# taz.de -- Proteste in Eswatini: Schulen landesweit geschlossen
       
       > Proteste von Schülern in dem südafrikanischen Kleinstaat sind erneut
       > eskaliert. Die Monarchie hat nun alle Schulen auf unbestimmte Zeit
       > geschlossen.
       
 (IMG) Bild: Eswatinis König Mswati III. empfängt den britischen Prinzen Charles in Mbabane 1987
       
       Mbabane taz | In Eswatini (ehemals Swasiland) eskalieren erneut die
       Proteste von Schülern und Studenten gegen König Mswati III. und das
       [1][gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte] dagegen. Mindestens zwei
       Schülerinnen sind in den letzten Tagen durch Schüsse verletzt worden, eine
       unbekannte Anzahl wurde verhaftet. Schulgelände sind zu Kampfzonen
       geworden, in denen die Polizei auch Tränengas einsetzt.
       
       Premierminister Cleopas Dlamini verkündete am Samstag die Schließung aller
       Schulen des Landes „auf unbestimmte Zeit mit sofortiger Wirkung“. Zuvor war
       Schulunterricht landesweit sowieso zum Stillstand gekommen, weil sich
       Schüler und Studenten der Demokratiebewegung anschließen. Noch nie seit der
       Unabhängigkeit 1968 war Eswatinis absolute Monarchie mit einem solchen
       Protest konfrontiert.
       
       In sozialen Medien ist zu sehen, wie eine angeschossene Grundschülerin sich
       vor Schmerzen krümmt und nach Luft schnappt. In einem anderen Vorfall soll
       die königliche Polizei am Montag aus nächster Nähe auf eine Schülerin der
       Duze High School in der Region Lubombo geschossen haben. Sie liegt jetzt im
       Krankenhaus.
       
       An der Oberschule Sphofaneni High in der gleichen Region haben Schüler ihre
       Schule blockiert, verweigern jeden Zugang und singen revolutionäre Lieder.
       In der Hauptstadt Mbabane stürmte die Polizei die Oberschulen John Wesley
       Secondary und Mater Dolorosa High School und nahm eine unbekannte Anzahl
       von Kindern mit. Konfrontationen zwischen Schülern und Polizei werden auch
       aus den Orten Simunye und Piggs Peak gemeldet.
       
       ## Schüsse auf Grundschüler
       
       Die meisten Schulen haben den Unterricht schon vergangene Woche eingestellt
       und die Kinder nach Hause geschickt. Die Proteste fokussieren sich auf die
       Forderung nach Freilassung der reformorientierten Parlamentsabgeordneten
       Bacede Mabuza und Mthandeni Dube. Sie sitzen in Haft seit Ende Juli, als
       Demokratieproteste um den Preis von über 70 Toten niedergeschlagen wurden.
       
       Am Dienstag schloss bereits die führende Universität des Landes, die
       University of Eswatini, ihren Campus in Kwaluseni bis auf Weiteres.
       Vizekanzler Justice Thwala begründete diesen Schritt mit „Unruhen, die die
       Sicherheit von Mitarbeitenden, Studenten und Universitätseigentum
       gefährden“. Kanzler der Universität ist König Mswati III. Noch am gleichen
       Tag wurde das Universitätsgelände geräumt.
       
       Die Kinderrechtsbewegung Childrens’ Consortium äußerte ihre Sorge darüber,
       dass Schulen zum Austragungsort politischer Konflikte werden und Kinder
       darunter leiden. „Ein Kind ist ein Kind, egal unter welchen Umständen“,
       erklärte die zivilgesellschaftliche Gruppe. „Dies wird sich auf die Zukunft
       der Kinder und auf die Entwicklung des Landes auswirken.“
       
       ## Ministerin forderte Eltern zur Kontrolle ihrer Kinder auf
       
       Bildungsministerin Lady Howard Mabuza hatte sich vergangene Woche noch
       gegen Forderungen gewandt, den Unterricht und damit die Prüfungsordnungen
       formal auszusetzen. Sie forderte Eltern dazu auf, stattdessen selbst ihre
       Kinder unter Kontrolle zu bringen. „Kinder müssen zu anständigem Verhalten
       angehalten werden, besonders in Zeiten wie diesen“, sagte Mabuza.
       
       Kritiker werfen König Mswati III. vor, das ehemalige Swasiland mit rund 1,3
       Millionen Einwohnern wie sein Privateigentum zu regieren, seit er im Jahr
       1986 im Alter von 18 Jahren den Thron bestieg. Sein Vater Sobhuza hatte
       1973 die demokratische Verfassung des Landes, die es bei der Unabhängigkeit
       fünf Jahre zuvor bekommen hatte, abgeschafft und sich sämtliche
       legislative, exekutive und judikative Macht selbst erteilt. Dies bleibt bis
       heute bestehen.
       
       18 Oct 2021
       
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