
       Emma Hinze an. Hinze war bei der letzten WM in Berlin mit drei Titeln die
       Königin. Bei Olympia holte sie gemeinsam mit Friedrich die Silbermedaille
       im Teamsprint, wurde Vierte im Sprint und Siebte im Keirin.
       
       Weil vor diesen Ergebnissen oft das Wörtchen „nur“ platziert war, gerät
       Hinze in Zorn. „Es war teilweise sehr traurig und unfair, wie mit uns
       umgegangen wurde“, klagt sie jetzt vor der WM. „Viele aus dem Radsport in
       Cottbus haben mir zu Silber gratuliert mit dem Satz ‚Trotzdem Glückwunsch‘.
       Wieso trotzdem? In Zeitungsartikeln stand beispielsweise ‚lediglich
       Silber‘“, schimpft sie. „Die Wahrnehmung einer Silbermedaille in der
       Gesellschaft ist einfach traurig. Es zählt bei Olympia nur Gold.“ Für die
       Zukunft forderte sie „mehr Sensibilität von Öffentlichkeit und Medien“ ein.
       
       Ein neues Weltmeistertrikot strebt die 24-Jährige selbstverständlich an
       diesem Mittwoch aber an. Sie wehrt sich nur gegen zu großen
       Erwartungsdruck. Und sie hat ihre eigene Einstellung verändert. Die WM gehe
       sie jetzt lockerer und nicht so verbissen wie Olympia an, verrät sie. Bei
       ihr kommt die Lockerheit aus einer überwundenen Krise. Der Bahnvierer der
       Frauen hingegen – Entscheidung am Donnerstag – wirkt gelassen wegen des
       Erfolgs.
       
       20 Oct 2021
       
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